Sayuri
Gruppe im rechten Gang tatsächlich noch einmal zum Stehen. »Wir sollten zusammenbleiben! Allein zu gehen ist viel zu gefährlich.«
»Sagt wer?«, höhnte einer der Älteren von ihnen. »Der Prinz? Am besten schließt du dich Calion und den Kleinen an. Die kannst du rumkommandieren, solange du willst!«
»Richtig! Falls du es noch nicht gemerkt hast, hier gilt dein kaiserliches Wort nicht!«
Damit verschwanden sie in der Dunkelheit. Thesu, der noch immer bei Kiyoshi stand, sah ihn fragend an. »Bist du wirklich der Prinz?«, fragte er neugierig und sah dabei aus großen schwarzen Augen zu ihm auf.
Kiyoshi spürte, wie sich das kleine Mädchen fester an seinen Hals klammerte. »Hier nicht, Thesu«, antwortete er nur müde. »Kommst du?« Er wandte sich nach links.
Thesu nickte. Zu dritt liefen sie in den Gang hinein, wo Calion und das lockige Mädchen warteten.
»Los«, murmelte Calion und tastete sich vorsichtig den Gang entlang, wobei er seine Lampe ausgestreckt vor sich hielt. Das Mädchen hielt sich dicht neben ihm.
Thesu schloss sich ihnen an und schließlich folgte Kiyoshi. Inzwischen keuchte er. Das Mädchen in seinen Armen wog schwerer und schwerer, und seine Wunde machte ihm mehr zu schaffen, als er erwartet hatte.
Der Gang war enger als die anderen und in regelmäßigen Abständen mit Pfeilern abgestützt.
»Danke«, flüsterte plötzlich eine Stimme neben ihm. Es war Thesu.
Verwundert sah er in die Richtung, aus der die Stimme kam. Die Lampen, die die beiden Kinder, die vorneweg liefen, in den Händen hielten, konnten den finsteren Gang kaum erhellen.
»Wofür?«, fragte er und blieb kurz stehen, um sich schnaufend gegen die Wand zu lehnen. Das kleine Mädchen hatte seine Arme um seinen Hals gelegt. Unwillkürlich musste er an schwere Ketten denken und versuchte, den Griff zu lockern. Vergeblich.
Nun waren auch die anderen stehen geblieben und warteten.
»Dafür, dass du meiner Schwester hilfst«, flüsterte Thesu leise.
Kiyoshi brachte ein schiefes Lächeln zustande und sein Blick glitt zu der Kleinen hinab, die er in den Armen hielt. »Du hast mir vorhin auch geholfen«, sagte er.
»Weiter!«, drängte Calion ungeduldig, wartete aber, bis sie zu ihm aufgeschlossen hatten.
Sie hatten ihn kaum erreicht, als das Mädchen mit den Locken einen leisen Schrei ausstieß.
»Was ist?« Kiyoshi horchte in die Dunkelheit.
Er spürte es, bevor er es hörte. Der Boden unter ihren Füßen erzitterte, dann knirschte es entsetzlich. Sand und kleine Steine rieselten von der Decke herab. Calion hob seine Lampe und ihr Schein fiel direkt auf einen dunklen Riss an der Decke über ihnen.
Kiyoshi fühlte einen harten Schlag an der Schulter. »Lauft!«, rief er und rannte im selben Moment los.
Fast blind, eingehüllt in dichte Staubwolken, in denen das Atmen schwerfiel, rannten sie den Schacht entlang. Die Lampen tanzten wild auf und ab und warfen unheimliche Schatten in den Stollen, als die Decke langsam, aber sicher unter den Sandmassen nachgab.
8. Kapitel
D er Zentaurenwald brach vor ihren Augen weg. Blass vor Schreck sah Marje von der Düne aus, wie die Erde sich öffnete und die Bäume einfach verschlang. Die Risse im Boden verzweigten sich zu einem Netz und lösten Erdrutsche aus, bei denen ganze Dünen einsackten und sich neue Täler bildeten. Tosend setzte sich alles in Bewegung und voller Entsetzen bemerkte Marje, dass der Hang vor ihr ins Rutschen geriet.
»Lauf«, hörte sie einen Ruf, und als ob ein Bann gebrochen wäre, wirbelte sie herum und rannte. Bei jedem Schritt sank sie in den Sand ein, aber sie spürte, wie hinter ihr alles in die Tiefe gerissen wurde, und die Angst verlieh ihr ungeahnte Kräfte.
Ihr Blick raste über die Wüste, aber sie konnte niemanden sehen. Endlich erreichte sie den Dünenkamm und stolperte ins Tal hinab, direkt auf das Lager zu, das in Chaos versank.
Kiyoshi, dachte sie mit jedem Schritt. Kiyoshi, wo bist du?
Von irgendwoher konnte sie Suieens Stimme hören, ihn aber nicht sehen und seine Rufe gingen im Rauschen des Sandes unter. Der Hang wurde immer steiler und führte direkt auf die Minenlöcher zu, aus denen sich immer mehr Menschen an die Oberfläche kämpften. Marje bemerkte mit einem Anflug von Panik, wie sie ins Rutschen geriet. Ein Söldner kreuzte auf seiner Essjiar keine dreißig Schritte vor ihr ihren Weg.
Hilflos schloss sie die Augen, legte schützend die Arme um den Kopf und ließ sich fallen. Sie überschlug sich, rollte unaufhaltsam den
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