Sayuri
verfeindet.«
»Es wäre unklug, ihrem Ruf zu folgen«, murmelte Thalion misstrauisch. »So wie wir sie kennengelernt haben, brechen sie jedes Gesetz der Wüste und kennen keine Ehrversprechen. Zudem erwarten sie die Söldner der Nordmine, keine Zentauren oder freie Menschen.«
»Ebenso unklug wäre es, nicht hinzugehen, solange wir nicht genau wissen, mit wem wir es zu tun haben und in welcher Absicht sie kommen«, erwiderte Mouran.
»Sie könnten auch nur ein Spähtrupp sein. Dann wäre ein überstürzter Kampf vielleicht das größere Übel«, sagte Jouoran, wenn auch sichtlich widerwillig.
»Aber es könnte auch eine Falle sein.« Das kam von Thalion.
Kiyoshi zuckte mit den Schultern. Selbst wenn diese Reiter Verbündete der Söldner der Nordmine waren und sie ihr Gebiet vielleicht zurückerobern wollten, so blieb ihm und seinen Leuten kaum etwas anderes übrig, als dem Treffen zuzustimmen.
Mouran nickte ihm zu. »Wir gehen«, bestimmte er.
Müde klammerte Marje sich an Quourans Schulter fest, lehnte den Kopf gegen seinen kräftigen Rücken und kämpfte dagegen an, dass ihr die Augen zufielen. Zwei Tage waren vergangen, seit sie den Spuren des Alten gefolgt waren, ohne ihm oder Sayuri näher zu kommen. Nicht einmal in der Nacht hatten sie haltgemacht. Marjes Arme wurden schlaff und sie drohte vom Rücken des Zentauren zu rutschen.
Quouran blieb stehen und stützte sie. »Wir sollten eine Pause machen«, rief er Yuuka und Suieen zu, die einige Schritte vor ihnen liefen. Auch der Zentaurenanführer schien müde zu sein und war längst nicht mehr so optimistisch wie bei ihrem Aufbruch.
Wie schon so oft verfluchte sich Marje dafür, dass sie so übereilt losgezogen waren, ohne Essen und Trinken und noch erschöpft von dem Kampf im Minental. Sie hätte es wirklich besser wissen müssen. Nicht einmal verabschiedet hatte sie sich von Kiyoshi und Milan. Sie war so sicher gewesen, wenig später zu ihnen zurückzukehren.
Yuuka blieb stehen und knurrte ungehalten. »Noch ist die Sicht in der Dämmerung gut, aber in wenigen Stunden bricht die Nacht an. Wenn wir den kühlen Wind nutzen und uns beeilen, dann könnten wir sie jetzt einholen!«, rief sie zurück. »Wir wissen nicht, wann der Wind die Spuren wieder verwischt.«
Zu Marjes Erleichterung schüttelte Quouran den Kopf.» Den Spuren eines Alten kann man sein Leben lang folgen, ohne ihn einzuholen, wenn er nicht eingeholt werden will. Zwei Tage laufen wir nun schon durch die Wüste, ohne dass ein Windhauch die Spuren verweht, aber unserem Ziel sind wir bisher trotzdem nicht näher gekommen. Ich vermute, dass wir ihn erst einholen werden, wenn er es so wünscht, und dann macht es keinen Unterschied, ob wir bis dahin weiterlaufen oder eine Nacht lang ruhen. Auf jeden Fall ist es besser, ihm mit wachem Verstand entgegenzutreten.«
Marje brachte nicht einmal mehr ein zustimmendes Nicken zustande. Sie rutschte vom Rücken des Zentauren, der sie geschickt auffing und sicher auf den Boden stellte. Suieens stechender Blick heftete sich auf sie, als sie völlig erschöpft in den Sand sank. Im Gegensatz zu ihr wirkte der Halbmensch noch immer munter. Wenn Yuuka recht hatte, hätten sie Sayuri vielleicht in wenigen Stunden eingeholt, doch schließlich gab er einen tiefen Seufzer von sich. »Gut, legen wir eine Rast ein. Allerdings werden wir umkehren müssen, wenn wir sie bis morgen nicht eingeholt haben«, meinte er mit einem missmutigen Blick zurück nach Osten.
Die Worte versetzten Marje einen Stich, aber an der Tatsache, dass der Wasserschlauch, den er bei sich trug, für sie alle kaum mehr als ein paar Schlucke enthielt, konnte sie nichts ändern.
Marje hörte, wie Quouran sich neben ihr in den Sand sinken ließ und wie Yuuka versprach, auf dem Dünenkamm Wache zu halten, dann überkam sie bleierne Müdigkeit und wenige Augenblicke später war sie bereits eingeschlafen. Dass Suieen sie mit ihrem Umhang, den sie in der Nachmittagshitze der Wüste irgendwann abgelegt hatte, zudeckte, spürte sie nicht mehr und merkte auch nicht, dass er sich neben ihr im Sand ausstreckte.
Erst als er sie sanft an den Schultern rüttelte, schreckte sie wieder hoch. Tief und fest hatte sie geschlafen, traumlos, soweit sie sich erinnern konnte. Beim Anblick der Dämmerung, die sich am östlichen Horizont abzeichnete, überfiel sie ein schlechtes Gewissen. Sie mussten Stunden verloren haben.
»Wir müssen weiter«, drängte Yuuka. »Wir verlieren nur unnötig Zeit!«
Drängte Yuuka
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