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Sayuri

Sayuri

Titel: Sayuri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bargmann
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schließlich.
    Marje nickte zufrieden. »Es verändert sich nichts.«
    Sayuri hielt eine Hand ins Wasser. Warum sollte sich auch etwas verändern? Das kühle Nass umspielte ihre bleiche Haut und gab ihr ein Gefühl von Sicherheit. Wie sehr ihr der Shanu gefehlt hatte, merkte sie jetzt erst.
    Ein Sirren ließ sie aufblicken. Shio flog am Wasserfall hinauf, erreichte schließlich den Rand des Schlunds und verschmolz mit Tshanils hellem Licht.
    Sehnsüchtig starrte Sayuri ihm nach.
    »Jetzt heißt es warten«, meinte Kiyoshi.
    Fragend legte Sayuri den Kopf schief und Marje erklärte ihr den Plan, den sie zusammen mit den Zentauren ersonnen hatten. »Die Zentauren werden versuchen, in die Stadt einzudringen. Sie werden uns aus dem Schlund bergen. Wir müssen nur warten.«
    »Was verdammt lange dauern könnte«, knurrte Kiyoshi. »Auch wenn die Zentauren früher aufgebrochen sind als wir – es ist mehr als eine Tagesreise bis zur Stadt.« Er warf einen Blick auf Sayuri. »Und wir … wir können nur wenige Stunden unterwegs gewesen sein.« Er grinste kurz. »Nicht dass ich mich beschweren will.«
    Sayuri lachte hell auf. Kiyoshi sah aber auch zu komisch aus, wie er so ungeduldig das Gesicht verzogen hatte.
    Wie von selbst hob sich ihre Hand. Der rauschende Wasserfall teilte sich vor ihr. Konzentriert sammelte sie ihre Kraft unter dem Boot und ließ das Wasser nach oben strömen.
    Sie hörte Kiyoshis überraschten Aufschrei, als sich das Boot ein Stück weit erhob. Aber noch reichte es nicht. Zwar waren sie der Sonne ein ganzes Stück näher gekommen, aber noch längst nicht genug.
    Sayuris Hände ballten sich zu Fäusten. Das Wasser stieg weiter, füllte die gesamte unterirdische Grotte aus und drückte sie durch den Schlund nach oben. Höher und höher, weiter und immer weiter, bis die Schatten der Wände zurückwichen und die Sonne ihnen ungehindert ins Gesicht fiel.
    Sayuri sah sich um. Der Schlund war zu einem friedlichen See geworden. Sie lächelte zufrieden und lehnte sich zurück.
    Kiyoshi erholte sich noch eher als Marje von dem Schreck und griff nach dem Ruder. In wenigen Augenblicken hatten sie das feste Ufer erreicht. Gleich darauf zogen Kiyoshi und Marje ihr Boot auf das Trockene, während Sayuri das Wasser zurückgleiten ließ.
    Mit einem sanften Plätschern wichen die Wellen zurück, sanken tiefer und tiefer. Die Wände der Schlucht tauchten wieder auf und wenig später donnerte der Wasserfall in den abgrundtiefen Schlund, als wäre nichts geschehen.
    Ungeduldig befreite Sayuri sich aus den Decken und stand auf. Tief atmete sie die Stadtluft ein, die so ganz anders roch als die Luft in der Wüste. Shio flog voller Angst auf sie zu und drängte sie, sich zu verstecken.
    Sie spürte, wie Marje nach ihrer Hand griff und sie aus dem Boot und mit sich zog, vorbei an den Menschen, die an den Ufern des Platzes zusammengelaufen waren und den kleinen Trupp in fassungslosem Schweigen anstarrten. Kiyoshi folgte ihnen auf dem Fuß.
    Voller Freude nahm Sayuri die ganze Stadt in sich auf. Es kam ihr vor, als wäre sie eine Ewigkeit fort gewesen. Mit zitternden Fingern strich sie über die Sandsteinwände der Häuser und berührte den dunkelroten Stoff eines zum Trocknen aufgehängten Tuches. Und wieder und wieder fiel ihr Blick auf den Fluss, der in Tshanils Licht glitzerte.
    Der Shanu. Sie war zu ihm heimgekehrt.
    »Wohin?«, fragte Kiyoshi.
    Marje warf ihm einen knappen Blick über die Schulter zu.
    »Zu ihrem Laden«, rief sie zurück. »Dort werden sie bestimmt nicht suchen.«
    In ihrer Stimme lag Furcht, doch Sayuri verstand ihre Aufregung nicht. Wovor hatte ihre Freundin Angst?
    An Marjes Seite glitt sie durch die vertrauten Gassen in Richtung Heimat. Wenige Minuten später überquerten sie eine Brücke. Auf dem Fluss waren wie an jedem Tag unzählige kleine Boote unterwegs. Sayuris Blick fiel auf die Rüstung der Stadtwache.
    Kiyoshi schien sie im gleichen Moment zu sehen. Hastig zog er die Kapuze seines Mantels in sein Gesicht und griff nach ihrer Hand, um sie in seinen Schatten zu ziehen. »Geh einfach weiter«, murmelte er.
    Aber Sayuri blieb entschlossen stehen.
    Marje drehte sich erschrocken um, als sie merkte, dass die blasse Freundin ihr nicht mehr folgte. »Wir müssen weiter«, rief sie leise.
    Sayuri schluckte, bevor sie die Worte fand, die sie sagen wollte. Das letzte Stück ihrer Erinnerung war zu ihr zurückgekehrt.
    »Der Kaiser«, flüsterte ihre Stimme tonlos im Wind.
    Kiyoshi starrte sie an. »Was

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