SB 122 – Gefangene der SOL
zur Festung«, wurde er ungeduldig unterbrochen.
»Ohne Gewaltanwendung erreichen wir nichts«, sagte Op zu dem Stadtverwalter. »Die Entführer beharren auf ihrer Forderung, und wir gäben ein schlechtes Beispiel, würden wir nachgeben.«
»Natürlich werden wir sie nicht in Frieden ziehen lassen«, stellte der Krane fest. »Aber ich bin dafür, zunächst auf ihre unverschämten Forderungen einzugehen. Noch wissen sie nicht, wen sie da in ihrer Gewalt haben ...«
»Wie sollten sie es erfahren?«
»Unfreiwillig durch Herzog Gu selbst, wenn er die Betschiden zu Gesicht bekommt, Op. Seine Überraschung würde ihn verraten.«
»Du könntest recht haben. Wie verhindern wir das?«
»Ford muss allein mit den Betschiden verhandeln, so war es ursprünglich gedacht. Allerdings besteht hier die Gefahr, dass die Aychartaner ihm nicht ganz vertrauen und nicht einverstanden sind.«
Op beugte sich vor. »Wie ich dich kenne, verfolgst du noch eine zweite Absicht mit deinem Plan.«
Tarnis verzog das Gesicht zu einem Lächeln. »Ich zähle auf die Ähnlichkeit zwischen Ford und den Betschiden. Zweifellos stammen sie vom gleichen Volk ab, wie wir schon feststellten. Das wird die Verhandlung erleichtern und vielleicht dazu führen, dass wir in Ford einen Verbündeten gewinnen.«
»Ich weiß zwar nicht, wie uns das weiterbringen soll, aber ich stimme zu, Tarnis.«
Zwei Kranen brachten Faddon und Scoutie in die Festung.
»Setzt euch«, sagte Tarnis. »Kommandant Klidser hat euch bereits informiert. Bestimmte Umstände lassen uns hoffen, dass ihr uns helfen könnt, den entführten Herzog Gu und Direktor Jaagan zu befreien, ohne deren Leben zu gefährden. Als Gegenleistung steht unsere Versicherung, dass wir alles unternehmen werden, euch mit dem verschwundenen Mallagan zusammenzuführen.«
»Wir können demnach auf Couhrs bleiben?«, vergewisserte sich Faddon.
»Das Beste wird geschehen«, antwortete Tarnis ausweichend.
»Wollt ihr helfen oder nicht?«, fragte Op heftig.
»Natürlich werden wir das tun«, versicherte Scoutie schnell, ehe ihr Begleiter weitere Forderungen stellen konnte.
Tarnis zeigte sich zufrieden. »Bei den Entführern handelt es sich um siebzehn Aychartan-Piraten und einen Fremden namens Ford«, erläuterte er schnell. »Ford scheint der Wortführer zu sein, wenngleich bei uns inzwischen der Eindruck entstanden ist, dass er mit der eigentlichen Entführung nur wenig zu tun hat. Das wird die Verhandlung erleichtern, hoffen wir. Die Verbrecher verlangen ein Schiff und freies Geleit. Sie wollen Herzog Gu und Jaagan mit sich nehmen – eine Forderung, die nicht erfüllt werden kann. Eure Aufgabe wird es sein, die Entführer zu täuschen, in erster Linie diesen Ford, falls er sich nicht bereit erklärt, die Seiten zu wechseln.«
»Warum sollte er?«, fragte Faddon.
»Es gibt gewisse Gründe, die zu einer solchen Annahme berechtigen. Aber diese Gründe sollt ihr erst später erfahren. Unser Plan sieht vor, dass wir scheinbar auf die Forderungen der Entführer eingehen, sie aber beim Betreten des versprochenen Schiffes überwältigen.«
»Klingt ja wahnsinnig einfach«, bemerkte Scoutie spöttisch.
»Ist es aber nicht. Herzog Gu, dessen Identität den Entführern nicht bekannt ist und nicht bekannt werden darf, wird von ihnen genauso bewacht werden wie Jaagan. Beim geringsten Verdacht, dass wir ihnen eine Falle stellen, wird die Verzweiflung der Piraten größer sein als ihre Vernunft. Sie werden die Geiseln töten.«
Es war bereits später Nachmittag, als Tarnis sich wieder über Interkom im Büro meldete. »Wir sind zu Verhandlungen bereit«, sagte der Stadtverwalter ohne jede Einleitung. »Aber wir stellen unsererseits Bedingungen.«
1-Lindepj hatte neben dem Interkom gesessen, also überließ Ford dem Piraten das Gespräch.
»Ihr habt keine Bedingungen zu stellen, sondern nur auf unsere Forderungen einzugehen«, entgegnete 1-Lindepj.
»Wenn es allein nach Op ginge, lebte schon keiner mehr von euch und ...«
»Und die Geiseln wären auch tot«, bemerkte der Pirat.
»Wir würden nicht viel verlieren, ihr aber euer Leben.«
1-Lindepj schwieg sekundenlang und warf Ford einen fragenden Blick zu. Er schien plötzlich ratlos zu sein. Dann sagte er: »Was sind das für Bedingungen, von denen du sprichst?«
»Schickt Ford heraus. Er wird als Unterhändler behandelt und kann jederzeit zu euch zurückkehren. Wir garantieren für seine Sicherheit.«
»Eine grandiose Garantie!«, rief 1-Lindepj
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