Savinama - Der Wächter: Fantasy-Roman (German Edition)
könntet.“ Hiridian war nun restlos verwirrt. Das Auftreten des Magiers hatte nichts mehr mit dem von damals gemein. Ein freches Grinsen breitete sich auf Hiridians Gesicht aus und endlich nickte er. Savinama folgte dem Schüler, entlang des Platzes, bis sie ein Stück entfernt von den Feiernden auf eine kleine Gruppe trafen. Sie waren dabei die Pferde mit Bündeln zu beladen und sie festzuschnüren.
„Da ihr kein eigentliches Ziel habt, werdet ihr sicher nichts gegen eine kleine Reise haben?“ Savinama schüttelte den Kopf, innerlich seufzte er jedoch. Die letzten Tage waren heiß gewesen. Er hatte sich auf ein kühles Bad und eine erholsame Nacht in einem weichen Bett gefreut. So sehr er die Natur zu schätzen gelernt hatte, manchmal brauchte man sie einfach nicht.
Wenig später machte sich die Gruppe auf den Weg. Schon nach kurzer Zeit wechselten sie so oft die Richtung, dass Savinama keine Ahnung mehr hatte, wo sie eigentlich waren. Aber es war ihm auch egal. Seit er Comoérta verlassen hatte, waren Himmelsrichtungen nichts, was ihn interessierte.
18.
Sie ritten zwei Tage durch, bis sie den Rand eines steinigen Gebirges erreichten. Hiridian lenkte seines neben Savinamas Pferd und hielt dem Magier ein Stück Stoff entgegen.
„Ihr werdet mir verzeihen, doch der Aufenthaltsort der Seherin ist geheim. Nur wenige kennen den wahren Weg. Es ist wichtig, damit sie Ruhe hat.“ Der Magier konnte beobachten, dass sich alle, bis auf drei, ein Stück Stoff um die Augen banden.
„Nun ja, ich mag Überraschungen“, sagte er und tat es ihnen gleich. Schon nach wenigen Metern konnte er fühlen, dass sein Pferd eine neue Richtung einschlug. So schien es stundenlang weiterzugehen, bis ihm ein frischer Wind verriet, dass es bereits auf die Abendstunden zuging. Er fragte sich, wann diese Leute mal schliefen, denn er war völlig erschöpft. Seine Knochen und Gelenke schmerzten vom langen Reiten. Seine Energien waren stark verbraucht und es verlangte ihn dringend nach Schlaf, um sie aufzuladen.
Als sich Savinama in die Steigbügel stellen und nach vorne lehnen musste, wusste er, dass es eine Steigung hinaufging. Er vernahm ein Rauschen, das langsam lauter wurde. Die Schritte seines Reittieres verlangsamten sich und hier und da hörte er das Knirschen von fallenden Steinen. Die Gruppe hielt auf einem ebenen Stück an.
„Ihr könnt die Binde abnehmen.“ Savinama streifte den Stoff zurück und was er jetzt sah, ließ ihn den Atem anhalten. Direkt vor ihnen, zwischen hohen Felswänden, öffnete sich ein trichterförmiges, tiefgrünes Tal. So etwas hatte er noch nie gesehen. Über die Felskuppen schossen glitzernde Wasserfälle. Gräser und Farne zogen sich über kantige Felsen und vereinten sich zu ihren Füßen zu einem Ozean aus Bäumen und Farnen. In seinem Herzen funkelte ihnen ein See entgegen, der wie tausende kleine Diamanten in bunten Tönen das letzte Licht der Sonne wiederspiegelte. Doch was Savinama am meisten beeindruckte, waren die Drachen. Niemals hatte er so viele so nah gesehen. Manche saßen auf Berggipfeln, andere zogen mit Jungtieren am See entlang. Ihre Schuppen leuchteten in vielerlei Farben, als habe sich der Regenbogen hierher verirrt.
„Das ist ja unglaublich“, stieß er hervor. Hiridian lächelte. Sanft lenkte er sein Reittier nach rechts, über einen schmalen Pfad, der außen an der Höhe hinunter führte. Der Magier konnte kaum die Augen von diesem Wunder der Natur abwenden. Die Gruppe folgte dem Weg bis ins Tal, wo sie auf eine offene Fläche trafen, die kurz vor den Ufern des Sees lag. Hier entdeckte Savinama halbrunde Holzhütten, deren Dächer mit Lederfellen abgedeckt waren. Sie zogen sich über eine kleine Hügelgruppe, einfache Holzbrücken verbanden sie miteinander. Es wirkte, als schmiegten sie sich an die Natur an, um sie nicht zu stören.
Frauen und Kindern kamen auf sie zu, begrüßten die Heimkehrer voller Freude. Savinama machte unter ihnen viele fremdartige Wesen aus. Es waren so viele verschiedene Arten auf einmal, von denen er teils nur gelesen oder die er in Comoérta nur einmal gesehen hatte, dass es ihm regelrecht die Sprache verschlug.
Sie näherten sich einem kleinem Haus, das ganz und gar aus Lederfellen zu bestehen schien und von einem hölzernen Steg umschlungen wurde, der über die kleine Anhöhe, auf dem es stand, hinausragte. Ihnen zugewandt führten Stufen hinunter. Auf der Hälfte stand eine Frau, die die Ankömmlinge erwartete. Ein Meer von dunklen Locken
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