Savinama - Der Wächter: Fantasy-Roman (German Edition)
seine übergleiten. Eine Gabe, die selten war. Sie konnte endlos tief in die Ströme eines anderen eingreifen. Doch da sie gleichzeitig auch jeden Schmerz, jedes Glück empfand wie ihr eigenes, war dies der Grund, warum sie meist abweisend wirkte. Es war nicht leicht die eigenen Gedanken und Gefühle von denen anderer zu unterscheiden und je näher ihr jemand kam, umso schwerer fiel es ihr. Jetzt glaubte sie auf einen schweren Strudel zu treffen, der von Leben und Tod sprach und für Sekunden fürchtete sie selbst darin zu versinken. Im letzten Moment schaffte sie es ihre eigene Wärme hineinzubringen. Filyma lehnte ihre Stirn an die seine und holte tief Luft. Es war ein unendlich brutaler Kampf, den er gegen sich austrug. Die Magierin konnte eine andere, sehr alte Seite wahrnehmen, gegen die er ankämpfte und doch versucht war darauf zuzugreifen. Sie beugte sich vor.
„Wellen, die Stimmen des Meeres. Nichts ruht so tief wie die Wasser, versuche diese Ruhe in dir zu finden und dann betrachte alles von dir, von deinem Mittelpunkt aus.“ Sie lächelte freundlich, als er fragend das Gesicht hob. Für Sekunden konnte sie spüren, wie er sie in diesem Durcheinander wahrnahm, wie eine Fremde. Fast wie ein Kind und ein uraltes Wesen gleichzeitig. Sie überlegte fiberhaft, wie sie ihn aus diesem Chaos herausholen konnte, denn seine eigenen Kräfte waren noch nicht standhaft genug. Etwas Verschmitztes trat in ihr Gesicht.
„Weißt du, was Leidenschaft ist?“ Im Augenwinkel erkannte sie diese seltsamen Zeichen, die bereits an seiner Schläfe erschienen. Er war drauf und dran den Kampf gegen sich selbst zu verlieren. Im Nu beugte sie sich vor und küsste ihn. Er riss so überrascht die Augen auf, dass die Magierin Mühe hatte nicht zu lachen. Zärtlich biss sie ihm in die Unterlippe und rückte ganz nah an ihn heran.
„Du willst mir doch nicht erzählen, dass du noch nie eine Frau geküsst hast.“
„Ich weiß es nicht.“ Er glaubte sich zu erinnern an etwas unvorstellbar Warmes wie aus einer anderen Welt. Er legte seine Hand hinter ihr Ohr. Filyma konnte fühlen, wie der Sturm in ihm langsam zu einem Ruhepol kam.
„Hm, dann bezweifle ich stark, dass du es vernünftig kannst.“ Er zog sie plötzlich herum, dass sie überrascht aufschrie, als sie mit dem Rücken auf dem Boden landete.
„Hey.“ Und dann hielt sie den Atem an. Seine Augen wirkten uralt. Sie hob die Hände und berührte seine Wange. Ihr Finger strich entlang dieser seltsamen Zeichnungen an seiner Schläfe und nur durch diese Berührung konnte sie erneut die Stimmen hören. Sehr tief. Bei allem, was sie je erlebt hatte, diese Energien waren unglaublich. Filyma versuchte sich daraus zu befreien, aus den Stimmen, die darin sprachen, und ihr Sein erfassten. Sie fühlte, dass er dabei war ihre eigenen Ströme zu überdecken und schaute ihn mit einem gequälten, aber trotzdem sanften Lächeln an.
„Welche Art Magier bist du?“ Sie legte ihre Hände in seinen Nacken und zog ihn wieder näher heran. „Hör ein einziges Mal auf zu denken“, sagte sie und küsste ihn wieder. Filyma spürte Leidenschaft in ihm. Endlich tat er einmal das, was sie sagte. Am Rande nahm sie wahr, dass jene seltsamen dunklen Schatten langsam verschwanden, aber das war ihr im Moment egal. Sie war eben auch nur eine Frau und wenn es schon mal jemanden gab, der ihren eigenen Energien standhalten konnte, warum sollte sie das nicht ausnutzen? Sie ließ sich von seiner ungestümen Leidenschaft mitziehen, die sie in ihm entfacht hatte, und schaltete das eigene Denken für einen Augenblick aus.
Filyma gähnte lange, ehe sie anklopfte. Es war bereits weit nach Mitternacht und am liebsten wäre sie einfach wieder ins Bett gegangen, doch ahnte sie wohl, dass die Kreisführer warteten. Ein deutliches Herein, ließ sie der Aufforderung folgen. Shorbo sprang sofort auf, als er sie sah.
„Filyma, dem Himmel sei gedankt, wir haben uns Sorgen gemacht.“ Sie winkte ab.
„Es ist alles okay, ihr solltet mir manchmal einfach vertrauen, aber wo wir bei Sorgen und Vertrauen sind: Habt ihr mir nicht irgendetwas zu erzählen?“ Die beiden Kreisführer blickten sich erleichtert an.
„Wie geht es ihm?“, fragte Arthol vorsichtig.
„Seine Energien haben einen Ruhepol gefunden und er tut das, was ich jetzt auch lieber machen würde, schlafen. Ich denke, wir werden in Zukunft einen sehr fähigen Magier an unserer Seite wissen, wenn er gelernt hat damit umzugehen. Wie ich das schaffen soll,
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