Sawyer
Scott zur Tür hinaus stürmte, dicht gefolgt von Eagle Catcher, musste sie lächeln. Man brauchte schon das Temperament eines Schlittenhundes, um mit ihrem Sohn Schritt halten zu können.
Sie merkte gar nicht, wie die Zeit verging. Am späten Nachmittag brachte Pete Livengood die Lebensmittel vorbei und überraschte sie mit einem kleinen Strauß Wiesenblumen, was sie richtig rührte.
Abbey war gerade dabei aufzuräumen, als Sawyer hereinkam. Er wirkte müde und verstimmt.
„Solltest du nicht langsam mit der Arbeit aufhören?“ fragte er.
„Ich wollte gerade nach Hause gehen.“
„Scott hat mich zum Essen eingeladen.“
„Ich weiß.“ Als sie sich dabei ertappte, wie sie Sawyer unverwandt musterte, wandte sie verlegen den Blick ab. Sie überlegte krampfhaft, was sie sagen sollte, um die Spannung zwischen ihnen zu lösen.
„Pete Livengood hat mir Blumen gebracht“, platzte sie schließlich heraus.
„Pete war hier?“
„Ja, er hat mir ein paar Lebensmittel geliefert. Er ist sehr nett.“ Da Sawyer schwieg, fuhr sie fort: „Wir haben uns ein bisschen unterhalten. Er hat ein interessantes Leben geführt, nicht?“
„Ich glaube schon. Hast du eigentlich eine Ahnung, wie alt er ist?“ fügte Sawyer unvermittelt hinzu.
„Nein.“ Im Grunde war es ihr auch egal. Pete war ein raubeiniger Typ, der seit fast zwanzig Jahren in Alaska lebte. Er hatte interessante Anekdoten aus seinem Leben erzählt, und sie hatte ihm viele Fragen gestellt. Vielleicht passte es Sawyer nicht, dass sie ihre Arbeit unterbrochen hatte.
„Er ist alt genug, um dein Vater zu sein“, erklärte Sawyer.
„Spielt das eine Rolle?“
Er schwieg einen Moment. „Ich habe den Leuten gesagt, dass sie dich nicht stören sollen.“
„Pete hat mich auch nicht gestört.“
„Mich stört er aber.“
„Und warum?“
Sawyer atmete tief durch und verdrehte die Augen. „Weil ich ein verdammter Idiot bin.“
7. KAPITEL
A ls Sawyer das Hard Luck Café betrat, war die Atmo-Sphäre ziemlich gespannt.
„Morgen“, begrüßte er Ben und nahm am Tresen Platz, wo bereits drei seiner Piloten saßen. Sie ignorierten ihn einfach.
Ben schenkte ihm Kaffee ein.
„Ich nehme Eier und Pfannkuchen“, erklärte Sawyer.
John Henderson murmelte etwas Unverständliches, dann legte er Geld auf den Tresen und ging hinaus. Ralph und Duke folgten ihm auf dem Fuße.
Sawyer blickte überrascht auf. „Was ist los? Habe ich etwa Mundgeruch?“
Ben lachte leise, während er sich auf den Tresen stützte. „Vielleicht, aber das ist nicht der Grund. Ich glaube, es geht um Abbey Sutherland.“
Sawyer verspannte sich unwillkürlich. „Was ist mit ihr?“
„Soweit ich weiß, hattest du eine kleine Auseinandersetzung mit Pete, weil er Abbey Lebensmittel in die Bücherei geliefert hatte.“
„Na und?“ Pete hatte ihr den Strauß bestimmt nicht gebracht, weil er ein Buch ausleihen wollte. Er war hinter Abbey her. Immer wenn Sawyer daran dachte, wurde er wieder wütend.
„Vergiss nicht, dass ich nur ein unparteiischer Zuschauer bin“, bemerkte Ben. „Aber schließlich bin ich weder blind noch taub.“
„Also was ist das Problem?“
Nachdem Ben ihm das Essen serviert hatte, schenkte er ihm Kaffee nach. „Deine Männer haben etwas dagegen, dass du Abbey mit Beschlag belegst.“
„Wie kommen sie darauf, dass ich es tue?“
„Immerhin hast du allen eingeschärft, sie sollten der Bücherei fernbleiben.“
„Aber nicht, weil ich Abbey für mich haben will“, wandte Sawyer ein. „Ich möchte nur nicht, dass sie ständig von der Arbeit abgehalten wird. Du weißt genauso gut wie ich, dass John und die anderen sich nicht für die Bücher interessieren.“
„Schon möglich. Du hast dich allerdings vorher auch nicht für die Sammlung deiner Mutter interessiert.“
Sawyer hatte keine Lust, weiter darüber zu debattieren. „Die Bücherei wird bald eröffnet, und dann können die Männer dorthin gehen, wann immer sie wollen.“
„Ach, und noch etwas“, fuhr Ben fort. „Die Jungs denken, dass du sie absichtlich auf Trab hältst, damit du Abbey in Ruhe den Hof machen kannst.“
„Ich mache ihr nicht den Hof“, entgegnete Sawyer wütend.
„Du warst angeblich bei ihr zum Essen eingeladen.“
„Stimmt, aber Scott hat mich eingeladen.“ Für Sawyer war es das beste Dinner seit langem gewesen, nicht nur, was das Essen betraf.
„Willst du etwa wirklich behaupten, du interessierst dich nicht für sie?“
„Genau.“ Zum Glück wusste niemand,
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