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Sayuri

Sayuri

Titel: Sayuri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bargmann
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aufrappelte. Ohne noch eine weitere Sekunde zu verlieren, wandte er sich zur Flucht, stürzte in eine Baracke und rannte durch eine gegenüberliegende Maueröffnung auf einen ehemals schmalen Pfad hinaus, der gerade von einem fliehenden Mjaruh in eine breite Straße verwandelt wurde, gepflastert mit den Trümmern der Baracken.
    Hier waren keine Soldaten mehr zu sehen, nur abgerissene Arbeiter aus der Mine kreuzten seinen Weg, ohne seinen spitzen Ohren und goldgelben Augen Beachtung zu schenken. Nur ein Junge, der vor ihm stolperte und sich wieder aufrappelte, sah kurz zu ihm auf. Einen Moment war ihm der Schreck deutlich anzumerken, doch dann wandte er sich einfach zur Seite und floh in eine andere Richtung.
    Yuuka sprang hinter ihm über einen Trümmerhaufen und kam an seine Seite. »Und jetzt?«, fragte sie und Suieen sah das Blut, das ihr Fell verklebte. Das wenigste schien jedoch von ihr selbst zu stammen.
    »Marje wird Kiyoshi suchen«, meinte er. »Also sollten wir nach beiden Ausschau halten.«
    Yuuka stieß einen grollenden Laut des Unmuts aus. Suieen konnte sie verstehen, doch nun war es zu spät. Schon seine Idee mit der Karawane war so wenig durchdacht gewesen, dass sie nun nur noch hoffen konnten, das Lager wieder lebend verlassen zu können. Sie mussten Marje finden, bevor sie einem Söldner oder einer Essjiar über den Weg lief – wenigstens das konnte er wiedergutmachen.
    Immerhin war Sayuri in Sicherheit.
    Die Wiljar sprang auf das Dach einer Baracke, das sich unter ihrem Gewicht gefährlich neigte. »Es ist fast unmöglich, bei all dem Blut eine Fährte aufzunehmen«, fauchte sie und glitt wieder an seine Seite. »Dorthin«, sagte sie und rannte auch schon los.
    Suieen blieb keine Zeit mehr zu fragen, was sie gesehen hatte, und folgte ihr hastig. Neben ihm zerbarst eine Baracke, als eine Essjiar vom Schlag eines Mjaruh hineingeschleudert wurde. Geschickt wich er den Trümmern aus, die durch die Luft flogen, und folgte Yuuka, die um die Ecke einer Baracke gebogen war.
    »Marje? Kiyoshi?« Suieens Rufe verhallten im Lärm des tobenden Kampfes. Es waren gar nicht so sehr die Söldner, die die Gefangenen daran hindern wollten zu fliehen – Suieen kam es vor, als ob alle in ihrer hellen Panik wie wild um sich schlugen.
    Yuuka fauchte ungeduldig und rief dann ebenfalls nach den Gesuchten. Ihre Rufe waren lauter als seine, aber von einem so tiefen Grollen begleitet, dass die Menschen sie wahrscheinlich nicht verstanden. Kurz wünschte er sich, Shio bei sich zu haben. Das Irrlicht hätte schneller nach Marje suchen können, aber es war bei Sayuri geblieben und Suieen war froh darüber, sie nicht ganz allein zu wissen.
    Vor ihnen bäumte sich ein Mjaruh auf und stürzte zur Seite. Blinzelnd starrte er auf den Rücken des Tieres, doch was er eben noch zu sehen geglaubt hatte, war verschwunden. Trotzdem rief er Yuuka zu sich und deutete in die Richtung des Mjaruhs. Einen Augenblick lang hatte er geglaubt, auf seinem Rücken jemanden mit schwarzen Locken in einem dunklen Umhang gesehen zu haben.
    Yuuka sprang auf das Dach einer Baracke und verschwand aus seinem Blickfeld, während er den längeren Weg um die Hütte herum nehmen musste. Als er auf den dahinterliegenden Platz gelangte, lag die Gestalt, die er gesehen hatte, zwischen Kisten und Säcken im Sand. Yuuka schlug gerade ihre scharfen Zähne in einen Söldner, der ein erhobenes Schwert in der Hand hielt.
    »Marje!«, rief er und rannte auf die Gestalt zu, die sich langsam zu regen begann.
    Es war tatsächlich Marje, die ihn blinzelnd ansah und sich vorsichtig aufzurichten begann. »Alles in Ordnung?«, fragte er, doch das Mädchen schien ihn kaum wahrzunehmen. Mit weit aufgerissenen Augen schaute sie zu einem Minenarbeiter, der wenige Schritte entfernt gegen eine Barackenwand lehnte.
    Langsam kam sie schwankend auf die Beine, ohne jedoch den Kopf von dem Jungen abzuwenden, den sie anstarrte, als hätte sie einen Geist gesehen.
    War das etwa dieser Kiyoshi?
    Yuuka kam Suieens Frage zuvor. »Wir sollten verschwinden«, knurrte sie und ging auf Marje zu. »Kannst du laufen?«
    »Kann ich«, murmelte sie, aber trotzdem drehte sie sich nicht um, sondern ging wie in Trance weiter auf den Jungen zu.
    »Milan?«, fragte sie kaum hörbar.
    Suieen tauschte einen ratlosen Blick mit Yuuka, dann folgte er dem Mädchen. Ein Söldner tauchte plötzlich hinter Marjes Rücken auf, aber noch ehe Suieen sie hätte warnen können, sprang Yuuka mit einem Satz herbei und

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