Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk
Romans.
»Oh, Sie haben so viele wundervolle Ideen, Mr. Podd!«
»Vielen Dank, Miss Robbins«, sagte Mr. Podd herablassend, »Sie sind eine gute Seele. Ich weiß nicht, was ich ohne Sie anfangen sollte.«
Mr. Podd nahm seinen Lunch mit einem literarischen Freund namens Gamble ein. Er mochte Gamble nicht besonders gern, da dieser zu den Leuten gehörte, die durch einen winzigen Erfolg ganz verdorben werden. Gambles Roman Verschwendete Scham hatte durch einen glücklichen Zufall eine gewisse Popularität erlangt, und die Beweihräucherung war ihm zu Kopfe gestiegen. Er war häufig bei Verlegergesellschaften zu sehen, hatte bei einem literarischen Dinner eine witzige Rede vor einem Mitglied es Königshauses gehalten und bildete sich jetzt ein, jede Persönlichkeit der Verlagswelt genau zu kennen. Man konnte es sich nicht leisten, Gamble zu ignorieren, aber er stellte seine Freunde auf eine harte Probe. Humphrey Podd freute sich schon auf den Tag, wo er seinerseits Gamble gönnerhaft behandeln konnte.
»Sieh mal einer an!« sagte Gamble. »Dort sitzt Ramp. Der Mann steht nahe vor einem Zusammenbruch. Hat den Tatterich. Das siehst du seinem Gesicht schon an.«
Mr. Podd blickte den Verleger an. Er sah ein dünnes, bekümmertes Gesicht und ein Paar nervöser Hände, die unaufhörlich an einem Brötchen zupften.
»Warum?« fragte Mr. Podd. »Er steht doch ganz gut da. Seine Bücher haben einen flotten Absatz, nicht wahr?«
»Oh, geschäftlich ist alles in Ordnung. Wenn du ihm etwas anvertrauen willst, kannst du es ruhig riskieren. Nein – es geht um etwas ganz anderes. Sag’s nicht weiter, aber es sollte mich nicht überraschen, wenn in Kürze der häusliche Ballon explodieren würde.«
»Der häusliche Ballon explodieren?« wiederholte Mr. Podd. »Na ja – aber ich sollte nicht darüber sprechen. Ich weiß es nur zufällig, das ist alles. So etwas spricht sich herum.«
Mr. Podd hätte brennend gern mehr erfahren. »Na, wenn die Firma in Ordnung ist«, meinte er, »das ist die Hauptsache. Das Privatleben des Burschen geht mich nichts an.«
»Privatleben – ha!« sagte Gamble geheimnisvoll. »Nach allem, was ich höre, wird es nicht mehr lange privat sein. Wenn einige der Briefe vor Gericht kommen – du meine Güte!« »Briefe?« fragte Mr. Podd interessiert.
»Donnerwetter! Das hätte ich nicht erwähnen dürfen. Es wurde mir im tiefsten Vertrauen erzählt. Schwamm drüber, altes Haus!«
»Aber gewiß«, versprach Humphrey Podd, ärgerlich über sich selbst und über Gamble.
»Er spitzt allmählich die Ohren«, verkündete Mr. Podd Miss Robbins und wiederholte ihr Gambles Unterhaltung.
»Oh, Mr. Podd!« rief Miss Robbins und spielte nervös mit dem Farbband, »er wird doch nicht etwa … ich meine, man kann nie wissen. Vielleicht ist er wütend …«
»Er wird alles vergessen, sobald er mein Buch sieht.«
»Ja, aber ich meine, er hat sich vielleicht etwas zuschulden kommen lassen. Vielleicht bekommt er es mit der Angst. Sie halten mich sicher für schrecklich töricht.«
»Keineswegs, Miss Robbins.«
»Nun, ich meine, wenn es ein dunkles Geheimnis in seiner Vergangenheit geben sollte …«
»Das wäre ein Gedanke!« rief Mr. Podd erregt. »Eine Sekunde – eine Sekunde! Miss Robbins, Sie haben mich auf die Idee für ein neues Buch gebracht. Notieren Sie. Titel: Ein Schuß, ins Blaue. Nein, das gibt’s, glaube ich, schon. Ich hab’s: Ein Pfeil überm Haus. Zitat aus Hamlet : ›Daß ich meinen Pfeil über das Haus geschossen und meinen Bruder verletzt habe.‹ Entwurf.
Beginnen Sie: Jemand – nennen wir ihn Jones – schreibt Drohbriefe an, sagen wir mal, Robinson. Jones meint es nur im Scherz, aber Robinson bekommt einen tödlichen Schreck, weil er tatsächlich, sagen wir mal, jemanden ermordet hat. Nehmen wir eine Frau – weibliche Opfer sind beliebter. Robinson begeht Selbstmord, und Jones wird wegen Erpressung und Mord verfolgt. Ich bin nicht sicher, ob es als Mord gilt, wenn jemand einen anderen durch Erschrecken in den Tod treibt, aber wahrscheinlich. Erpressung ist ein schweres Verbrechen, und wenn man bei Ausübung eines schweres Verbrechens jemanden zufällig tötet, so ist das Mord. Ha, diese Idee von mir ist gut!
Vernichten Sie Die Leiche in der Kloake – habe nie viel davon gehalten. Wir wollen dies sofort in Angriff nehmen. Als Detektiv wählen wir am besten wieder Major Hawke. Wenn die Leser ihn nach dem Roman Die Zeit wird kommen ins Herz geschlossen haben, wollen sie ihm wieder
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