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Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk

Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk

Titel: Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L Sayers
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verdient.«
    Der alte Popper drehte sich um und musterte den Fremden nachdenklich.
    »Diese Frage war verhältnismäßig einfach«, bemerkte er. »Die Papiere waren wertvoll und der Butler ohne Zweifel nutzlos. Nun, ich könnte Ihnen von einer Sache erzählen, die wirklich problematisch war. Habe die Geschichte selbst erlebt – ist lange her. Aber jetzt – gerade jetzt – überläuft mich eine Gänsehaut, wenn ich daran denke.«
    Der Oberst brummte, und Timpany sagte:
    »Los, Popper, erzähle uns die Geschichte.«
    »Ich traue mich nicht recht. Habe bisher nie davon gesprochen.«
    »Wenn Sie uns jetzt davon erzählten«, meinte der Pfarrer, »würden Sie vielleicht Erleichterung spüren.«
    »Das möchte ich bezweifeln. Ich kann natürlich auf Ihre Sympathie rechnen, das weiß ich. Aber das ist vielleicht das schlimmste.«
    Der Fremde sagte etwas steif, aber mit seltsamer Begierde.
    »Ich möchte sehr gern von Ihrem Erlebnis hören.«
    Der alte Popper sah ihn wiederum an. Dann klingelte er nach dem Wirt und bestellte einen Doppelwhisky.
    »Also gut«, sagte er, nachdem er das Glas ausgetrunken hatte, »ich werde es Ihnen erzählen. Ich werde keinen Namen nennen, aber Sie werden sich wohl an den Fall erinnern. Es geschah, als ich noch Schreiber in einem Rechtsanwaltsbüro war. Wir sollten die Verteidigung eines gewissen Mannes – eines Handelsreisenden – übernehmen, der des Mordes an einem Mädchen beschuldigt wurde. Das Beweismaterial gegen ihn sah ziemlich deprimierend aus, aber der Mann und sein ganzes Verhalten hatten uns von seiner Unschuld überzeugt. Wir wollten ihn natürlich freikriegen.
    Die Sache kam vor den Friedensrichter, und es stand für unseren Klienten nicht zum besten. Seine Verteidigung beruhte auf einem Alibi, das er leider nicht beweisen konnte. Nach seiner Aussage hatte er sich unterwegs mit seiner Freundin gestritten und sie dann auf einer Landstraße zurückgelassen, wo sie später tot aufgefunden wurde. Anschließend war er fortgefahren, ohne auf den Weg zu achten.
    Er erinnerte sich nur noch, in irgendeine Wirtschaft gegangen zu sein, wo er sich unmäßig betrank. Dann war er wieder weitergefahren, immer weiter, bis er zu einem Wald kam, wo er ausstieg und ein wenig schlief. Nach seinem Ermessen mußte er gegen drei Uhr morgens aufgewacht sein, als es noch dunkel war.
    Er hatte keine Vorstellung, wo er sich befand. Aber nach vielen Irrfahrten gelangte er gegen sechs Uhr in eine Stadt, die wir Workingham nennen wollen. Seit dem Verlassen der Gastwirtschaft hatte er mit niemandem gesprochen, aber er hatte irgendwo unterwegs ein Paar Wollhandschuhe verloren. Das war der einzige Anhaltspunkt, den er uns geben konnte.
    Die Polizei nahm natürlich an, daß er nach Verlassen der Wirtschaft zu seiner Freundin zurückgekehrt sei, sie erwürgt habe und dann direkt nach Workingham gefahren sei. Der Mord war erst nach Mitternacht begangen worden, wenn man sich auf die Aussage des Arztes verlassen konnte, aber trotzdem ließ ihm das reichlich Zeit, die Tat zu begehen und um sechs in Workingham zu sein. Der Fall kam vor das Geschworenengericht, und uns war sehr unbehaglich zumute, obwohl der Mann bei uns den Eindruck erweckte, daß er die Wahrheit sprach.
    Nun, zwei Tage nach dem ersten Verhör erhielten wir einen Brief von einem Mann, der in einem etwa zwanzig Meilen von Workingham entfernten Dorf lebte und bereit war, uns eine Auskunft zu erteilen. Ich wurde hingeschickt, um mir den Mann anzuhören. Er gehörte der Arbeiterklasse an und sah ziemlich hinterlistig aus. Nachdem wir lange argumentiert hatten und eine Zehnshillingnote den Besitzer gewechselt hatte, gab er mehr oder weniger zu, daß er vom Wildern lebe. Nach seiner Aussage hatte er in der Mordnacht in einem Wald in der Nähe seines Dorfes Schlingen gelegt, deren eine er kurz nach zehn und die andere um ein Uhr morgens kontrolliert hatte. Er hatte dabei weder einen Mann noch einen Wagen gesehen, aber bei dem zweiten Rundgang ein Paar Wollhandschuhe neben der Schlinge gefunden. Er hatte sie mit nach Hause genommen und zu keiner Menschenseele etwas davon gesagt. Aber nach dem Lesen des Zeitungsberichtes hatte er es für seine Pflicht gehalten, sich mit uns in Verbindung zu setzen. Er machte kein Hehl daraus, daß er eine Belohnung für seine Aussage erwartete.
    Er zeigte mir die Handschuhe, die der Beschreibung recht genau entsprachen, was nicht allzuviel zu sagen hatte, da sie nach der Beschreibung im Gerichtssaal für die Gelegenheit

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