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Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk

Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk

Titel: Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L Sayers
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mit einem Koffer verlassen hat. Weder er noch seine Frau, mit der er auf gespanntem Fuß leben soll, sind seitdem gesehen worden.
    Der Nachrichtenredakteur, dem gerade ein halbes Dutzend Zeilen fehlte, um das Ende einer Spalte auszufüllen, reichte die Notiz dem Hilfsredakteur, der sie mit den üblichen Veränderungen in die Druckerei schickte.
    Am Freitagabend brachte die Zeitung Evening Wire, die offenbar auf eigene Faust Erkundigungen eingezogen hatte, eine ausführlichere Version der Geschichte.
    Geheimnisvolle Milchflaschen
    Sechs ungeöffnete Milchflaschen vor der Tür eines Zimmers in einem Mietshaus in Clerkenwell stellen ein Geheimnis mit mehreren beunruhigenden Aspekten dar. Der Raum wurde vor drei Monaten von einem angeblichen Romanschreiber und seiner Frau gemietet, die sich Mr. und Mrs. Hugh Wilbraham nannten. Er liegt im obersten Stockwerk des Hauses 14B Buttercup Road und ist seit sechs Tagen verschlossen geblieben. Von den Mietern fehlt seit Sonnabend, als Wilbraham das Haus in verdächtiger Weise mit einem Koffer verließ, jede Spur.
    Ein Taxifahrer namens Hodges sagt aus, daß er am Sonnabend gegen sechs Uhr einen verdächtig aussehenden Mann mit einem Koffer gefahren habe, auf den die Beschreibung Wilbrahams paßt. Der Mann habe wild um sich geblickt und schien unter dem Einfluß von Alkohol zu stehen. Er wies Hodges an, so rasch wie möglich zum Bahnhof Liverpool Street zu fahren, und schien ganz darauf versessen, den Zug zu erreichen.
    Die Nachbarn berichten, daß Mr. und Mrs. Wilbraham sich häufig gestritten hätten. Bei Gelegenheit soll der Mann geäußert haben, es sei bedauerlich, daß sie je geheiratet hätten. Als die Frau zuletzt gesehen wurde, weinte sie. Das war, als der Milchmann am Sonnabendmorgen sein Geld einkassierte.
    Das Unheimlichste an diesem mysteriösen Fall ist das allmähliche Ausströmen eines unangenehmen Geruches aus dem verschlossenen Zimmer. Wie wir hören, ist die Polizei benachrichtigt worden.
    Der Nachrichtenredakteur des Morning Star ließ Hector Puncheon zu sich kommen.
    »Hier, dies ist doch Ihre Story, nicht wahr?« sagte er. »Die Leute vom Wire haben Sie anscheinend überflügelt. Klemmen Sie sich dahinter.«
    Als Hector Puncheon sich durch die Schwüle und den Schmutz des Augustabends dahinschleppte, verspürte er keine allzu große Neigung, den dunklen Eingang zu betreten und die widerlichen Treppen emporzuklimmen. Staubige Zeitungen wirbelten ihm um die Füße, als er am Gemüseladen vorbeikam, und um den Eingang herum lungerte ein halbes Dutzend Müßiggänger.
    »Schrecklich«, erklärte Mrs. Bowles. »Noch schlimmer als damals, als man die alte Katze unter den Dielen entdeckte, die die Gasrohrleger mit eingenagelt hatten. Ich mußte unbedingt mal frische Luft schnappen.«
    »Warum schreitet die Polizei nicht ein? Das möchte ich gern wissen«, mischte sich ein schlampiges Mädchen mit stark geschminktem Gesicht ein.
    »Müssen erst eine Vollmacht haben, meine Liebe, ehe sie die Tür aufbrechen können. Das ist nämlich Hausfriedensbruch, und der Hauswirt …«
    »Ich begreife nicht, wie er überhaupt an solche Leute vermieten kann.«
    »Sie können gut reden. Geld behält das Feld.«
    »Alles ganz gut und schön, aber man konnte es dem Kerl doch schon vom Gesicht ablesen, daß er nichts Gutes im Schilde führte.«
    »Na, ich sage nur, sie kann mir leid tun.«
    Hector bahnte sich einen Weg zum Eingang und nahm kühn die Treppen zum obersten Stock in Angriff. Die dumpfe Luft in dem engen Treppenschacht legte sich ihm schwer auf die Lunge, und je weiter er nach oben kam, desto schlimmer wurde es.
    Der Geruch machte sich schon im ersten Stock bemerkbar, wo er sich mit den Dünsten von Katzen und Kohl vermengte. Im zweiten Stock wurde er stärker und war im dritten überwältigend. Die sechs Milchflaschen standen, sauer und verstaubt, vor der verschlossenen Tür. Hector hob die Klappe des Briefeinwurfs, um einen Blick ins Innere zu werfen. Eine Wolke von Gestank strömte ihm entgegen, ekelerregend, unerträglich. Ihm wurde übel, und er trat zurück. Ein paar fette schwarze Fliegen waren durch den Schlitz gekrabbelt und krochen träge und gesättigt über den mit Blasen bedeckten Anstrich der Tür.
    »Das kann einem den Magen umdrehen, nicht wahr?« ertönte eine Stimme hinter ihm. Ein Mann war nach ihm die Treppe heraufgekommen.
    »Schauderhaft«, bestätigte Hector.
    Plötzlich schien der schmutzige Platz um ihn zu kreisen. Da drehte er sich um und rannte

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