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Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Titel: Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
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sagte dann: „Gut. Ja, ich will es.“
    „Vielleicht ist es dir heute schon zu spät, du bist müde.“
    „Nein, nein! Fragt, was Ihr wollt. Ich werde antworten.“
    „Dann sage mir doch zunächst: Wann war das, als man dich als Geisel nach Franken schickte?“
    „Das war vor neun Jahren.“
    „Dann geschah dies, wenn ich mich recht entsinne, infolge des Raubzugs, den die Sachsen im Jahr zuvor an den Rhein unternommen hatten, während sich das fränkische Heer in Spanien aufhielt. Als Garantie für künftiges Wohlverhalten verlangte der König Geiseln.“
    „So war es.“
    „Wie viele musste dieser Gau damals stellen?“
    „Wir waren fünf.“
    „Und die wählte Herr Volz aus?“
    „Ja.“
    „Damals war er aber doch noch nicht Graf. Das wurde er erst drei Jahre später. Wie kam er zu einem so wichtigen Auftrag?“
    „Er war schon getauft. Und er genoss das Vertrauen des Herrn Königs.“
    „Aber hier bestimmte doch noch ein heidnischer Gauvorsteher.“
    „Der alte Umm, der jetzt im Wald haust. Der wollte sich mit den Franken gutstellen, damit sie ihn in Ruhe ließen. Deshalb beauftragte er Herrn Volz, die Geiseln auszuwählen und ins Lager des Königs zu bringen.“
    „Herr Volz hatte also auch das Vertrauen des Umm.“
    „Er hat die seltene Gabe, sich alle Türen und alle Herzen zu öffnen. Ein Gottesgeschenk!“
    „Trotzdem gab es aber jemanden, bei dem er seinen Willen erst durchsetzen musste. Wen meintest du damit?“
    Wig beugte den Kopf über die gefalteten Hände und sagte in schroffem Ton: „Meinen Vater.“
    „Dein Vater wollte dich nicht hergeben.“
    „Nein.“
    „Er war ein angesehener Friling. Wohlhabend.“
    „Neun Hufe.“
    „Das heißt, er brauchte den Sohn in der Wirtschaft. Er sträubte sich also …“
    „Aus Trotz. Aus Habgier. Und weil er mich lieber verheiraten wollte.“
    „Mit einem reichen Mädchen, vermute ich.“
    „Das nicht. Sie war nur die Tochter eines Freundes, des Hatto. Der war zwar ein Edeling, doch er besaß nicht viel.“
    „Du solltest die Tochter eines Edelings heiraten?“
    „Sie stammt aus einer Friedelehe.“
    „War es Nelda?“
    „Ihr kennt sie schon?“
    „Ich habe sie neben Hattos Leichnam bemerkt.“
    „Er war ein guter Christ, ein gerechter Mann, auch wenn viele das Gegenteil behaupten.“
    „Und dein Vater? War er ein Heide?“
    Wig antwortete nicht gleich. Er hob den Kopf, sah Lupus düster an und sagte schließlich: „Auch er war ein Christ. Er war getauft. Er war einer der Ersten im Gau, die getauft wurden. Durch ihn war auch Hatto zum Christen geworden. Er hat sogar diese Kirche gebaut. Mit seinen Händen hat er diese Wand hier errichtet!“
    Den letzten Satz stieß Wig wütend hervor. Dabei schlug er so heftig mit der Faust gegen die Wand hinter sich, dass sich ein Lehmbrocken löste und herab fiel.
    Wir schwiegen eine Weile. Ich wartete, bis Wig sich etwas beruhigt hatte.
    „Dein Vater war also einer der Ersten im Gau, die getauft wurden. Wo empfing er das Sakrament? In Paderborn, wie der Graf? Unter den Augen des Königs?“
    „Nein, das war hier. Ein Mönch taufte ihn.“
    „Ein Mönch?“
    „Ja, ein Prediger.“
    „Sein Name?“, fragte ich gespannt.
    „Den kenne ich nicht. Ich war damals lange krank, lag im Fieber. Alle glaubten, ich würde sterben.“
    „Hast du den Prediger damals gesehen?“
    „Das ist möglich. Aber ich erinnere mich nicht.“
    „Wohnte er dort hinten im Wald, in einer Hütte, zusammen mit ein paar anderen Mönchen?“
    „Ich glaube, ja.“
    „Einer von ihnen ist noch hier. Die Bauern nennen ihn Nasio.“
    „Ihr meint den Baummenschen? Den Verrückten?“
    „Ist dir nicht aufgefallen, dass er christliche Lieder singt?“
    „Es gibt viele entlaufene Mönche, die sich in Wäldern verirren.“
    „Dieser hier könnte einer sein, den ich selbst gekannt habe. Ich vermute, sein richtiger Name ist Athanasius. Er gehörte zu den Begleitern eines Missionspredigers, der Theofried hieß.“
    „Aber das ist der Name unseres Heiligen!“, sagte Wig verwundert.
    „Die Namensgleichheit kann Zufall sein. Auf jeden Fall muss ein irischer Benediktiner, der Theofried hieß, damals in dieser Gegend gewirkt haben. Vielleicht war er derjenige, der deinen Vater getauft hat.“
    „Ich sagte ja, dass ich damals krank war. Und fast noch ein Kind.“
    „Du weißt nicht, was aus den anderen Mönchen geworden ist?“
    „Nein.“
    „Aber dein Vater wird es wissen.“
    „Mein Vater ist tot.“
    „Ah … er ist

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