SB 121 – Mission Zeitbrücke
Wurzelsymbiont sehen, fühlen und riechen. Für alle Wahrnehmungsarten haben wir eindeutige Anzeichen gefunden.«
»Kann er auch denken?«, fragte Adelaie.
»Diese Frage ist nicht zu beantworten. Aus dem Verhalten des Symbiosewesens könnte man natürlich einen entsprechenden Schluss ziehen. Allerdings haben sich keine Hinweise darauf in den abgetrennten Teilen gefunden.«
»Woher nimmst du die Gewissheit, dass es sich um ein einzelnes Wesen handelt?«, fragte Sarga Ehkesh. »Es könnten durchaus mehrere sein, die einen gemeinsamen Angriff durchgeführt haben.«
Wieder bedachte der Biochemiker seine Mutter mit einem eigenartigen, eigentlich unergründlichen Blick.
Einer seiner Mitarbeiter antwortete: »Die Untersuchung der Zell-und Genstruktur hat gezeigt, dass alle Proben aus den verschiedenen Angriffszonen von einem Wesen stammen.«
»Für dich habe ich eine besondere Überraschung, Sarga«, fuhr Kirt Dorell-Ehkesh fort. »Aber das regeln wir anschließend unter uns.«
Als die Besprechung abgeschlossen war, blieben die Wissenschaftliche Leiterin, ihr Sohn und Adelaie Bletz zurück. Der Biochemiker bestand darauf, mit seiner Mutter allein zu sprechen, Sarga bestand darauf, dass Adelaie bleiben sollte.
»Von Genetik verstehst du mehr als ich«, sagte Dorell-Ehkesh. »Du kannst demzufolge die Zellaufnahmen besser deuten als ich. Allerdings habe ich sie mir von Doktor Wandham erklären lassen.«
Vor ihm entstanden mehrere Vergrößerungen. »Zellen, Chromosomen und Einzelgene aus dem Wurzelsymbionten«, erläuterte er. »Neben den primär pflanzlichen Wurzelzellen erkennen wir solche tierischen Ursprungs, die regelrecht eingelagert worden sind. Sie leben in und mit der Pflanze. Es handelt sich also um eine besonders tief greifende Art der Symbiose. Wandham hat sie Hypersymbiose genannt. Und nun schau dir diese Zelle an.«
Eine neue Darstellung entstand.
Adelaie konnte keinen großen Unterschied zu den vorhergehenden Bildern erkennen. Aber Sarga Ehkesh stöhnte auf.
Die Wissenschaftlerin kniff die Augen zusammen. Sie trat einen Schritt vor und griff in die Projektion hinein. Dabei murmelte sie unverständliche leise Worte.
»Ich habe dieses Bild mit einer Aufnahme vom Zellgewebe meines Großvaters verglichen«, sagte Kirt Dorell-Ehkesh hart. »Auch Wandham meint, dass das Ergebnis eindeutig ist.«
Sarga Ehkesh verbarg ihr Gesicht in den Händen. Sie schluchzte. Adelaie trat zu ihr und legte den Arm um die kleine Frau. Ihr vorwurfsvoller Blick traf den Biochemiker.
»Jetzt weißt du, was aus deinem Vater geworden ist«, sagte Kirt. »Prester ist in diesem Symbionten aufgegangen.«
Sarga Ehkesh stürzte sich in die Arbeit. Gemeinsam mit Demos Yoorn bereitete sie einen gewaltsamen Vorstoß in die Hauptkuppel vor. Quiupu meldete sich nach wie vor nicht.
Ein Trupp aus Kampfrobotern sollte Quiupus Wachen überraschen und sie ausschalten. Die speziell auf die positronischen Systeme von Quiupus Robotern einwirkende Störstrahlung erfüllte ihren Zweck. Auch das kodierte Haupttor widerstand nur kurze Zeit.
Yoorn, Sarga Ehkesh und Adelaie drangen gemeinsam in die Kuppel vor. Ein beißender Gestank lastete überall, und in der Luft hing feiner Staub von hellgelber Farbe. Die Eindringlinge entdeckten mehrere Arbeitsroboter an summenden Maschinen und Geräten, doch die Roboter reagierten nicht auf sie.
»Quiupu!«, rief Adelaie immer wieder. Das kosmische Findelkind blieb unsichtbar.
Sie drangen zum Zentrum der Kuppel vor. Hier war erneut alles völlig verändert. Quiupu musste mit seinen Robotern pausenlos gearbeitet haben.
Ein zischendes Geräusch veranlasste die drei, stehen zu bleiben. Schwere Gitterwände fielen von oben herab und schlossen sie ein. Yoorn zog sofort seine Kombiwaffe und richtete sie auf die Gitter.
»Das solltest du nicht tun, denn es wäre dein Ende!«, rief Quiupu schrill. Er stand auf einem Maschinenblock in wenigen Metern Entfernung.
Yoorn hob seine Waffe ein klein wenig an.
»Auch das würde nichts nützen!«, rief Quiupu. »Ich verlange von euch eine Erklärung, weshalb ihr hier eindringt.«
»Die Einzigen, die eine Erklärung verlangen können, sind wir«, sagte Ehkesh bestimmt.
»Ich erfülle nur meinen Auftrag.« Quiupus Stimme überschlug sich fast. »Ihr hingegen sabotiert meine Experimente.«
»Ich sehe das völlig anders.« Die Wissenschaftlerin blieb ruhig. »Ein gefährliches Wurzelwesen hat die Station angegriffen und schwere Schäden verursacht. Es gab etliche
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