Sayuri
anständig gegessen hatte, nicht verschwunden waren. Doch als er die Zentauren sah, schob er die Gedanken beiseite.
Es gab Wichtigeres.
Den fuchsroten Zentauren kannte er schon. Er führte einen kleinen Spähtrupp an, der die Umgebung im Auge behielt.
»Was gibt es, Jouoran?«, rief er, noch bevor die Zentauren ihn erreicht hatten und einen Kreis um ihn und Thesu bildeten.
»Söldner auf Essjiar!«, antwortete der junge Zentaur. Die rötlichen Haare hatte er zu vielen Zöpfen zusammengebunden, die wild um seinen Kopf flogen, als er in seinem Galopplauf plötzlich innehielt und auf die Hinterläufe stieg. Die Vorderhufe schlugen dicht vor Kiyoshis Gesicht durch die Luft, dann landeten sie kaum einen halben Meter vor ihm auf dem Boden.
Kiyoshi quittierte den Auftritt mit einem schiefen Lächeln. Seit sie hier waren, versuchte Jouoran, ihn zu erschrecken oder ihm Ehrfurcht vor den Zentauren einzuflößen. Während die meisten Lagerinsassen den Tiermenschen nur scheu und vorsichtig begegneten, hatte Kiyoshi beschlossen, sie wie ganz normale Menschen zu betrachten. Menschen, die zwar schneller und kräftiger waren, aber eben auch nur Menschen, keine Götter oder überirdischen Wesen. Er brachte ihnen Respekt entgegen und war ihnen dankbar für das, was sie taten, aber die Angst und Ehrfurcht, die die anderen Menschen zeigten, empfand er nicht.
Jouoran verzog den Mund, als Kiyoshi sich nicht beeindrucken ließ, doch schließlich stahl sich doch der Anflug eines Lächelns auf seine Lippen. Die anderen Zentauren schienen von dieser Art Machtdemonstration ein wenig beschämt. Kiyoshi hatte das Volk der Zentauren als sehr zurückhaltend kennengelernt – mit dieser einen Ausnahme.
»Die Echsenreiter nähern sich von Osten«, ergriff ein dunkler, älterer Zentaur das Wort. »Es sind höchstens zehn, wahrscheinlich weniger.«
»Sind es Söldner dieser Mine?«, erkundigte sich Kiyoshi. Von den Zentauren hatte er gelernt, dass die Söldnerclans Zeichen trugen, an denen man sie schon auf große Entfernung voneinander unterscheiden konnte.
Jouoran schüttelte den Kopf. »Sieht nach einem südlicheren Clan aus«, meinte er und sah fragend in die Runde. »Was sollen wir tun, Menschenprinz?«
Kiyoshi zögerte. Er wusste, dass die Zentauren durchaus in der Lage waren, eine Essjiar zu erlegen. Sie aber gegen zehn in den Kampf zu schicken, erschien ihm zu gefährlich – zumal er über die Zentauren eigentlich keine Befehlsgewalt hatte. Aber Mouran, der das Kommando vom Anführer der Zentauren übertragen bekommen hatte, war zu seiner allmorgendlichen Runde um das Lager aufgebrochen, bei der er die Wachposten aufsuchte, die die umliegende Wüste im Blick behielten. Es würde noch eine Weile dauern, bis er zurückkam.
»Kommen sie in unsere Richtung?«, fragte Kiyoshi weiter.
Wieder antwortete ihm der dunkle Zentaur. »Noch halten sie nicht direkt auf die Nordmine zu, aber es gibt kein anderes Ziel, das sie in dieser Gegend ansteuern könnten. Ich denke, dass wir in spätestens zwei Stunden Besuch haben werden.«
»Es ist nicht sehr klug, sie zu nahe heranzulassen«, fügte Jouoran mit einem scharfen Blick zu dem anderen Zentaur hinzu.
Kiyoshi nickte langsam. »Ihr sagt, ihr wisst nicht genau, welcher Clan es ist? Ist er denn euren Spähern, die den Wald bewachen, aufgefallen?«
»Wir haben ihn noch nie in Sichtweite unseres Waldes gesehen«, antwortete Jouoran.
»Was führt sie dann hierher?«, fragte Kiyoshi unruhig. »Ausgerechnet jetzt?«
Die Zentauren tauschten unsichere Blicke. »Was es auch sein mag – es bedeutet nichts Gutes«, antwortete einer schließlich.
»Wir machen uns kampfbereit.« Es war Jouoran, der die Entscheidung traf. Offenbar spürte er, wie unentschlossen Kiyoshi immer noch war.
Zwei der Zentauren lösten sich aus dem Kreis, um den Befehl weiterzugeben.
»Bis Mouran zurückkommt, verhalten wir uns allerdings still«, fuhr Jouoran fort. »Und du, Menschenprinz, solltest die Nachricht im Tal verbreiten. Versuche, jede Panik zu vermeiden, doch die Menschen sollten darauf vorbereitet sein, falls es doch eine Essjiar schafft, unsere Reihen zu durchbrechen.«
Kiyoshi nickte und erwischte Thesu gerade noch am Kragen, bevor er davonstürmen konnte, um die Neuigkeit weiterzuerzählen. »Keine Panik, hat er gesagt«, mahnte er den Jungen, als sie zurück ins Tal hinabstiegen.
Thesu verdrehte die Augen. »Ich hätte es nur Milan erzählt. Wofür hältst du mich?«
»Für übereifrig«, antwortete
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