SB 121 – Mission Zeitbrücke
Unwillen deutlich. »Einige Kollegen haben schon angefangen, sich um ihre eigenen Interessen zu kümmern. Meine Mutter beschäftigt allein ein Dutzend Leute mit den Mordsamen, die von Zeit zu Zeit wieder jemanden befallen. Ich dachte, wir führen ein groß angelegtes Viren-Experiment durch.«
»Alles braucht Zeit. Quiupu weiß, was er tut, aber auch er befindet sich noch an den Anfängen.«
»Willst du mir nichts sagen – oder weißt du nichts?« Unwillig zog der Biochemiker seine Augenbrauen hoch.
»Es ist wohl eher so, dass ich dir nichts sagen kann, weil ich nicht genügend verstehe.«
»Quiupu kapselt sich ab. Gestern gab er meiner Gruppe den Auftrag, eine Kältemaschine zusammenzubauen, aber keine Erklärung dazu. Er befand es nicht einmal für notwendig, den Auftrag persönlich zu übermitteln, stattdessen sprach er via Aufzeichnung über Interkom mit uns. Es ist alles zusammenhanglos und unsinnig.«
»Ich sehe die Sache etwas anders«, widersprach Adelaie kühl. »Quiupus Aufgabe ist zu komplex, als dass sie einer allein verstehen könnte. Also schweigt er sich lieber aus. Du musst dir alles wie ein Mosaik vorstellen. Noch befinden wir uns in der Phase, in der die Einzelsteine gebaut werden. Das Bild folgt erst viel später.«
Dorell-Ehkesh runzelte die Stirn. »Wie soll dieses Gesamtbild aussehen?«
»Ich weiß es nicht.« Adelaie seufzte. »Quiupu will aus Viren einen maschinellen Komplex erzeugen. Er entwickelt eine Apparatur, die letztlich das Zusammenfügen bewirken soll. Das ist etwa alles.«
»Blanker Unsinn«, schimpfte der Biochemiker. »Viren sind zwar nicht mein Spezialgebiet, aber jedes Kind weiß, dass es sich um halb organische Kleinstlebewesen handelt. Wenn Quiupu daraus eine Maschine bauen will, dann ist er ein Verrückter.«
»Es ist schon oft in unserer Geschichte vorgekommen, dass Genies als Verrückte bezeichnet wurden.«
»Erstens ist Quiupu kein Mensch. Zweitens ist er kein Genie.« Kirt Dorell-Ehkesh wandte sich grußlos ab und ging.
Adelaie blickte dem jungen Mann nachdenklich hinterher. Vielleicht hatte sie zu viel gesagt und die brodelnde Unruhe nur weiter angeheizt. In den letzten Tagen waren ihre eigenen Zweifel stärker geworden. Sie hatte sich die Arbeit ebenfalls anders vorgestellt.
Das Alarmsignal ihres Kombi-Armbands schreckte sie aus ihren Gedanken. Sarga Ehkesh verlangte dringend nach ihr.
Adelaie Bletz traf die Exobiologin und Genforscherin im Kreis ihrer engsten Mitarbeiter an. Sarga kam sofort auf den Punkt.
»Adelaie, du kommst am besten mit Quiupu klar. Du musst zu ihm gehen. Seine Geheimniskrämerei geht uns allen auf die Nerven. Aus der Hauptkuppel kommen seltsame Geräusche. Auf Anrufe reagiert er entweder gar nicht oder mit dem schroffen Kommentar, man solle ihn in Ruhe lassen.«
»Und warum lasst ihr ihn nicht in Ruhe?«
»Wir haben genug Ärger. Ein Klimaschacht hat versagt. In Gebäude C sind wieder Mordsamen eingedrungen. Es gibt eine Reihe von neuen und schweren Krankheitsfällen. Das ist aber noch nicht alles. Fachleute sind der Ansicht, dass ein Erdbeben bevorsteht, sie werten immer neue Erschütterungen im Untergrund aus.«
»Was hat das mit Quiupu zu tun?«
»Er nimmt von alldem keine Notiz. Derzeit zieht ein Unwetter auf. Die Robotstation und die Leute auf der LUZFRIG haben uns schon gewarnt. Wenn der Virenstrom über die Ufer tritt, sind wir gefährdet.«
»Also gut, Sarga. Was erwartet ihr von mir?«
»Du musst Quiupu wenigstens die Gefahren aufzeigen, in denen wir schweben.«
Adelaie überlegte nicht lange. »Ich werde es zumindest versuchen.«
Durch das Röhrensystem, das mittlerweile alle Gebäude verband, begab sie sich zur Hauptkuppel. Am Eingang hatte Quiupu ein halbes Dutzend Wachroboter aufgestellt, die Adelaie jedoch passieren ließen.
Als sie den Kuppelbau betrat, spürte sie ein schwaches Zittern des Untergrunds. Es war keine Täuschung. Der Boden vibrierte leicht, und das kam nicht von den Maschinen, die überall in Betrieb genommen worden waren, sondern aus dem Planeteninneren.
Der Eingang zu Quiupus Labor war verriegelt. Adelaie meldete sich über die Sprechanlage und durfte eintreten.
Seit ihrem letzten Besuch am Vortag war vieles stark verändert. Ein gelbes Energiefeld in der Form eines Ellipsoids lag mittlerweile unter der Decke. Was innerhalb dieses Feldes war, konnte Adelaie nicht erkennen. Zwei Dutzend Arbeitsroboter verrichteten für Adelaie unverständliche Arbeiten.
»Machst du Fortschritte, Quiupu?«,
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