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Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Titel: Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
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tot?“
    „Ja! Das ist es, was ich Euch gern verschwiegen hätte. Sein Blut hat die Aller gerötet. Und seine Seele ist zur Hölle gefahren.“
    „So wurde er hingerichtet? Vor sechs Jahren … beim Blutgericht des Königs in Verden?“
    Der junge Priester nickte langsam und murmelte: „Und er zerriss die Erde unter ihnen … und verschlang sie mit ihren Häusern und ihrer Habe … und sie fuhren lebendig hinunter zur Hölle mit allem, was sie hatten … und die Erde deckte sie zu … und das Feuer fuhr aus dem Herrn und fraß sie …“
    Da war sie wieder, die Rotte Korah. Viertes Buch Pentateuch. Aufruhr gegen Moses und Aaron, die Autoritäten.
    „Wie hieß dein Vater, Bruder Wig?“
    „Sein Name, den er geschändet hat, war Bertmund.“
    „Und gegen welche Autoritäten hat er sich aufgelehnt?“
    „Gegen Gott und den Herrn Jesus Christus.“
    „Ich spreche von irdischen Autoritäten.“
    „Gegen den Herrn König und gegen den Heiligen Vater in Rom.“
    „Auch gegen den Grafen?“
    „Auch gegen ihn.“
    „Aber er hat die Kirche gebaut.“
    „Er hat auch andere Häuser gebaut. Er verstand sich darauf.“
    „War der Bau fertig, vor neun Jahren? Hast du ihn noch gesehen, bevor man dich fortbrachte?“
    „Ja.“
    „Damals regierte noch der heidnische Gauvorsteher. Trotzdem gab es hier also schon eine Kirche. Wem gehörte der Boden, auf dem wir jetzt sitzen?“
    „Nun, ihm … meinem Vater. Es war unsere Wiese.“
    „Er hatte die Kirche auf seiner eigenen Wiese errichtet.“
    „Ja …“
    „Unmittelbar vor der Nase des heidnischen Gauhäuptlings Umm, der damals im Herrenhaus saß.“
    „Ja.“
    „Er lehnte sich also auch gegen diese Autorität auf.“
    „Umso schwerer wiegt, was er später tat!“
    „Das wird wohl so sein. Es ist ja kaum vorstellbar, wie es geschehen konnte, dass ein Mann von so hohem Verdienst plötzlich sein Leben verwirkte, dass seine Söhne die Freiheit verloren und sein Besitz in fremde Hände geriet.“
    „Das alles ist rechtens geschehen und mit Gottes Segen! Die Empörer waren Gesetzlose, ausgestoßen aus der Gemeinde.“
    Das sagte er wieder mit so wütendem Hass, dass mir ein Schauer über den Rücken lief.
    „Dann war er also unter den Sachsen, die den Franken die Schlacht am Süntelgebirge lieferten. Die als Hilfstruppen gegen die Sorben aufgeboten waren und sich plötzlich gegen das eigene christliche Heer wandten. Die den Anlass für das Blutgericht gaben.“
    „Nein, er war nicht unter denen am Süntel“, sagte Wig seufzend. „Er gehörte in jenem Jahr nicht zum Heerbann. Wäre er nur im Kampf gefallen, das hätte ihm einen Rest von Ehre erhalten, wenn auch der eines Irrenden. Es war schlimmer! Er schlich hier im Dorf umher wie eine Schlange. Verspritzte Gift, verleumdete, hetzte. Gegen den Kirchenzehnt, gegen die Kapitularien, gegen die Todesstrafe … gegen alles, was zur christlichen Ordnung gehört. Er beschimpfte sogar den Herrn Grafen als Antichrist!“
    „Worauf der Herr Graf ihn festnehmen ließ.“
    „Das tat er nicht einmal in seiner unendlichen Großmut.“
    „Und wie ist dein Vater nach Verden vor das königliche Gericht gekommen?“
    „Fränkische Reiter zogen von Dorf zu Dorf. Fingen überall Abtrünnige und Verräter ein. Er versteckte sich, aber es nützte ihm nichts.“
    „Er versteckte sich?“
    „In einer Wildgrube.“
    „Und dort haben die ortsfremden Franken ihn aufgespürt?“
    „Nicht gleich. Erst nach einem langen Gewissenskampf, den der Einzige, der den Unterschlupf kannte, mit sich ausfechten musste.“
    „Wer war das?“
    „Das war Herr Hatto.“
    „Sein Freund!“
    „Er folgte dem reinen Ton der Glocke, die ihn an seine Christenpflicht mahnte.“
    „Und diese Glocke führte ihn mit den Franken zu der Wildgrube, wo sie dann deinen Vater herausholten.“
    „Zuerst wurde einer von ihnen hinein gezerrt. Sie hätten ihn beinahe umgebracht.“
    „Sie? Es waren mehrere?“
    „Erk war noch drin.“
    „Der muss damals ein Kind gewesen sein.“
    „Dreizehn Jahre. Aber schon stark wie ein Keiler. Er konnte nur mit Mühe überwältigt werden. Sie nahmen ihn mit, er wurde auch zum Tode verurteilt, konnte aber entfliehen. Ein Jahr später tauchte er wieder auf, verwildert, vertiert. Niemand wollte ihn haben. Herr Hatto erbarmte sich seiner und nahm ihn in seinen Dienst. Und was war der Lohn für diese christliche Tat? Er wurde ermordet.“
    Aus dem Innern der Kirche war ein Geräusch zu hören. Es war ein Ächzen wie von einer

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