SB 122 – Gefangene der SOL
Befreiung. Auf der anderen Seite dürfte für dich seine Befreiung ebenfalls von größtem Vorteil sein. Ich will jetzt nicht von Belohnung sprechen, die wäre eine Selbstverständlichkeit, wohl aber von der Tatsache, dass du keine andere Wahl hast, als uns zu helfen.« Sie lehnte sich wieder zurück und sah den Mann erwartungsvoll an.
Ford nickte zögernd. »Ich bin sicher, dass die Piraten ihr Wort nicht halten werden, ob sie nun wissen, dass Herzog Gu ihre Geisel ist oder nicht. Immerhin ist ihnen klar, dass zumindest Jaagan wichtig ist. Und dass die Jagd auf sie beginnt, sobald sie ihre Geiseln freigelassen haben – das macht sie ungemein gefährlich.«
»Du wirst uns also helfen?«, fragte Scoutie.
»Ja, das werde ich«, sagte Ford.
Tarnis lächelte befreit. »Von Couhrs-Yot ist bereits ein Schiff unterwegs, das den Piraten zur Flucht angeboten wird. Es handelt sich um ein schnelles und bewaffnetes Schiff, jedes andere würde den Verdacht der Piraten wecken. Natürlich haben wir gewisse Vorbereitungen getroffen, über die ich nicht sprechen werde. Von dir, Ford, verlangen wir nur, dass du zu den Entführern zurückgehst und sie überzeugst, dass wir unser Versprechen halten, sie ungeschoren ziehen zu lassen. Versuche aber auch, sie zu überreden, ihre Geiseln schon dann freizulassen, sobald sie im Schiff sind und sich davon überzeugt haben, dass es startbereit und technisch einwandfrei ist.«
»Sie werden nicht darauf eingehen.«
»Das macht überhaupt nichts«, sagte Tarnis überraschend. »Wichtig ist nur, dass wir uns auf dich verlassen können. Das Gelingen der Operation hängt einzig und allein von dir ab. Halte dich in unmittelbarer Nähe von Herzog Gu und Jaagan auf, sobald ihr die Festung verlasst. Und sorge dafür, dass du eine Waffe hast.«
»Die werde ich haben«, versicherte Ford.
»Gut«, fuhr Tarnis fort. »Dann werden wir dir jetzt weitere Einzelheiten mitteilen, damit du vorbereitet bist ... Anschließend gehst du zurück.«
Das Schiff aus Couhrs-Yot landete bei Dunkelheit. Scoutie und Faddon, die eine Kabine in der KRANOS I bezogen hatten, verfolgten den Vorgang durch ihr Sichtfenster. Es war kein sehr großes Schiff, machte jedoch einen neuen und schnellen Eindruck. Die Bewaffnung war deutlich zu erkennen.
Schon nach wenigen Minuten verließ die Besatzung das Schiff. Nur die »Unsichtbaren« blieben an Bord. Op hatte dieses Spezialkommando schon vor längerer Zeit aufgestellt. Es handelte sich um ein Dutzend gut geschulter Kranen und Tarts, die in erster Linie gegen die Aychartan-Piraten eingesetzt wurden, wenn es darum ging, einen ihrer Stützpunkte auszuheben. Die Mitglieder des Kommandos waren insofern unsichtbar, als sie nicht einmal bei einer gründlichen Untersuchung des Schiffes gefunden werden konnten. Sie hielten sich in einem gefälschten Antriebsreaktor verborgen. Niemand würde es wagen, diesem Bereich zu nahe zu kommen.
»Die ›Unsichtbaren‹ sind wirklich nur für den Fall gedacht, dass der erste Plan misslingt?«, fragte Scoutie nachdenklich. »Ich hoffe, sie kommen nie zum Einsatz.«
»Das hoffe ich auch«, antwortete Faddon.
Es gab noch ein anderes Problem, das die beiden Betschiden beschäftigte: Ford!
Er hatte zugegeben, von der SOL zu stammen, jenem »Geisterschiff«, das Mallagan, Faddon und Scoutie so lange gesucht hatten. Und nun behauptete Ford, die SOL existiere noch, das riesige Wrack auf Kranenfalle sei nur ein Teil des Gesamtschiffs gewesen.
Wie gigantisch musste die gesamte SOL gewesen sein ...
Baran hatte alle Beteiligten der bevorstehenden Befreiungsaktion in seinem privaten Quartier versammelt: Tarnis, den Tart Op, den reichen Kranen Farckecko, Kommandant Klidser und dessen Stellvertreter, den Tart Urgortan.
Die Stimmung war nicht sehr zuversichtlich.
»Wir bleiben bei dem, was besprochen wurde«, sagte Tarnis.
»Und ich meine, wir sollten sie ruhig an Bord des Schiffes gehen lassen«, schlug Klidser vor. »Dort fühlen sie sich absolut sicher, und die ›Unsichtbaren‹ haben leichtes Spiel.«
»Das Sonderkommando ist der letzte Ausweg, wenn der erste Plan misslingt.« Tarnis wehrte ab. »Ohne eine solche Rückversicherung sind wir im Nachteil.«
Die Diskussion drehte sich im Kreis, bis endlich Baran ein Machtwort sprach: »Ich stimme Tarnis zu, sein Doppelplan ist der sicherste. Außerdem kenne ich die gefangenen Aychartaner. Sie sind verzweifelt. Sie wissen, dass sie bis zu ihrem Lebensende in der Festung bleiben müssen, wenn
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