Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk
verbrannt!«
Polizist E 999 wandte sich zögernd zum Gehen. Irgend jemand im Souterrain kochte Spaghetti, und der Geruch zog ihm tröstlich in die Nase. Er hoffte, daß ihn zu Hause auch etwas so Gutes erwartete. Als er auf dem Gehsteig entlangschlenderte, hörte er plötzlich einen Krach und das Klirren von Glas, und eine Schreibmaschine segelte aus einem oberen Fenster dicht an seinem Helm vorbei.
»Nanu!« sagte Polizist E 999.
Ein lauter Schrei folgte. Dann rief eine schrille weibliche Stimme: »Hilfe! Hilfe! Ich werde ermordet!«
»Mein Gott!« sagte der Polizist. »So etwas muß ausgerechnet passieren, wenn ich zum Essen gehen will.«
Er kletterte die Stufen empor und klopfte mit Donnergepolter an die Tür.
Strupps
Das Tor, auf dessen abgeschuppter, verblichener Oberfläche der Name »Strupps« in dem trüben Licht soeben zu entziffern war, fiel klappernd ins Schloß, was bei den durchnäßten Lorbeerbüschen einen Sprühregen auslöste. Susan Tabbit stellte den schweren Koffer hin und betrachtete durch den Regenschleier hindurch das kleine Haus.
Es war ein merkwürdiges, schiefes, buckeliges Gebäude, das hinter seinen eigenen Hecken zu horchen schien. Seine Schornsteine – an jedem Dachende einer – hoben sich von dem wässerigen Lichtstreifen im Westen wie zwei gespitzte, intensiv lauschende Ohren ab. Diese Wirkung wurde durch die blinde Fassade noch verstärkt.
Susan zitterte ein wenig und dachte sehnsüchtig an den hellen Omnibus, den sie am Fuß des Hügels verlassen hatte. Der Schaffner war offenbar ebenso überrascht gewesen wie der Gepäckträger am Bahnhof, als sie ihr Ziel nannte. Sie hatte den Eindruck gehabt, als wollte er etwas sagen, und sie wünschte, sie hätte den Mut aufgebracht, sich näher zu erkundigen. Strupps. Ein merkwürdiger Name. Ihre verheiratete Schwester hatte mißbilligend die Lippen gespitzt, als sie ihr die Adresse gab: Susan Tabbit bei Mrs. Wispell, Strupps, Roman Way, Bodcaster, und bekennen mußte, daß sie die Stelle ohne Besichtigung angenommen hatte.
Nun lag das Haus vor ihr, unnahbar, gleichgültig, aber auf der Lauer. Kein Haus sollte so aussehen. Sie hatte recht dumm gehandelt, aber ihrer Schwester war offensichtlich viel daran gelegen, sie aus dem Hause zu bekommen. Da die zahlreiche Familie ihres Schwagers erwartet wurde, war für sie kein Platz mehr. Außerdem war sie knapp bei Kasse. Sie hatte es sich so angenehm im Hause Strupps vorgestellt: Haus- und Stubenmädchen bei dreiköpfiger Familie. Diener und Köchin, ein Ehepaar, vorhanden. Bei ihrer letzten Stelle war sie die einzige Hilfe in einer achtköpfigen Familie gewesen, und sie hatte sich daher auf einen leichten Posten gefreut.
Susan nahm ihren Koffer wieder auf und schleppte ihn über den nassen Kiesweg zwischen viereckigen Rasenflächen mit leeren Blumenbeeten und dichten Gebüschgruppen. Dann folgte sie einem Pfad zur Rechten, der an der Hausfront mit ihren dunklen, abstoßenden Fenstern entlangführte. Der Weg an der Seite des Hauses war ebenso dunkel wie der andere. Zu ihrer Linken konnte sie die Umrisse einer hohen Glastür erkennen und zu ihrer Rechten eine Blumenrabatte, wo die an Stäben befestigten Blechschilder verlassen baumelten, und dahinter einen von hohen Bäumen eingeschlossenen Rasen. Durch eine quietschende Tür gelangte sie in einen kleinen, gepflasterten Hof, über den aus einem erleuchteten Fenster ein schmaler Lichtstreifen fiel.
Sie versuchte in dieses Fenster zu blicken. Aber eine Gardine verhüllte die untere Hälfte. Sie konnte nur die niedrige, mit schwarzen Balken durchzogene Decke sehen, an der eine Petroleumlampe hing. Nicht weit vom Fenster fand sie eine Tür und klopfte.
Beim ersten Schlag des altmodischen eisernen Klopfers ertönte wütendes, anhaltendes Hundegebell. Sie wartete klopfenden Herzens, aber niemand erschien. Nach einer Weile faßte sie Mut, den Klopfer noch einmal in Bewegung zu setzen. Diesmal schien sich etwas zu rühren. Das Bellen hörte auf. Sie vernahm, wie der Schlüssel umgedreht und der Riegel zurückgeschoben wurde. Dann öffnete sich die Tür, und eine massige Gestalt verwehrte ihr den Eintritt ins Haus.
»Wer sind Sie?«
Eine Stimme, wie Susan sie noch nie gehört hatte: rauh, heiser und geschlechtslos, wie die Stimme eines Erstickenden. »Mein Name ist Tabbit – Susan Tabbit.«
»Ach, das neue Mädchen!« Es folgte eine Pause, als ob man sie auf Herz und Nieren prüfen wollte.
»Kommen Sie herein.«
Die dunkle Masse wich
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