SB 122 – Gefangene der SOL
Verdacht, dass die Entführung nur das Werk der illegalen Organisation sein konnte. Es war nicht erlaubt, zwei Spoodies zu tragen, wie die Mitglieder der Bruderschaft es taten. Gu ließ noch etwas Zeit verstreichen, dann hob er die Tafel auf.
Aus einem Nebenraum kamen seine Leibärzte und seine charmanten Reisebegleiterinnen, und den Tafelgästen bot sich ein erheiterndes Bild, das jedoch die wenigsten von ihnen zu schätzen wussten. Herzog Gu wurde im Beisein der Leibärzte von einem heftigen Schluckauf gequält. Während die Ärzte ihn beklopften und betasteten, testeten seine Favoritinnen konsequent das beste Hausmittel an Gu. Eine hielt ihm die Nase zu, und als er keuchend nach Luft schnappte, schob ihm eine andere liebevoll ein Stück Fleisch in den Mund.
Als der Schluckauf endlich verging, war Gu zu erschöpft. Vier stämmige Tarts hievten den schwergewichtigen Herzog auf ein tragbares Lager. Kaum war er darauf gebettet, sprang er schon wieder herunter und erklärte würdevoll, dass er nicht auf so schmachvolle Weise das Verwaltungsgebäude verlassen würde. Sowohl die Leibärzte als auch die Favoritinnen und die Tarts redeten auf ihn ein, und unter diesem unaufhörlichen Geschwätz verließen alle den Saal.
Niemand hörte, wie der Herzog denen, die anscheinend besonders heftig auf ihn einredeten, eine Reihe von Befehlen erteilte. »Seht euch in der Stadt um!«, sagte er zu ihnen. »Hier stimmt einiges nicht. Kümmert euch um die Verwalter, zumindest bei Tarnis ist die Welt nicht in Ordnung. Grofler hat Probleme, also findet heraus, welche. Dasselbe gilt für Murd und Op. Stellt fest, warum Ylsga nicht an dem Essen teilgenommen hat.«
Zehn seiner Begleiter gaben durch unauffällige Zeichen zu verstehen, welchen dieser Aufträge sie übernehmen würden. Bevor Gu mit seinem Gefolge den Ausgang erreichte, verschwanden einige der »Leibärzte« und »Favoritinnen« unbemerkt.
Cylam und Wyskynen hatten die Ankunft des Herzogs aus der Ferne verfolgt und sich anschließend in ein Lokal zurückgezogen. Sie wussten, dass das Essen geraume Zeit dauern würde, und nutzten die Zeit, um sich umzuhören. Leider kam nicht viel dabei heraus.
Nach einiger Zeit betrat eine Kranin das Lokal. Sie sah sich kurz um, ging zielsicher auf Cylam und Wyskynen zu und legte eine rote Karte auf den Tisch.
»Rundfahrt zu den Austragungsstätten der Lugosiade?«, fragte Cylam scheinbar gelangweilt.
Die Kranin gab mit einer Geste ihre Zustimmung bekannt.
»Fünf Jords, vor Antritt der Fahrt zahlbar«, behauptete Wyskynen.
»Mein Kommandant sagte mir, es wäre kostenlos«, entgegnete die Kranin.
»Mein Begleiter meint es nicht so.« Cylam steckte die Karte ein. »Komm!«
Niemand achtete auf sie, als sie zu dritt das Lokal verließen. Gespräche wie diese fanden in Couhrs-Yot überall und zu jeder Zeit statt.
Der Schweber stand einige Schritt entfernt. Sie mussten an diskutierenden Wesen unterschiedlichster Herkunft vorbei. Thema waren natürlich die Lugosiade, die Entführung Doevelynks und die Frage, ob die Spiele letztlich stattfinden würden oder nicht. Cylam beobachtete die Kranin und war froh, dass sie kein zu offensichtliches Interesse für diese Bemerkungen zeigte.
»Jurtus-Me«, sagte er, als der Schweber sich bereits in Bewegung gesetzt hatte. »Ich bin erstaunt, dass du selbst kommst.«
»Wir messen den Geschehnissen auf Couhrs-Yot einige Bedeutung bei«, erwiderte die Kranin.
»Das glaube ich gern. Und ich bin überzeugt, dass ihr Dutzende von Vertrauten in der Stadt habt.«
»Diese Leute werden ebenfalls befragt werden«, versicherte Jurtus-Me. »Was geht hier vor?«
Cylam lenkte den Schweber auf eine der Hochstraßen. Dann berichtete er.
Die Kranin hörte ihm aufmerksam zu. Offiziell galt Jurtus-Me als eine der bedeutendsten Leibärztinnen Herzog Gus. Nur wenige wussten, dass sie – wie alle anderen in Gus Gefolge – eine mit allen Wassern gewaschene Agentin des Herzogtums war. Außerdem zählte sie zu den engsten Vertrauten des Herzogs. Sie war es auch gewesen, die Cylam gebeten hatte, die drei Betschiden im Auge zu behalten.
»Ihr habt den Stützpunkt der Bruderschaft also bislang nicht gefunden«, sagte sie schließlich. »Hast du wenigstens schon eine Ahnung, was dahinterstecken könnte? Warum wurden Doevelynk und die Betschiden verschleppt?«
»Vielleicht sollen mit Doevelynks Entführung die Spiele verhindert werden. Einige Tarts verlangen jedenfalls, dass die Lugosiade ohne ihren Favoriten nicht
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