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Saving Phoenix Die Macht der Seelen 2: Roman (German Edition)

Saving Phoenix Die Macht der Seelen 2: Roman (German Edition)

Titel: Saving Phoenix Die Macht der Seelen 2: Roman (German Edition)
Autoren: Joss Stirling
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reingekommen?«, fragte Unicorn gelassen, als er mit dem Fuß das hüfthohe Tor aufstieß.
    Ich wollte meinem einzigen Freund keinen Ärger einbrocken. »Ich hab Tony überredet. Er wollte mich garnicht reinlassen, aber dann hab ich ihm erzählt, was ich für morgen geplant habe.«
    »Du hättest zum Ausgleich irgendwas anderes klauen können, um dir Ärger zu ersparen.« Er gab mir einen Stoß, damit ich vor ihm die Stufen hinaufging.
    Ich schüttelte den Kopf, so als würde mich sein Vorschlag erstaunen. »Aber ich hab gedacht, wir sollen immer den Auftrag erledigen, den wir gekriegt haben, und nichts auf eigene Faust unternehmen.« Das war eine der Regeln der Community.
    »Ja, aber es gibt Zeiten, da hält man sich strikt an die Regeln, und Zeiten, da bewegt man sich ein Stück abseits der Piste, kapiert?« Er stieß mir mit der Hand ins Kreuz, als würde ich nicht schnell genug gehen für seine langen Beine. »Mit deiner Begabung würde ich dich den ganzen Tag lang U-Bahn fahren lassen, damit du die Pendler in den Tunneln paralysierst. Keine Ahnung, warum der Seher deine Begabung an so kleine Fische wie die Touristen auf dem Olympiagelände verschwendet.« Er räusperte sich, als ihm aufging, wie aufsässig das Gesagte geklungen hatte. »Aber ich bin mir sicher, er hat dafür triftige Gründe.«
    Schritte polterten auf der Treppe, kamen uns immer näher.
    »Hey, Corni, wo bringst du Phee hin?« Das war Dragon, der mit seinen roten Haaren und den Sommersprossen weitaus freundlicher aussah, als er in Wirklichkeit war.
    Unicorn genoss es, mich zu verpetzen. »Sie hat keine Beute gebracht.«
    »Wie?«
    »Nix. Null. Nada.«
    »Sag mal, Phee, spinnst du, oder was?«
    Ich ließ den Kopf hängen und machte einen auf verwirrtes Kind. »Ich war heute umsonst auf der Baustelle und da hab ich mir gedacht, dass ich den Job morgen im College erledige – das heißt, wenn der Seher noch immer diese Studentengruppe ausnehmen will.«
    Unicorn forderte mich mit einem Schubs zum Weitergehen auf. »Ja, das tut er. Er will unbedingt das Zeug von dem Typen, auf den er dich angesetzt hat.«
    »Aber ich kann ganz viele Sachen von allen kriegen – jeder von denen hat mindestens ein Laptop. Und ausländisches Geld auch.«
    Er zuckte mit den Achseln. »Wie auch immer. Erzähl deine Ausreden dem Seher, nicht uns.«
    Dragon hielt ihn für eine Sekunde zurück. »Wir reden hier von Phee. Wenn er nun will, dass sie sich selbst bestrafen soll?«
    Ich war überrascht, dass Dragon so etwas wie Mitleid mit mir hatte. Zwar waren wir gemeinsam aufgewachsen, aber das ließ uns eher wie Krabben in einem Eimer nacheinander schnappen, als dass es uns zusammenschweißte.
    »Ist nicht wirklich unser Problem, oder?« Unicorn scheuchte mich im fünften Stock in Richtung Laubengang. »Ich bezweifle, dass er’s bei ihr so weit kommen lassen würde. Blut ist dicker als Wasser.«
    Blut?
    »Du hast recht.« Dragon stieß einen Seufzer der Erleichterungaus. »Bisher ist er gegen keins von uns Kindern vorgegangen.«
    Ich blieb wie angewurzelt stehen und drehte mich zu ihnen um. »Uns Kindern?«
    Ich hatte so abrupt angehalten, dass Unicorn gegen mich prallte und mich zu Boden rempelte. Er stolperte über mich und trat auf meine Hand. »Beweg dich, du blöde Kuh. Wenn du ihn warten lässt, machst du’s nur noch schlimmer.«
    Ich barg meine Hand an meiner Brust – jetzt waren beide lädiert, aber meine Bestürzung betäubte den Schmerz. »Du hast gesagt ›uns Kindern‹.« Ich wollte nicht aufstehen, nicht ohne eine Antwort erhalten zu haben.
    »Und? Jetzt sag bloß, dass du’s nicht schon geahnt hast. Der Seher duldet keine Kinder in der Community, es sei denn, er glaubt, sie sind von ihm.«
    Oh mein Gott. »Mir wird schlecht.« Ich ging auf die Knie, um mich zu übergeben, aber es kam nichts als Galle. Ich hatte seit gestern nichts gegessen, fuhr also langsam auf Reserve.
    Dragon packte mich hinten an meinem T-Shirt und zog mich auf die Füße. »Reiß dich zusammen, Phee. Der Seher ist dein Vater und er hat dir deine Begabung gegeben, also solltest du ihm dankbar sein.«
    »Er ist nicht mein Vater.« Meine Mutter hatte mir immer erzählt, mein Vater sei ein wundervoller Mann, den sie auf einer romantischen Reise durch Griechenland kennengelernt hatte, kurz bevor sie der Community beigetreten war. Er war groß gewesen, mit dunkelblauenAugen so wie meine, und attraktiv – ein perfekter Mann, aber kein Savant und somit nicht ihr Seelenspiegel.
    Dragon
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