Savinama - Der Wächter: Fantasy-Roman (German Edition)
damit eine solch tiefe Wärme, die im krassen Gegensatz zur Kälte stand, vor der er sich fürchtete. Von jenen Augen erzählte er niemandem.
„Wie das Gras ...“, flüsterte er und brach in sich zusammen.
Totenstille herrschte im Raum. Arthol eilte die Stufen hinunter und gab dem Kreisführer Natriells Halt.
„Ich hätte nie gedacht, dass mich nochmal Prüfungen so anstrengen können“, lächelte er kläglich und löste die Bänder des Schülermantels. Er ließ zu, dass Arthol ihn zu den Stufen brachte, damit er sich setzen konnte. Der letzte verbliebene Schüler zog nun die Kapuze herunter und betrachtete schweigend den bewusstlosen Magier.
„Ich hoffte, dass er erkennen und seinen alten Weg beschreiten würde“, sagte Tamin. „So treffen sich unsere Wege ein letztes Mal freundschaftlich, Kreisführer, jetzt muss ich unweigerlich meinen Aufgaben nachkommen, die mir einst ein sehr weiser Lehrer auferlegte.“ Eine tiefe Traurigkeit lag in seinen Worten, als Tamin sich ein letztes Mal verbeugte und dann verschwand.
„Wir schaffen uns unsere Feinde selbst“, flüsterte Shorbo, ehe er sich hinausbringen ließ.
* Sieh in den Spiegel
17.
Savinama war erschöpft und bewegte sich zaghaft. Er legte die Hand vor den Kopf und stöhnte. Es klopfte und hämmerte darin, als würde ein Krieg ausgefochten werden. Als er die Augen öffnete, fiel sein Blick auf den Stab, der noch immer vor ihm lag. Müde griff er danach, stand langsam auf und hinter ihm begann jemand monoton zu klatschen.
Als er sich umwandte, sah er nur Filyma. Alle anderen waren fort. Sie saß auf den Stufen und schaute ihn eiskalt an. Er suchte ihre Augen und sie erhob sich lässig.
„Ich gratuliere zu dieser hervorragenden Vorstellung und heiße dich willkommen als Kreismitglied.“ Sie ließ die Hände sinken und ihr Gesicht nahm etwas Abfälliges an. „Ich hoffe, du bist stolz auf dich! Das, was wir als Ehre bezeichnen, hast du mit deinem Starrsinn in den Dreck gezogen, wenn du überhaupt begreifst, wovon ich rede.“ Sie ließ ihn einfach stehen.
„Filyma“, rief er hinter ihr her, doch sie ignorierte es. Savinama verstand, dass er es geschafft hatte, doch warum fühlte er sich so schlecht? Bedrückt verließ er die Hallen, ohne sich noch einmal umzublicken, und zog sich auf sein Zimmer zurück. Auf seinem Bett lag zusammen gefaltet ein weißer Mantel des Kreises Liyiells. Er wollte ihn berühren, tat es aber nicht. Ganz langsam ließ er sich zu Boden gleiten und legte den Kopf gegen die Kante des Bettes. Was hatte er getan? Er wäre gerne stolz gewesen, würden da nicht Filymas Worte in ihm nachhallen.
Die nächsten Tage zog sich der Magier immer weiter zurück. Hinter seinem Rücken wurde über ihn gesprochen. Kein Wunder, denn nicht nur dass er es geschafft hatte, sich bei den Prüfungen des Kreises einzuschleichen, sondern dass er sie auch bestanden hatte, machte ihn für die jüngeren Schüler zu einem Helden. Aus diesem Grund verstand kaum jemand, warum er so deprimiert wirkte. Normalerweise gratulierten die alten den neuen Mitgliedern, doch bei ihm tat dies niemand. Er hätte es auch nicht gewollt.
Abends hockte er mit angezogenen Beinen in seinem Zimmer auf der Fensterbank und blickte ins Leere, dachte nicht ans Lernen oder irgendetwas, was damit zu tun hatte. Nur immer wieder daran, wie er sich so hatte gehen lassen können.
Shorbo betrat mit Karaz sein Arbeitszimmer. Sie unterhielten sich über wichtige politische Dinge, die das Land betrafen, als der Kreisführer mitten im Wort abbrach. Ganz langsam schritt er zu seinem Schreibtisch und legte seine Arbeitsblätter ab.
„Ich hoffe, du gehst den richtigen Weg“, sprach er leise und strich schon fast ehrfürchtig über den weißgoldenen Stab, der vor ihm lag. Liebevoll nahm er den weißen Mantel in beide Hände und wandte sich an Karaz.
„Seid so gut und bringt ihn zurück. Ich denke, wir werden ihn eine Weile nicht brauchen.“ Irritiert nahm der Magier den Mantel an sich und schaute auf den Stab, bis er begriff und den Stoff augenblicklich fallenließ. Shorbo schaute Karaz traurig nach, der aus dem Zimmer rannte.
Der Magier nahm mehrere Stufen auf einmal und nahm sich nicht die Zeit anzuklopfen. Er stieß die Tür auf und blickte sich gehetzt im Zimmer um.
„Savinama?“, rief er, doch der Raum war leer und es blieb still. Auf dem Tisch lagen die Schulbücher ordentlich auf einem Stapel und das Bett war gemacht, als habe nie einer darin geschlafen. Er lief wieder
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