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Sayuri

Sayuri

Titel: Sayuri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bargmann
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Marje sah, wie viel Kraft ihn dieser Satz kostete. »Sie … sie verstehen unsere Sprache.«
    »Warte …« Shoan hielt Kiyoshi am Arm fest und musterte ihn eindringlich.
    Kiyoshi blickte ihm in die Augen.
    »Wusste ich doch, dass du mir bekannt vorkommst«, murmelte Shoan. »Bei allen Göttern …«
    »Shoan, wir haben nicht viel Zeit!«, drängte Marje ihn. »Wir treffen uns in Sayuris Laden. Komm mit Thar dorthin!«
    Shoan strich sich unschlüssig durch die Haare.
    »Wenn du uns helfen willst, dann tu, was Marje sagt.« Kiyoshi hielt den Kopf wieder gesenkt und hatte sich vor Sayuri gestellt, um sie vor den neugierigen Blicken zu schützen, die die anderen Menschen auf der Straße ihnen zuwarfen. Nach den Tagen, die sie in der Wüste verbracht hatten, mussten sie einen seltsamen Anblick bieten. Ihre Kleidung war schmutzig und zerrissen, die Haare hingen ihnen strähnig ins Gesicht und waren noch nass von der Fahrt auf dem Fluss.
    Der Ruf eines fernen Horns klang durch die Gassen und ließ sie aufhören.
    Marje blickte sich suchend um und tatsächlich, da kam Shio angesirrt. Aufgeregt berichtete er ihr, dass ein Trupp Zentauren sich der Stadt näherte.
    »Bitte, Shoan!«, drängte Marje, nachdem das Irrlicht geendet hatte. »Vertrau uns!«
    Shoan schluckte, dann nickte er und drückte ihr die Bücher in die Hand. »Ohne sie bin ich schneller!«, bat er. Dann lief er los.
    Marje nahm Sayuri an der Hand. Sayuri zögerte noch einen Moment, doch dann wandte sie sich um und folgte Marje. Kiyoshi übernahm die Nachhut.
    Die Menschen um sie herum hatten dem fernen Hornklang keine Aufmerksamkeit geschenkt. Offenbar konnten sie das Geräusch nicht zuordnen. Manche hoben den Kopf, wenn sie an ihnen vorbeiliefen, doch ansonsten schien der Alltag in die Stadt zurückgekehrt zu sein.
    Überall brachten die Menschen ihre Häuser in Ordnung, ein jeder ging seinem Treiben nach, als wäre nichts geschehen. Und so erreichten sie ohne weitere Zwischenfälle das Handwerkerviertel. Im Eingang ihres Ladens blieb Sayuri stehen. Ihre Finger strichen über den hölzernen Türrahmen.
    Erst jetzt sah Marje, was sie zögern ließ. Die Tür hing nicht mehr in den Angeln, Sand bedeckte den Eingang und ein Regal war zur Seite gekippt, sodass es den Weg versperrte.
    Sayuri bückte sich, schlüpfte durch den schmalen Durchgang, der geblieben war, und blickte sich in dem Laden um, der so lange ihr Zuhause gewesen war. Zögernd folgte Marje ihr und zog Kiyoshi hinter sich her.
    Tonscherben und Pulverreste bedeckten den Boden. Mehrere Säcke waren einfach umgeworfen worden, sodass sich ihr Inhalt über den Boden verteilt hatte. Der größte Teil aber war einfach verschwunden. Nachdem die Soldaten im Laden gewesen waren, hatten Plünderer scheinbar die Gelegenheit genutzt, sich zu bedienen.
    Fassungslos glitt Marjes Blick über die zertrümmerte Einrichtung, während Sayuri langsam auf den Tresen zuging, mit den Fingern über das alte Holz strich und zärtlich eine Scherbe vom Boden aufhob.
    »Was jetzt?«, erkundigte Kiyoshi sich. Er hatte die Tür aufgehoben und so gegen die Türöffnung gelehnt, dass nur noch ein schmaler Spalt blieb, durch den Tshanils Strahlen fielen und die Staubpartikel in der Luft glitzern ließ.
    »Wir warten«, sagte Marje und setzte sich auf den Tresen. Sayuri sank neben ihr auf dem Hocker zusammen, der wie durch ein Wunder heil an seinem Platz geblieben war.
    Inzwischen wirkte ihre Freundin völlig mutlos und Marje legte spontan den Arm um sie. Was war nur mit ihr? Dort unten im Boot – sogar noch am Schlund – da hatte Sayuri Funken gesprüht wie Shio an seinen hellsten Tagen. Es war pure Magie gewesen, die sie ausgestrahlt hatte. Doch jetzt schien das alles verflogen. War sie mit ihren Kräften wieder am Ende? Was, wenn sie wieder in diese tiefe Ohnmacht fiel? Andererseits wirkte Sayuri nicht müde oder erschöpft. Nur – verzweifelt.
    Marje beobachtete, wie Kiyoshi einige Scherben zusammenschob und ein zertrümmertes Regalbrett aufhob. »Es tut mir so leid«, sagte er, als er kurz zu ihnen herüberblickte.
    Sayuris Blick glitt traurig über die zertrümmerten Überreste, die einmal ihr Leben gewesen waren.
    Plötzlich wurde die Vordertür, die Kiyoshi angelehnt hatte, schwungvoll aufgestoßen und fiel krachend zu Boden. Thar stand im Eingang, die Hand, mit der er sich Eintritt verschafft hatte, noch erhoben. »Oh, Entschuldigung«, murmelte er etwas verlegen, dann trat er ein, gefolgt von einigen anderen, unter ihnen

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