SB 122 – Gefangene der SOL
höhnisch aus. »Er darf ins Gefängnis zurückkehren. Aber das soll er selbst entscheiden.« Er nickte Ford zu. »Sprich du mit ihm.«
Ford zögerte einen Moment, trat dann aber vor den Interkom. Das Gesicht des Stadtverwalters verriet Erschöpfung und ein wenig Ungeduld.
»Was willst du von mir, Tarnis?«
»Die Bedingungen aushandeln, mehr nicht.«
»Hört sich nach einer Falle an.«
»Welche Falle könnte das sein? Glaubst du, als Geisel wärest du für uns von Wert? Deine neuen Freunde würden dich, ohne zu zögern, opfern, oder zweifelst du daran? Aber wie dem auch sei: Du bist ihr Unterhändler, und das wird von uns respektiert.«
Ford winkte 1-Lindepj zu sich. »Was meinst du? Soll ich gehen?«
»Das liegt bei dir. Aber Tarnis hat recht: Wir werden keinen Finger für dich rühren, falls sie dich überwältigen. Es ist allein deine Entscheidung. Sollte Tarnis es ehrlich meinen, verhandle mit ihm, wenn ich auch nicht begreife, warum er ausgerechnet dich ausgesucht hat.«
»Ich verstehe es auch nicht.« Ford wandte sich wieder dem Monitor zu. »Gut, Tarnis, ich bin einverstanden. Wie soll es vor sich gehen?«
»Du öffnest die Tür und kommst heraus auf den Gang. Zwei Wächter erwarten dich und werden dich zu mir bringen. Das ist alles.«
»Hör gut zu, Tarnis!«, rief 1-Lindepj. »Ford wird die Tür öffnen und hinausgehen, aber versuche nicht, uns dabei zu überrumpeln. Wir werden mit feuerbereiten Waffen vor unseren Geiseln stehen und nicht zögern, sie zu erschießen. Ist das klar?«
»Völlig klar«, sagte Tarnis und schaltete ab.
»Ich glaube, dass ihr Tarnis vertrauen könnt«, sagte Jaagan von seinem Platz her. »Die Situation wäre anders, wenn Op das versprochen hätte.«
»Den hätte ich auch lieber als Geisel hier«, gab der Aychartan zurück. »Der Dickwanst neben dir nützt uns überhaupt nichts.«
Der dicke kleine Krane zuckte heftig zusammen. Ford bemerkte den unwilligen Zug um seine Mundwinkel. Gegen alle Vernunft flößte ihm gerade das neue Hoffnung ein. Wie oft lag die Wahrheit im Widerspruch?
»Was schlagt ihr uns vor?«, fragte Ford, als er kurz darauf dem Kranen Tarnis und dem Tart Op gegenüberstand. »Darf ich zuvor noch feststellen, dass ich mit der Entführung nicht einverstanden war, sondern nur fliehen wollte. Seit drei Jahren bin ich nun hier, und ich wusste nicht ...«
»Die unbestimmte Länge der Haft ist ein Teil des Strafvollzugs«, warf Op ein. »Deine Entlassung stand kurz bevor.«
»Das konnte er nicht wissen«, verteidigte Tarnis den Häftling. »Ford, wir wissen, dass du nicht direkt an der Geiselnahme beteiligt warst und mitmachen musstest. Du bist frei, sobald dieser Fall erledigt ist – mein Wort darauf. Aber da ist noch etwas anderes, was du wissen solltest: An Bord des Schiffes, das im Vorfeld steht, befinden sich zwei Gäste, die nach Kran gebracht werden sollen. Sie wollen mit dir reden und dir einen Vorschlag machen.«
»Warum gerade mir?«
»Das wirst du hören, Ford. Eine Frage: Wie verhalten sich die Geiseln? Geht es ihnen gut?«
»Es geht ihnen gut.«
»Angenommen, wir würden auf die Forderungen der Piraten eingehen und ihnen ein Schiff zur Verfügung stellen, würdest du mit ihnen gehen? Bitte, eine ehrliche Antwort!«
Ohne zu zögern, schüttelte Ford den Kopf. »Nein, das würde ich nicht, aber sie würden mich dazu zwingen. Das ist meine ehrliche Antwort, Tarnis.«
»Hoffentlich ist sie das«, zischte Op.
»Schluss jetzt!« Tarnis spürte Fords Verhandlungsbereitschaft, ahnte seine Aufrichtigkeit und wollte ihn nicht verärgern. »Op, würdest du die Güte haben, die beiden Betschiden kommen zu lassen?«
Während er das sagte, beobachtete er Ford, konnte aber keine verräterische Regung feststellen. Es war ganz so, als hätte Ford die Bezeichnung »Betschide« noch nie gehört.
Brether Faddon und Scoutie folgten dem Kranen, der sie abholte. Auch sie legten größten Wert darauf, den Herzog wieder frei zu wissen.
Der Krane führte sie zu den Verwaltungsräumen.
Op und Tarnis saßen hinter einem Tisch und blickten ihnen gespannt entgegen. Links standen zwei leere Sessel und ihnen gegenüber, auf der rechten Seite ... Faddon stutzte, als er den Mann sah, der dort saß. Auch Scoutie blieb mit einem Ruck stehen. Sie starrte Ford an, als sähe sie ein Gespenst.
Ford hingegen wirkte nur unmerklich erstaunt. Er neigte leicht den Kopf wie zur Begrüßung und sagte auf Krandhorjanisch: »Hallo, Freunde!«
Mechanisch wie Puppen
Weitere Kostenlose Bücher