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Saving Phoenix Die Macht der Seelen 2: Roman (German Edition)

Saving Phoenix Die Macht der Seelen 2: Roman (German Edition)

Titel: Saving Phoenix Die Macht der Seelen 2: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joss Stirling
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ließ der Seher per Gedankenkraft die Flutlichter angehen. Eine Wohnungstür öffnete sich imobersten Stock und unser Anführer trat in einem weißen Anzug hinaus an die Brüstung.
    Der Seher – sein richtiger Name war unbekannt. Schwarzes, zurückgekämmtes Haar, ein aufgedunsenes Gesicht mit Doppelkinn, kleine dicke Finger voller Ringe: Er war der typische Herzinfarkt-Kandidat, hatte bislang aber noch nicht mal so viel wie ein Stechen verspürt. Manchmal malte ich mir aus, wie es wäre, wenn er tatsächlich aus den Latschen kippte: Würden wir alle auseinanderrennen wie entflohene Häftlinge oder würde irgendein neuer Tyrann das Ruder übernehmen? Er hatte Dragon und Unicorn in den letzten Jahren auf den Spitzenjob vorbereitet und sich einen Spaß aus ihrem Konkurrenzkampf gemacht. Wenn irgendjemand von uns in seine Fußstapfen treten würde, dann einer von den beiden. Dragon hatte die Fähigkeit, Dinge mit bloßer Gedankenkraft zu bewegen – auf diese Weise hatte er schon die Position ganzer Autos verändert; Unicorn konnte Dinge altern lassen – er ließ Früchte reifen, Pflanzen erblühen und welken – solche Sachen. Ich würde lieber von Dragon attackiert werden: durch einen Raum geschleudert zu werden war in vielerlei Hinsicht reizvoller, als schlagartig um Jahre zu altern.
    Die Handlanger des Sehers schwärmten aus, um die Diebesbeute einzusammeln. Sie trugen eine Art Uniform – schwarzes T-Shirt, Lederjacke und -hosen, die im krassen Kontrast zu dem weißen Anzug des Sehers standen. Ich hielt den Blick auf meine Finger gerichtet, pulte an meinem blauen Nagellack herum und hoffte, dass ein Wunder geschehen möge und sie einfach an mir vorbeigingen.Ich hatte genug Zeit, um mich an den Rand der Depression zu grübeln. Was war das bloß mit uns Savants? Warum waren wir trotz unserer Begabung auf ein dermaßen beschissenes Leben beschränkt? Ich hatte genug Fernsehen geguckt, um zu wissen, dass die meisten Leute in meinem Alter Familien hatten, zur Schule gingen, ein normales Leben führten an irgendwelchen netten Orten. Warum saß ich in diesem Loch fest? Ich hätte liebend gern ein Zuhause, wo es mehr Bewohner als Ratten gibt. Ein Savant zu sein hätte doch eigentlich bedeuten müssen, den Hauptgewinn in der genetischen Lotterie gezogen zu haben, da wir aufgrund einer Laune der Natur mit einer besonderen Beigabe bedacht worden waren, aber irgendwie schienen wir doppelt gestraft zu sein. Erstens waren wir von der alltäglichen Welt um uns herum ausgeschlossen durch eine Begabung, von der andere nichts wissen durften, weil sie uns sonst wie Laborratten sezieren oder aus Angst umbringen würden; zweitens waren wir dazu verdammt, allein zu bleiben, weil uns das Schicksal einen Partner zugedacht hatte, den wir aller Wahrscheinlichkeit niemals treffen würden. Wir waren so wie einer von diesen Lego-Baukästen, bei dem die eine Hälfte der Steine irgendwo auf der anderen Seite der Weltkugel verstreut war.
    »Und, Phee, was hast du heute mitgebracht?«
    Na toll, mein Glücksstern machte anscheinend Dauerurlaub. Es war Unicorn, der vor mir stehen geblieben war. Hochgewachsen und schlaksig und mit einer gewaltigen Nase erinnerte er mich an eine lang gestreckte Version von Mr Bean mit dem Gemüt von Hitler. Es bereiteteihm größte Freude, gegen die schwächeren Mitglieder der Community Strafen zu verhängen; wir alle hielten uns möglichst von ihm fern.
    »Oh, hallo Unicorn. Mein Zielobjekt ist heute nicht auf dem Olympiagelände erschienen. Aber ich hab rausgekriegt, wo sich die Truppe morgen im College trifft, und hab vor, sie mir dann da zu greifen.« Klang meine Story einleuchtend genug?
    Er rieb sich den Rücken seiner schnabelartigen Nase. »Heißt das etwa, du hast jetzt gar nichts für uns?«
    Ich brauchte nicht aufzublicken, um zu wissen, dass unsere kleine Unterhaltung anfing, Aufmerksamkeit zu erregen. Verzögerungen beim Einsammeln der Beute verhießen nie etwas Gutes.
    »Heute nicht. Aber morgen schnapp ich mir ’nen richtig fetten Fisch.«
    »Oh, Phoenix, du weißt, morgen interessiert den Seher nicht«, sagte er mit gespielt mitleidsvoller Stimme.
    »Ich ... ich dachte, das geht mal in Ordnung, weißt du. Nur dieses eine Mal.«
    Er zog mich am Arm hoch – mein unverletzter Arm, zum Glück. »Komm. Das wollen wir jetzt mal dem Seher erzählen.« Niemand sah mich an, als ich quer über den Spielplatz geschleppt wurde; Schande hat ihre ganz eigene abschreckende Kraft.
    »Wie bist du wieder hier

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