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Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk

Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk

Titel: Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L Sayers
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kleinen Tisch daneben. Der Mann in dem Bett lag mit geschlossenen Augen flach auf dem Rücken. Das Gesicht mit den scharfen Nasenflügeln war von einer durchsichtigen, wachsartigen Blässe. Eine Hand, so dünn wie eine Klaue, lag regungslos auf der grünen Decke; die andere war im Schatten der Vorhänge verborgen. Wenn Jarrock vorhin von Mr. Alistair gesprochen hatte, mußte sie ihm beipflichten: Dieser Mann war jetzt durchaus friedlich.
    »Der Arme«, flüsterte Susan, »er ist gestorben.« Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, als eine dröhnende Lachsalve von unten heraufschallte, ungeheuerlich, kolossal, phantastisch – ein Frevel gegen das schweigende Haus. Susan fuhr zurück und schleuderte dadurch die Lichtschere aus dem Kerzenhalter, die klappernd die Eichentreppe hinunterrollte und mit metallischem Klirren unten auf den Fliesen landete.
    Eine Tür wurde aufgerissen, und eine laute Stimme, in deren Tiefen noch ein Rest jener albernen Heiterkeit lauerte, rief:
    »Was war das? Zum Teufel noch mal! Jarrock, haben Sie den höllischen Krach gemacht?«
    »Entschuldigen Sie vielmals, Sir«, sagte Susan und trat bestürzt an den Treppenkopf. »Es war meine Schuld.«
    »Donnerwetter, wer sind Sie denn? Kommen Sie mal herunter, damit man Sie in Augenschein nehmen kann. Oh!« rief er, als Susans schwarzes Kleid und weiße Schürze bei der Treppenbiegung in Sicht kamen, »das neue Hausmädchen. Eine schöne Art, sich einzuführen. Verdammt guter Anfang! Ich wünsche keinen Lärm. Aller Lärm in diesem Haus wird von mir gemacht, verstanden?«
    »Ja, Sir. Es soll nicht wieder vorkommen, Sir.«
    »So ist’s richtig. Und wenn Sie die Stufen beschädigt haben, dann geht’s Ihnen an den Kragen. Wissen Sie das?« Er legte den großen, bärtigen Kopf in den Nacken, und sein schallendes Gewieher schien das Haus wie ein Windstoß zu erschüttern. »Nun kommen Sie schon Mädchen, ich fresse Sie diesmal noch nicht. Zeigen Sir mir mal Ihr Gesicht. Ihre Beine sind wenigstens in Ordnung. Hausmädchen mit dicken Beinen kann ich nicht ausstehen. Kommen Sie herein, und lassen Sie sich unter die Lupe nehmen. Sidonia, hier ist das neue Mädchen. Noch keine Minute im Haus, und schon wirft sie mit den Möbeln um sich. Hast du gehört? Ha, ha, ha!«
    Er schob Susan vor sich her in ein Wohnzimmer, das mit seinen leuchtend bunten Farben wie ein Pfauenschwanz wirkte. Die Fenster waren fest verrammelt.
    Auf einer Couch vor dem Kamin lag eine junge Frau mit einem kleinen, weißen, herzförmigen Gesicht, das von ihren schweren roten Haarmassen eingerahmt und fast darunter begraben wurde. Alte, schwere Ringe schmückten ihre langen Finger. Bei dem lärmenden Eintritt ihres Mannes erhob sie sich etwas unbeholfen und unsicher.
    »Lieber Walter, schrei nicht so. Ich habe Kopfschmerzen, und dem armen Mädchen jagst du Angst ein. Sie sind also Susan. Hoffentlich haben Sie eine gute Reise gehabt. Kümmern sich Mr. und Mrs. Jarrock um Sie?«
    »Ja, danke, gnädige Frau.«
    »Das ist schön.« Ihr Blick wanderte ein wenig hilflos zu ihrem Mann und dann wieder zurück zu Susan. »Ich hoffe, Sie werden Ihre Arbeit gut verrichten, Susan.«
    »Ich werde mich bemühen, Sie zufriedenzustellen, gnädige Frau.«
    »Ja, ja, davon bin ich überzeugt.« Sie ließ ein silbernes Lachen erklingen, das einem Vogelruf ähnelte. »Mrs. Jarrock wird Sie in alles einweihen. Ich hoffe, Sie werden sich hier wohl fühlen und bei uns bleiben.« Wieder ertönte ihr sinnloses Lachen.
    »Hoffentlich verschwindet Susan nicht wie das letzte Mädchen«, sagte Mr. Wispell. Susan fing einen Blick auf, den seine Frau ihm rasch zuwarf, aber ehe sie entscheiden konnte, ob er Furcht oder eine Warnung ausdrückte, wurden sie unterbrochen. Ein scharfer Glockenton erschallte, und in dem darauffolgenden Schweigen tauschten die beiden Wispells ängstliche Blicke aus.
    »Was ist das schon wieder, zum Kuckuck noch mal?« rief Mr. Wispell.
    Jarrock kam mit einem Telegramm herein, das Wispell ihm aus der Hand riß und öffnete. Mit einem Ausruf der Bestürzung reichte er es seiner Frau, die einen scharfen Schrei ausstieß.
    »Walter, das geht nicht! Sie darf nicht kommen. Können wir sie nicht daran hindern?«
    »Sei nicht töricht, Sidonia. Was können wir tun?« »Aber Walter, verstehst du denn nicht? Sie wird erwarten, daß sie Helen vorfindet.«
    »O Herr!« stöhnte Mr. Wispell.
    Susan ging früh zu Bett. Das Abendessen war eine gezwungene, melancholische Mahlzeit gewesen. Mrs. Wispell hatte

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