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Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk

Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk

Titel: Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L Sayers
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Milton Ramp. Für einen Verleger ist er intelligent und vorwärtsstrebend und, wie ich von meinen Freunden höre, sehr empfindlich. Besorgen Sie mir eine breite Feder, scharlachrote Tinte und etwas von dem widerlichen, leuchtendgrünen Papier, das man bei Woolworth kaufen kann.«
    »O ja, Mr. Podd«, hauchte Miss Robbins.
    Der Feldzug gegen Mr. Milton Ramp begann an diesem Tage mit einer smaragdgrünen Sendung, die die Aufschrift »Streng vertraulich« trug. Inwendig standen nur die in scharlachroter Tinte und Riesenbuchstaben ausgeführten Worte: »DIE ZEIT WIRD KOMMEN!« Miss Robbins steckte dies in einen Briefkasten des West-Central-Postamtes.
    »Alle müssen von verschiedenen Stellen abgesandt werden«, erklärte Mr. Podd, »um eine Entdeckung zu vermeiden.«
    Die zweite Botschaft (in der Shaftesbury Avenue eingeworfen) hatte keinen Wortlaut; sie bestand nur aus einem ungeheuren purpurnen Pfeil mit einem bösartigen Widerhaken. Die dritte Sendung (Stempel Fleet Street) zeigte wieder den Pfeil mit der mysteriösen Überschrift: »Der Pfeil der Zeit – sein Ziel ist Untergang und Verderben.« Der vierte verlieh dieser dunklen Bemerkung Nachdruck durch ein Zitat aus Mr. Podds neuestem Werk: »Der Untergang mag anscheinend in weiter Ferne liegen, aber – DIE ZEIT WIRD KOMMEN!« An dieser Stelle kam das Wochenende dazwischen, und Mr. Podd ruhte sich auf seinen Lorbeeren aus. Den Sonntagvormittag verbrachte er damit, auserlesene Brocken aus seinem Roman herauszupicken, der sich vortrefflich für diese Kampagne eignete, da es sich hier um einen zu Unrecht verurteilten und daher sehr aufgebrachten Herrn handelte, der seine restlichen Jahre mit langatmigen Drohungen und Racheakten ausfüllte. Am Sonntagabend brachte Mr. Podd seinen nächsten Brief eigenhändig zur Post. Er enthielt einen Auszug aus Kapitel IV, wo der Held in einer großartigen Szene seinem Widersacher trotzt:
    »So schuldbeladen können Sie nicht ewig der Sühne entrinnen. Die Wahrheit soll siegen. DIE ZEIT WIRD KOMMEN!«
    Am Montag beunruhigte ihn der Gedanke, daß Mr. Ramp das Ganze als Scherz auffassen könnte. Deshalb schrieb er:
    »Noch lachen Sie – aber DIE ZEIT WIRD KOMMEN, da Sie auf mich hören werden! – siehe Disraeli.«
    Dies gefiel ihm. Dann sah er, wie Miss Robbins einen Brief in den Papierkorb warf.
    »Nur ein Reklameschreiben, Mr. Podd«, erklärte Miss Robbins.
    »Mädchen!« rief Mr. Podd. »Sie erschrecken mich! Wenn sich nun unser dickfelliger Ramp durch einen Wall von Frauen wie Sie geschützt hat, was dann? Vielleicht hat er unsere wohldurchdachten, nervenerschütternden Ergüsse überhaupt nicht zu Gesicht bekommen!«
    Daher gab er ihr den Auftrag, Ramps Behausung ausfindig zu machen. Das war keine schwierige Aufgabe, denn Mr. Ramps Privatadresse stand ganz offen im Telefonbuch, und der nächste Brief wanderte aus einem Briefkasten in Piccadilly dorthin:
    »Nemesis sitzt auf dem zerstörten Herd. DIE ZEIT WIRD KOM-MEN!«
    Dies stand unter einem Zifferblatt, dessen pfeilförmige Zeiger auf halb zwölf wiesen.
    »Wir werden die Zeiger jeden Tag um fünf Minuten vorrükken«, sagte Mr. Podd. »Nach einer Woche muß der Bursche uns aus der Hand fressen. Es heißt ja immer: Reklame macht sich bezahlt. Sollen wir da nicht auf einen Vorschuß anspielen? Fünfhundert Pfund wären doch mäßig für ein Buch von dieser Qualität, aber diese Burschen sind alle zugeknöpfte Geizhälse. Sagen wir daher zunächst einmal zweihundertfünfzig.«
    »Davon steht nichts in Ihrem Roman«, wandte Miss Robbins ein.
    »Nein. Ich wollte Jeremy Vanbrugh nicht zu einem Erpresser stempeln. Das Publikum kann zwar einen ehrlichen Mörder ins Herz schließen und hat nichts dagegen, wenn der Detektiv ihn am Ende laufenläßt. Aber ein erpresserischer Mörder muß gehängt werden. Das verlangen die Spielregeln.«
    »Aber wird Mr. Ramp uns nicht für Erpresser halten, wenn wir Geld verlangen?«
    »Das ist etwas anderes«, entgegnete Mr. Podd. »Wir bitten nur um das uns zustehende Honorar. Das wird auch seine Meinung sein, wenn er das Buch sieht. Schreiben wir also: ›Eine Anzahlung von 250 Pfund -‹, nein, zum Donnerwetter! Das klingt zu sehr nach Ratenzahlung. Eine Sekunde. ›Ich bitte jetzt nur um 250 Pfund – aber DIE ZEIT WIRD KOMMEN, da Sie mehr zahlen werden … ‹, nein: ›den vollen Preis zahlen werden.‹ Das klingt präziser. Wir beglücken seine beiden Adressen damit.«
    Er schrieb die Briefe und diktierte das erste Kapitel eines neuen

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