Sawyer
Abbey mochte ihn von Tag zu Tag lieber.
„Das ist sehr nett von dir“, sagte sie leise. „Hast du wirklich keine Zeit, einen Kaffee mit mir zu trinken?“
Als Sawyer ihr in die Augen sah, erschauerte sie. „Ich muss jetzt los.“ Dann schaute er an ihr vorbei zum Flur. „Du hattest Recht, dein Exmann kann einem Leid tun. Du hast tolle Kinder, auf die jeder Mann stolz wäre.“
Bevor er ging, küsste er sie flüchtig auf den Mund, als würden sie sich jeden Tag so küssen. Erst nachdem er das Haus verlassen hatte, fiel Abbey auf, wie ungewöhnlich es war. Durch die Fliegentür beobachtete sie, wie er die Treppe hinunterging.
Erst als er die Straße schon fast überquert hatte, schien ihm bewusst zu werden, was er getan hatte, denn er blieb unvermittelt stehen und drehte sich um.
„Gute Nacht, Sawyer“, rief sie.
Sawyer winkte ihr zu, dann ging er weiter.
„Midnight Sons“, meldete sich Sawyer am Telefon, während er zu seinem Notizblock griff.
„Ich bin’s, Christian. Hör mal, Allison Reynolds ist unterwegs.“
Sawyer blinzelte verwirrt. „Wer?“
„Unsere neue Sekretärin. Sie ist aus dem Urlaub zurück und kann gleich Montag bei uns anfangen.“
„Na toll. Das ist doch die Frau, die nicht Maschineschreiben kann, oder?“
„Das braucht sie auch nicht. Und was sie auf einem Gebiet nicht kann, wird sie auf einem anderen wieder wettmachen.“
„Hast du ihr einen Flug gebucht.“
„Ja. Sie kommt Freitagmorgen zur gleichen Zeit wie Abbey Sutherland.“
Sawyer machte sich eine Notiz. „Ich werde Duke nach Fairbanks schicken.“ So würde er von vornherein verhindern, dass seine Männer sich wieder stritten.
„Nicht ihn“, protestierte Christian. „Schick Ralph hin.“
„Und warum nicht Duke?“
„Er redet wie ein Wasserfall, und außerdem ist er manchmal ein ganz schöner Chauvi. Ich möchte nicht, dass ihr erster Eindruck von Hard Luck negativ ist.“
„Na gut, ich schicke Ralph hin.“
„Vielleicht wäre John besser geeignet“, überlegte Christian laut.
John hatte doch die größte Klappe von allen! „Und warum passt dir Ralph nicht mehr?“
„Er neigt dazu, ins Fettnäpfchen zu treten.“
„Warum bewegst du nicht deinen Hintern hierher und holst sie selbst ab?“ entgegnete Sawyer gereizt.
„Wenn ich es schaffen würde, gern. Ich sollte zwar erst mal keine Frau mehr einstellen, aber ich habe die perfekte Krankenschwester gefunden.“
„Dann stell sie ein.“
„Sie ist ungefähr im selben Alter wie Pete.“
„Na und?“ Das konnte ihm, Sawyer, nur recht sein. Vielleicht würde Pete sich dann ihr zuwenden und das Interesse an Abbey verlieren.
„Ich hatte gehofft, eine jüngere Frau zu finden. Es melden sich zwar viele Interessentinnen, aber sobald ich ihnen sage, wo genau Hard Luck liegt, stellen sie eine Menge Fragen.“ Christian schwieg einen Moment, bevor er fortfuhr: „Allison musste ich ganz schön bequatschen.“
„Wir können schließlich nicht jede Stelle mit einem Vamp besetzen“, meinte Sawyer unwirsch.
„Ich weiß. Ich rufe dich bald wieder an, um zu hören, wie Allison sich eingelebt hat.“
„Okay.“
„Hast du was von Charles gehört?“
„Nein, aber er müsste eigentlich jeden Tag hier aufkreuzen.“ Ihr älterer Bruder war oft wochenlang weg und tauchte dann plötzlich mit seiner gesamten Ausrüstung auf, um ein, zwei Monate in Hard Luck zu bleiben. Sawyer konnte seine Rastlosigkeit nicht verstehen, akzeptierte sie jedoch.
Als er einige Minuten später auflegte, bemerkte er, dass John Henderson vor seinem Schreibtisch stand.
„Hast du einen Moment Zeit?“ erkundigte sich der Pilot nervös.
Sawyer nickte. „Sicher. Was ist los?“
„Ich habe ein … Anliegen.“
„Setz dich.“ Sawyer zeigte auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch.
„Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich lieber stehen bleiben“, erwiderte John gestelzt.
Sawyer zog die Augenbrauen hoch und lehnte sich zurück. „Wie du willst.“
John faltete die Hände. Offenbar brauchte er eine Weile, um sich zu sammeln. „Wir, das heißt, ich und einige der Jungs, sind über das, was hier vorgeht, nicht besonders glücklich“, platzte er schließlich heraus.
„Wovon redest du?“
Wieder schien John Probleme zu haben, seine Gedanken zu ordnen. „Du bist im Vorteil, und deswegen gibt es böses Blut.“ Jetzt war Sawyer alles klar. John war gekommen, um mit ihm über Abbey zu reden.
„Ihr seid also sauer auf mich, weil ich euch gebeten habe, Abbey Sutherland
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