Savinama - Der Wächter: Fantasy-Roman (German Edition)
ihn schon länger nicht mehr gesehen.“ Kleine Falten traten auf der Stirn des Mannes hervor. „Rufst du ihn denn nicht mehr?“ Langsam schüttelte sie den Kopf. „Es liegt bei ihm uns zu besuchen und nicht in meinem Ermessen ihn zu rufen.“
„Und doch muss etwas wichtiges Geschehen sein. Ich bitte dich es mir zu sagen, es ist sehr wichtig.“ Die Priesterin holte tief Luft.
„Ihr habt das Kind auf dem Arm meines Mannes gesehen?“
„Aé.“
„Es ist die Tochter des Wächters.“ Sie warf ihm die Wahrheit ohne Umschweife vor die Füße. Shorbo glaubte in diesem Moment jemand zöge ihm die Welt unter den Füßen weg. Er konnte es nicht fassen. Er machte einen Schritt zurück und ließ sich auf einen alten Baumstamm nieder.
„Die Tochter …?“ Sie setzte sich vor ihm auf den Boden.
„Ihr klingt entsetzt Shorbo, wart ihr es nicht, der mir sagte, dass ich mir keine Sorgen machen soll?“ Der alte Mann strich sich immer wieder mit der linken Hand durch den Bart. Jede seiner grauen Zellen schien in Bewegung.
„Ja, Ineana, das sagte ich dir. Doch in dem Glauben, unsere Tage seien gezählt und dass es ein Weg ohne Anfang für uns wird. Es ist… ich bin beunruhigt. Du sagst, du hast ihn nicht mehr gesehen? Seit wann?“ Der Kreisführer riss sich zusammen, um wieder etwas ruhiger zu klingen. Die Magierin seufzte. „Seit der Geburt seiner Tochter in jener Nacht, als er dem Land den Regen zurückgab.“ Endlich lächelte er sie mal an.
„Darf ich sie sehen?“ Ineana musste schmunzeln. „Sicher, kommt.“
Zusammen kehrten sie zurück. Arthol saß mit dem Kind auf dem Arm vor dem Haus. Shorbo beugte sich vor.
„Sie ist zauberhaft.“ Man hörte einen leichten Hauch Besorgnis, doch wie sie nun den Daumen halb in den Mund steckte und ihn aus großen Augen anblickte, konnte er ein warmes Lächeln nicht vermeiden.
Shorbo saß an diesem Abend lange in seinem Arbeitszimmer, ließ seine Ströme wandern, bis er fand, was er suchte. Dies hatte er schon Jahrhunderte nicht mehr getan und eigentlich auch gewünscht, dass es nicht wieder vorkommen solle. Als der Wächter vor ihm erschien, verbeugte er sich tief.
„Ich grüße euch, mein Freund. Unsere Wege scheinen immer kürzer zu werden.“ Savinama nickte leicht. Irrte sich Shorbo oder wich er seinem Blick aus?
„Es ist mir bewusst, warum ihr wünscht meiner zu sprechen.“
„Ihr seid verrückt geworden!“ Der Kreisführer klang nun das erste Mal wütend. „Wie könnt ihr gegen euch selber so etwas tun?“ Der Wächter schwieg. „Als ihr meintet den Kreislauf umzukehren, habt ihr auch nur eine Sekunde darüber nachgedacht, was dies für euch bedeutet? Für uns alle? Wie lange schafft ihr es eure eigene Mitte dermaßen herauszufordern?“
„Ist das relevant?“
„Wenn es darum geht, dass die Elemente aus den Fugen geraten, dann ist es relevant.“ Savinamas Blick verfinsterte sich. Und das erschreckte Shorbo noch viel mehr. Emotionen beim Wächter?
„War es nicht euer Wort, das mir sprach zu sehen?“
„Ach Savinama, auch ich kann ein alter Trottel sein, wer hätte denn mit so etwas gerechnet? Aé, so bin ich eine Seite der Elemente, jeder von uns kann für immer gehen, es wird ihm einfach ein neuer Wächter folgen. Aber nicht ihr… Ihr seid das Gleichgewicht.“
„Eure Worte würden den Sekunden den Namen Wunder geben.“ Savinama beugte den Kopf nach unten. Shorbo begriff, dass er die Geburt des Kindes meinte und wusste gerade nicht, ob er lachen oder verzweifeln sollte. Der Vigil sprach von einem Wunder? Wo er doch das größte von allen war, würde man ihn den Magiern und Menschen präsentieren. Der Kreislauf des Lebens in einer Person.
„Sie ist wunderschön“, sprach er endlich sanft. Der Wächter sah ihn wieder an.
„Ihr habt gesehen?“ Shorbo lachte.
„Aé! Und sie wird ihrer Mutter noch viel Freude bereiten, denn schon jetzt konnte ich viele eurer Energien in ihr fühlen. Die Frage ist, wie weit wird sich ihr Weg entwickeln, denn ihr wisst wohl, dass es nicht ewig so bleiben wird.“
„Ich wünsche euer Verstehen, wenn es nicht der Moment ist, wo meine Gedanken den Kreisen des Wassers folgen.“ Shorbo erhob sich und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
„Ich verstehe es, besser als ihr denkt. Ob ich hier lebe, nimmt nicht wirklich Einfluss auf irgendetwas, solange das Geheimnis bewahrt bleibt. Ihr jedoch, mein Freund, seid unserer aller Mitte und habt eigensinnig den Kreis des Lebens verändert. Wer sagt, dass ihr
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