Sawyer
Elchgeweih hing. Allmählich gelangte sie zu der Einsicht, dass diese Art von Dekoration typisch für Alaska war. Abbey hatte eine Liste dabei, denn die Vorräte, die sie bei ihrer Ankunft im Blockhaus vorgefunden hatte, waren mittlerweile aufgebraucht. Außerdem wollte sie einige frische Sachen kaufen, falls es so etwas in Hard Luck überhaupt gab.
Der Laden war ziemlich klein und bestand aus drei Gängen, einigen hohen Kühlschränken, an deren Türen Preislisten hingen, und einem Glastresen, auf dem eine altmodische Registrierkasse stand und Süßigkeiten sowie Kunsthandwerk der einheimischen Indianer auslagen.
Als die Türglocke klingelte, kam ein Mann mittleren Alters hinter dem Vorhang hervor. Er hatte einen Bart und längeres graues Haar, das er im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst hatte. „Abbey Sutherland, stimmt’s?“ Er strahlte übers ganze Gesicht.
„Stimmt. Sind wir uns schon begegnet?“
„Nur flüchtig.“ Er schüttelte ihr die Hand. „Ich bin Pete Livengood. Der Laden gehört mir. Nebenbei organisiere ich auch Ausflüge für Touristen.“
„Freut mich.“ Abbey lächelte ebenfalls, während sie sich fragte, ob überhaupt je Touristen nach Hard Luck kamen. „Ich würde gern einige Lebensmittel für heute Abend einkaufen.“
„Lassen Sie mich einen Blick auf Ihre Liste werfen.“
Sie beobachtete, wie er die Liste überflog. „Frisches Gemüse verkaufe ich nicht, weil die meisten Leute ihren eigenen Garten haben. Manchmal bringt Sawyer etwas aus Fairbanks mit.“
„Ach so.“ Abbey hatte eigentlich Tacos mit Salat zum Abendessen machen wollen. Sicher würden die Kinder enttäuscht sein.
„Louise Gold hat jede Menge Salat im Garten. Bestimmt wäre sie froh, wenn Sie ihr etwas davon abnehmen würden.“
„Ich kann sie unmöglich fragen.“ Abbey hatte bisher erst einmal kurz mit Ronnys Mutter gesprochen. Die Golds waren sehr nett gewesen, und sie wollte ihre Großzügigkeit nicht noch mehr ausnutzen.
„Hier ist alles anders“, erklärte Pete. „Die Leute helfen einander, und Louise wäre sogar beleidigt, wenn Sie sie nicht fragen würden. Die meisten bestellen ihre Lebensmittelvorräte einmal im Jahr. Ich gebe Ihnen ein Bestellformular mit. Louise kann Ihnen dabei wahrscheinlich besser behilflich sein als ich, weil Sie für drei Personen einkaufen müssen.“
„Einmal pro Jahr?“ wiederholte Abbey ungläubig.
„Ja, das ist viel praktischer. Und keine Sorge wegen der Liste. Sie haben mit der Bücherei genug Arbeit. Ich werde die Sachen für Sie zusammenstellen und auch mit Louise sprechen.“
„Aber … das kann ich nicht von Ihnen verlangen.“
„Natürlich können Sie das. Und wissen Sie was? Ich bringe Ihnen die Sachen später vorbei.“
„Das ist sehr nett von Ihnen. Vielen Dank.“
„Es ist mir ein Vergnügen.“ Pete strahlte wieder übers ganze Gesicht, als hätte sie ihm einen Gefallen getan.
Abbey war enttäuscht, dass sie Sawyer an diesem Tag gar nicht sah. Sie ertappte sich dabei, dass sie auf ihn wartete und hoffte, er würde vorbeikommen.
Die Kinder spielten draußen und schauten ständig in der Bücherei bei ihr herein. Für Abbey war es eine ganz neue Erfahrung, sie während der Sommermonate immer in der Nähe zu haben, und die beiden wirkten so glücklich wie noch nie.
„Hallo, Mom.“ Scott kam in Begleitung von Eagle Catcher herein.
„Wenn die Bücherei eröffnet ist, darf der Hund hier nicht mehr herein“, erklärte Abbey.
„Warum nicht?“ erwiderte Scott schmollend. „Er ist doch sonst auch überall, wo ich bin.“
„Hat Sawyer dir erlaubt, ihn aus dem Zwinger zu lassen?“
„Ja. Ich war vorhin am Flugplatz. Er hatte viel zu tun, und ich dachte, er würde mich anschreien, aber das hat er nicht. Dann hat er mich gelobt, weil ich so lange gewartet habe.“ Scott strahlte übers ganze Gesicht. „Er ist im Stress, weil sein Bruder nicht da ist und er heute einen Flug für ihn übernehmen musste.“
„Oh“, meinte sie enttäuscht. „Hat er gesagt, wann er zurückkommt?“
„Nein, aber ich hab’ ihn zum Abendessen eingeladen. War das okay?“
„Hm …“
„Du hast doch gesagt, dass es Tacos mit Salat gibt, oder?“
„Ja. Was hat Sawyer dazu gesagt?“
„Dass er gern kommt und ob du von der Einladung weißt. Ich hab’ ihm erzählt, dass wir oft Gäste haben.“
Abbey nickte. „Na gut.“
„Ich seh’ mal nach, ob Sawyer schon wieder zurück ist. Dann sag’ ich ihm, dass er zum Essen kommen kann.“ Als
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