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Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Titel: Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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angelecktem Daumen erregt die Seiten umblätterte. »Da! Riddlesdale! Natürlich, das war's!«
    Er klatschte auf einen Daily Mirror , der wohl vierzehn Tage alt war. Auf der ersten Seite stand in dicker Balkenschrift: DER RIDDLESDALE-MORD. Darunter fand sich ein lebensechter Schnappschuß mit der Bildunterschrift: Lord Peter Wimsey, der Sherlock Holmes vom Westend, wendet seine gesamte Zeit und Energie auf, um die Unschuld des Herzogs von Denver, seines Bruders, zu beweisen . Mr. Watchett strahlte.
    »Ich darf Ihnen sicher sagen, wie stolz ich bin, Sie in meiner Bar zu haben, Mylord. – He, Jim, bedien mal die Herren da; du siehst doch, daß sie warten! – Alle Ihre Fälle hab ich verfolgt, Mylord, in den Zeitungen – die füllen ja schon ein ganzes Buch. Und wenn ich mir vorstelle –«
    »Hören Sie mal, alter Freund«, sagte Lord Peter, »könnten Sie, wenn's geht, etwas leiser sprechen? Und nachdem ja nun der Felix aus dem Sack ist, meinen Sie, es wäre Ihnen möglich, mir ein paar Informationen zu geben und nichts weiterzusagen, wie?«
    »Kommen Sie mal mit nach hinten in den Salon, Mylord. Da hört uns keiner«, sagte Mr. Watchett und hielt diensteifrig die Klappe hoch. »He, Jim! Bring uns eine Flasche – was möchten Sie denn trinken, Mylord?«
    »Na, ich weiß nicht, wohin ich heute noch überall muß«, meinte Seine Lordschaft skeptisch.
    »Jim, bring uns mal 'nen Liter von dem alten Ale – das ist was Besonderes, Mylord. So was hab ich noch nirgends sonst getrunken, höchstens einmal vielleicht in Oxford. Danke, Jim. Und jetzt schleich dich, und kümmer dich um die Kunden. Also, Mylord.«
    Mr. Watchetts Informationen liefen auf folgendes hinaus: Dieser Mr. Grimethorpe pflegte recht häufig in die ›Rosenkrone‹ zu kommen, vor allem an Markttagen. Vor etwa zehn Tagen sei er ziemlich spät gekommen, schwer betrunken und streitsüchtig, zusammen mit seiner Frau, die wie immer in Höllenangst vor ihm zu leben schien. Grimethorpe habe Schnaps verlangt, aber Mr. Watchett habe sich geweigert, ihm welchen zu geben. Es habe Krach gegeben, und Mrs. Grimethorpe habe versucht, ihren Mann wegzubekommen. Grimethorpe habe sie prompt niedergeschlagen und sie mit Anzüglichkeiten über ihre Tugend beschimpft, und Mr. Watchett habe sofort die Knechte gerufen und Grimethorpe hinauswerfen lassen, wobei er ihm verboten habe, jemals wieder sein Lokal zu betreten. Er habe von allen Seiten gehört, daß Grimethorpes notorisch übler Charakter in letzter Zeit geradezu teuflisch geworden sei.
    »Könnten Sie ungefähr angeben, wie lange das so geht oder seit wann?«
    »Nun, wenn Sie so fragen, Mylord, würde ich sagen, besonders seit Mitte letzten Monats – vielleicht etwas länger.«
    »Hm!«
    »Nicht daß ich damit irgendwas unterstellen wollte, wie Sie ja sicher auch nicht, Mylord«, sagte Mr. Watchett rasch.
    »Gewiß nicht«, sagte Lord Peter. »Was zum Beispiel?«
    »Aha!« meinte Mr. Watchett. »Das ist es ja. Was?«
    »Sagen Sie mal«, fuhr Lord Peter fort, »können Sie sich vielleicht erinnern, ob Grimethorpe am 13. Oktober in Stapley war – an einem Mittwoch?«
    »Das muß der Tag gewesen sein, als – aber klar! Ja, ich erinnere mich, denn ich weiß noch, wie ich es komisch gefunden habe, daß er hier war, weil doch kein Markttag war. Irgendwelche Maschinen wollte er sich ansehen, sagte er – Sämaschinen, jawohl. O ja, er war hier.«
    »Wissen Sie noch, um welche Zeit er angekommen ist?«
    »Also, ich meine, er wäre zum Lunch hiergewesen. Das weiß aber sicher die Kellnerin. He, Betty!« rief er durch die Nebentür. »Weißt du zufällig noch, ob Mr. Grimethorpe am 13. Oktober hier zum Lunch war – ein Mittwoch war das, der Tag, an dem dieser arme Mann drüben in Riddlesdale ermordet worden ist.«
    »Grimethorpe von Grider's Hole?« fragte die Kellnerin, eine gutgewachsene junge Frau mit echtem Yorkshire-Tonfall. »Ja! Zu Mittag hat er gegessen, und dann ist er zum Schlafen wiedergekommen. Da irre ich mich bestimmt nicht, denn ich hab ihn bedient und ihm morgens das Wasser raufgetragen, und er hat mir nur zwei Pence gegeben.«
    »Ungeheuerlich!« fand Lord Peter. »Hören Sie, Miss Elizabeth, sind Sie ganz sicher, daß es am dreizehnten war? Ich habe nämlich mit einem Freund darum gewettet, wissen Sie, und das Geld möchte ich nicht gern verlieren, wenn ich es verhindern kann. Wissen Sie genau, daß es die Mittwochnacht war, als er hier geschlafen hat? Ich hätte schwören mögen, es war

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