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Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk

Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk

Titel: Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L Sayers
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Hochzeitsgeschenk hier im Garten zu suchen?« fügte sie hinzu, als ihr Blick auf die nackte Marmorfigur fiel.
    »O Herr!« stöhnte Mr. Wispell. Resigniert warf er den Spaten hin und marschierte ins Haus.
    »Ich fürchte«, sagte Mrs. Wispell, »Sie müssen Ihr Monatsgehalt nehmen und wieder gehen, Susan. Mr. Wispell ist sehr ärgerlich. Sehen Sie, diese Statue war nämlich so häßlich, daß er sie nicht im Hause haben wollte, und es war nicht möglich, sie zu verkaufen, da seine Tante jederzeit auftauchen konnte. Daher vergruben wir sie, und als Tante telegrafierte, mußten wir sie natürlich wieder ausgraben. Aber ich fürchte, sie wird das meinem Mann nie verzeihen und bestimmt ihr Testament ändern. Na, er ist jedenfalls sehr zornig, und ich verstehe auch nicht, wie Sie so töricht sein konnten.«
    »Es tut mir bestimmt leid, gnädige Frau. Ich war etwas nervös …«
    »Vielleicht«, krächzte Mrs. Jarrock, »war das arme Mädchen durch Jarrock aus der Fassung gebracht. Ich hätte ihr erklären sollen, daß er und der arme Mr. Alistair im Krieg eine Granatexplosion mitgemacht haben. Aber da ich an sein armes Gesicht gewöhnt bin und wir gerade die Aufregung mit Mr. Alistair hatten, habe ich nicht daran gedacht.«
    Mr. Wispells Stimme dröhnte die Treppe herab. »Ist die dumme Gans endlich fort?«
    Der junge Polizist legte Susan die Hand auf den Arm. Er hatte schöne braune Augen und lockiges Haar, und seine Stimme klang freundlich.
    »Ich glaube, Miss«, meinte er, »Strupps ist nicht der richtige Platz für Sie. Am besten kommen Sie zu uns und essen mit meiner Mutter und mir zu Mittag.«

Othello
    Haben Sie schon mal »Othello« gespielt? Es ist so altmodisch, daß es eigentlich nur die Snobs spielen; eine Art Scharade, wird wohl »Othello« genannt, weil es nicht so einfach ist, einen ausgefalleneren Namen dafür zu finden.
    Man wählt den Namen einer bekannten Figur (und wenn Ihre Zuschauer nicht sehr geduldig sind, am besten einen kurzen), zum Beispiel »Hiob«. Dann stellt man in einem »lebenden Bild« eine Persönlichkeit dar, die mit H beginnt, dann eine mit I, eine mit O und eine mit B. Zum Schluß bringt man Hiob selbst, und das Publikum rät, daß Hiob gemeint war, und klatscht freundlich Beifall. Das ist alles. Sorglose Menschen mit etwas Phantasie können viel Spaß dabei haben.
    Bob Lester feierte Geburtstag. Seine Mutter, seine Schwester und etwa zwanzig intime Freunde waren in seiner kleinen Wohnung in Hammersmith zusammengequetscht. Es waren meist Schriftsteller, Maler, Schauspieler oder sonst irgendwie mit den Musen liierte Leute, die es gewohnt waren, sich mit Singsang und Spielen die Zeit zu vertreiben. Sie verstanden es alle, witzig den Narren zu spielen, sich wie Kinder aufzuführen und sich an unsichtbaren Mengen von Bowle zu berauschen. Sie waren alle recht talentiert und kannten einander gut. Cyril Markham fühlte sich nicht zu ihnen gehörig, obwohl alle ungewöhnlich nett zu ihm waren und ihn aufzuheitern suchten. Es waren kaum sechs Monate her, seit Jane gestorben war, und obwohl alle die aufrichtigste Teilnahme an seinem Verlust bekundeten (alle hatten Jane geliebt) spürte er, daß er und die anderen einander völlig fremd waren und es immer sein würden. Die bezaubernde Jane. Sie hatten es ihm nur schwer verzeihen können, daß er sie geheiratet und mit nach Cornwall genommen hatte, und fanden es schrecklich, daß sie schon zwei Jahre später starb – an Magen- und Darmentzündung. Sie hatte kindische Spiele mit ihnen gespielt und den albernsten eine exquisite persönliche Anmut verliehen. Markham brächte das niemals fertig. Er kam sich steif, unbeholfen und schrecklich befangen vor. Als Bob »Othello« vorschlug, bat er Markham aus Höflichkeit, sich seiner Schauspielertruppe anzuschließen. Wirklich zu liebenswürdig. Aber Markham erklärte, er sei lieber Publikum, und Bob wählte mit einem Seufzer der Erleichterung seine erprobten Veteranen.
    Die beiden Vorderzimmer der Wohnung hatte man durch Öffnen der Schiebetüren in einen einzigen Raum verwandelt. Trotz der vorgerückten Jahreszeit war der Abend sonderbar schwül, und man hatte eine der drei großen, nach der Flußseite liegenden Balkontüren geöffnet. Über die Köpfe der Gäste hinweg konnte Markham die Lichter von Surrey wie große Lampions auf dem Wasser tanzen sehen. Der kleinere der beiden Räume bildete die Bühne, die man durch schwere purpurne Vorhänge vom Zuschauerraum abgetrennt hatte. Im Gang drängten

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