SB 121 – Mission Zeitbrücke
dort.
»Wir müssen Quiupu warnen«, sagte Adelaie.
»Versuch es doch«, war die heftige Antwort.
Gleichzeitig kam die nächste Warnung der Seismostation. »Der Wurzelsymbiont dringt jetzt zur Oberfläche vor. Angriffsziel dürfte in der Tat Kuppel 3 sein. Aber auch die Mittelkuppel liegt im Bereich seiner Arme.«
Die Interkome waren so geschaltet worden, dass die Gespräche auch an Bord der LUZFRIG empfangen wurden. Die Kogge schwenkte über dem Kuppelbau in Position. Ihre Scheinwerfer und die der Station konnten jedoch die herabstürzenden Wassermassen kaum durchdringen.
Demos Yoorn ließ die Lähm-und Hypnosestrahler des Schiffes einsetzen, aber der Symbiont reagierte nicht darauf.
»Ich gehe selbst hinüber.« Sarga Ehkeshs Mundwinkel zuckten nervös.
Zumindest für Adelaie war es nicht schwer zu erraten, was im Kopf der Wissenschaftlerin vorging. »Sei vorsichtig«, mahnte die Laborantin, als Ehkesh mit vier schwer bewaffneten Männern die Einsatzzentrale verließ. Und sie informierte Yoorn, damit die Schiffsgeschütze Sarga und ihre Begleiter nicht gefährden konnten.
Von den Robotern in der angegriffenen Kuppel kam eine Bildverbindung, als der Wurzelsymbiont an mehreren Stellen gleichzeitig durchbrach. Seine starken Arme zerstörten alles, was in seine Reichweite kam.
Die Roboter gingen geschlossen gegen den Angreifer vor. Da dieser seine Aktionen jedoch eng begrenzte, wurden die Maschinen immer wieder überrascht. Vier von ihnen waren nach kurzer Zeit zerstört.
Weitere Roboter griffen in den Kampf ein. Inzwischen brachen überall in der Haupthalle dicke Stränge aus dem Boden hervor.
»Das Ding muss irgendwo ein Gehirn oder eine Zentrale haben«, rief Adelaie über Funk. »Die müsst ihr ausschalten, Sarga!«
»Wir haben einen Roboter umgerüstet, er ist jetzt in der Lage, sich durch den Boden fortzubewegen«, meldete Kirt Dorell-Ehkesh. »Sobald der Wurzelsymbiont sich zurückzieht, wird der Roboter die Verfolgung aufnehmen. Sein Sprengsatz wird das Ding in sicherer Entfernung vernichten.«
Adelaie hörte nur mit halbem Ohr zu. Die Bildübertragung aus dem Kuppelbau nahm ihre ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Zwischen den Wurzelsträngen schob sich langsam etwas anderes nach oben. Sie glaubte ihren Augen nicht mehr trauen zu dürfen, als sie die menschlichen Umrisse erkannte. »Vergrößerung!«, rief sie, und die Wiedergabe sprang sofort in den Zoombereich.
Adelaie sah einen Kopf, einen Oberkörper, zwei Arme. Im Hüftbereich ging der Rumpf in einen dicken Wurzelstrang über, die unteren Gliedmaßen fehlten vollkommen. Der Leib war ohne Kleidung, starker Haarwuchs bedeckte das Gesicht, und überall hingen antrocknende Schlammreste.
Zweifellos handelte es sich um ein männliches Wesen – das, was einmal Prester Ehkesh gewesen sein musste.
Mit einer Hand wischte die Gestalt sich den Dreck aus dem Gesicht. Zuerst öffneten sich die Augen, Sekunden später der Mund. Ein dumpfer Schrei erklang.
Danach die hastig hervorgestoßenen Worte: »Presterlokvorth wird euch besiegen.«
Sarga Ehkesh hörte den Schrei und erkannte die Stimme sofort. Ihr Blick ging in die Richtung, aus der der Ruf erklungen war, aber dicke Strünke versperrten ihr die Sicht.
»Den Kampf einstellen!«, rief sie ihren Begleitern und den Robotern zu, dann hastete sie los. Ohne auf die Gefahr zu achten, kletterte sie über die heftig zuckenden Wurzeln hinweg. Die Männer brüllten ihr nach, dass sie zurückkommen sollte, aber Ehkesh achtete nicht darauf.
Ein Wurzelarm schwang durch die Luft und schlang sich um ihre Hüfte. Die Wissenschaftlerin wurde in die Höhe gehoben. Neben ihr zuckten Desintegratorschüsse vorbei, die sie aus der Umklammerung befreien sollten, aber der Arm gab sie nicht frei. Sie wurde aus der Kampfzone herausgezerrt und landete unmittelbar vor dem Rumpf ihres Vaters. Der Anblick trieb sie fast in den Wahnsinn.
»Dad!«, schrie sie. »Lass mich los, Dad!«
»Dad? Wir sind Presterlokvorth.«
»Erkennst du mich nicht? Du bist Prester Ehkesh, und ich bin deine Tochter Sarga.«
»Ehkesh?« Das haarige, dreckverschmierte Gesicht blickte sie verständnislos an. Aber die enge Umklammerung der Wurzel ließ nach. Auch die anderen Stränge verharrten plötzlich.
»Stellt sofort das Feuer ein, Leute!«, schrie Sarga aus Leibeskräften, und irgendwie nahm sie wahr, dass das Kampfgetümmel tatsächlich erstarb.
Vorsichtig streckte sie die Arme aus. Sie zuckte zusammen, als ihre Fingerspitzen den halben
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