SB 121 – Mission Zeitbrücke
sonst wäre sie in die Spalte gestürzt.
Ein dickes braunes Etwas wand sich in die Höhe, begleitet vom Knirschen und Krachen der aufbrechenden Gebäudesegmente. Ein zweiter massiger Strang schnellte sich an der Seitenwand hoch, kippte weg und schlug wie eine gewaltige Peitsche gegen die Wand, die sofort neue Risse zeigte. Von der Decke regneten Trümmer herab. Das ganze Gebäude wurde ein Stück angehoben und wieder fallen gelassen.
Aus einem Seitengang stürmten zwei Männer und ein Roboter heran. Die Maschine versuchte die zuckenden Arme aufzuhalten und wurde von ihnen innerhalb weniger Sekunden zu einem Haufen Schrott zerquetscht.
»Was ist das?«, schrie einer der Männer. Er hielt einen schweren Strahlenkarabiner im Anschlag.
»Egal!«, brüllte Ehkesh gegen den anschwellenden Lärm an. »Schieß darauf, bevor es uns alle umbringt!«
Fingerdick gebündelte Glutstrahlen zuckten aus der Waffe und durchschnitten die peitschenden Arme ... Tentakel ... was auch immer. Das ganze Gebäude schwankte mittlerweile. In das Dröhnen und Krachen mischten sich von überall her die entsetzten Schreie von Menschen.
Endlich zogen sich die ersten mannsdicken Stränge zurück. Nach einigen Minuten kehrte wieder Ruhe ein, nur hin und wieder noch vom dumpfen Dröhnen eines herabstürzenden Bauteils durchbrochen.
Sarga Ehkesh und Adelaie rannten in die Notzentrale zurück, von der aus sie den Einsatz anfangs geleitet hatten. »Ob Quiupu für das Auftauchen dieses Kraken verantwortlich ist?«, fragte Adelaie keuchend.
Die Wissenschaftlerin antwortete ihr nicht. Gemeinsam schalteten sie die Interkomverbindung zu allen Teilen der Station, um sich einen Überblick zu verschaffen. Demos Yoorn, der sich zu Beginn des Angriffs in Kuppel 3 aufgehalten hatte, hatte von dort ebenfalls Rettungsmaßnahmen eingeleitet. Nun koordinierten Ehkesh und er ihre Bemühungen.
Nach kurzer Zeit stand fest, dass der Angriff gleichzeitig in vier Nebengebäuden und zwei der Kuppeln erfolgt war. Überall hatte sich das Gleiche abgespielt.
Der Angriff hatte die hermetische Abdichtung der Gebäude in vielen Bereichen aufgebrochen. Es dauerte keine Viertelstunde, bis die ersten neuen Erkrankungen durch die Mordsamen auftraten. Die Medoroboter und Ärzte in der Krankenstation bekamen alle Hände voll zu tun.
Während Adelaie sich hartnäckig bemühte, eine Verbindung zu Quiupu zu bekommen, bereitete Ehkesh die Evakuierung vor. Bei einem erneuten Angriff auf die Station würde die Lage schnell kritisch werden. Kirt Dorell-Ehkesh und einige Männer und Frauen wurden beauftragt, die abgeschossenen Reste der Stränge zu untersuchen.
»Quiupu meldet sich nicht«, sagte Adelaie. »Ob ihm etwas zugestoßen ist?«
Das Dröhnen der Maschinen in der Hauptkuppel war inzwischen abgeklungen. Auch schien dieser Teil der Forschungsstation unversehrt geblieben zu sein. Die wildesten Gerüchte über den Angriff machten schnell die Runde. Erst als die Auswertung von Dorell-Ehkesh vorlag, wurde einigermaßen deutlich, woran man war.
Der Biochemiker und mehrere seiner Mitarbeiter trugen die Ergebnisse in der Einsatzzentrale vor. Auch der Kommandant der Kogge war da, nur von Quiupu fehlte jegliches Lebenszeichen. Die Roboter vor dem Eingang der Hauptkuppel verweigerten hartnäckig den Zutritt.
15.
»Wir bezeichnen das Ding als Wurzelsymbionten«, berichtete Dorell-Ehkesh. Adelaie gewann den Eindruck, dass der Biochemiker seiner Mutter einen abschätzenden Blick zuwarf.
»Die Grundsubstanz ist pflanzlicher Natur und ähnelt weitgehend der geläufigen Wurzelstruktur. Ohne Zweifel lebt dieses – Wesen – im Boden des Planeten. Wir wissen bislang nicht, ob es einmalig ist oder ob mehrere davon existieren. Die Zellen wurden allerdings genau untersucht. Hier sind Bilder davon.«
Die erste holografische Wiedergabe entstand in der Mitte des Raumes.
»Hat das Vieh mit Quiupus Versuchen zu tun?«, fragte Yoorn.
»Dafür gibt es keine Anzeichen. Es scheint eher so zu sein, dass der Wurzelsymbiont generell etwas gegen uns hat. Ihr werdet fragen, wieso wir ihn Symbiont genannt haben. Dafür gibt es zwei Gründe. An vielen der durchtrennten Strangenden wurden kleine Lebewesen entdeckt, die ursprünglich zweifellos selbstständige Tiere waren.«
Das Bild zeigte eine verkohlte Schnittstelle, neben der ein kleiner Kopf saß, der entfernt einem Frosch ähnelte. Der Körper verschmolz nahezu gleichmäßig mit dem pflanzlichen Teil.
»Über diesen tierähnlichen Auswuchs kann der
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