SB 122 – Gefangene der SOL
zulassen.«
Fellmer Lloyd wollte etwas darauf erwidern, doch Amby drehte sich um und eilte aus der Klinik.
Unschlüssig blickte der Telepath ihr nach.
Das Herzogtum
von Krandhor
9.
Seit dem Überfall auf Doevelynk, den Favoriten der Tarts, stand die Stadt kopf. Anderen Teilnehmern der Lugosiade und ihren Betreuern wurde plötzlich bewusst, dass ihnen ebenfalls Gefahr drohte.
Der Meisterkämpfer Cylam und sein Schüler Wyskynen wussten es besser. Doevelynk war der Favorit der Spiele schlechthin. Die Wettbüros sahen Doevelynk längst als den Sieger der Wettkämpfe, in denen es besondere Fähigkeiten zu beweisen galt. Vor allem war er für die Geschäftemacher schon der Sieger des nachfolgenden Spiels , an dem nur die Besten der Besten teilnehmen konnten.
Die Bruderschaft hatte also keineswegs irgendjemanden verschleppt, sondern den Mann mit der größten Siegchance. Abgesehen davon war nicht nur Doevelynk verschwunden, auch von den drei Betschiden, die zum Zeitpunkt des Überfalls sein gigantisches Martha-Martha-Spiel beobachtet hatten, gab es keine Spur.
Zu diesem Punkt hätten Cylam und Wyskynen ebenfalls einiges sagen können, aber sie wollten keinesfalls noch mehr Staub aufwirbeln. Allerdings legten sie nicht die Hände in den Schoß, sie suchten nach Spuren und Hinweisen.
Vier Tage nach Doevelynks Entführung landete Herzog Gu auf dem Raumhafen von Couhrs-Yot. Die KRANOS I war nicht weiß wie alle kranischen Schiffe, sondern farbenprächtig bemalt. Als die Hauptschleuse sich öffnete, bildeten bunt gekleidete Wachen ein Spalier.
Erst nach einer Weile erschien Herzog Gu. Er war für einen Kranen sehr kleinwüchsig, neigte jedoch zu körperlicher Fülle. Plump schritt er die Rampe herunter. Die Verwalter der Stadt Couhrs-Yot, in der die Wettkämpfe stattfanden, begrüßten ihn ehrerbietig.
Herzog Gu war der Schirmherr dieser fünfzigsten Lugosiade und einer der Herzöge von Kran, also einer der wichtigsten Männer des Sternenreichs.
Der Begrüßung folgte die Einladung zu einer festlichen Mahlzeit im Verwaltungsgebäude von Couhrs-Yot. Ein offener Schweber stand bereit. Gu stieg ein, und erst da bemerkten viele Zuschauer den seltsamen Begleiter des Herzogs: eine zweieinhalb Meter lange und dreißig Zentimeter dicke, blau leuchtende Stange mit Tentakeln und Fühlern. Dieses Geschöpf schwebte stetig einen Meter hinter Gu, auch dann noch, als das Fahrzeug anfuhr.
Während Herzog Gu wählerisch am Braten herumzupfte, der übrigens vorzüglich mundete, plauderte er mit seinen Tischnachbarn über Krankheiten und ähnlich nichtige Dinge. Wer ihn in diesen Minuten beobachtete, dem kamen unweigerlich Zweifel an der Weisheit des Orakels und der Bedeutung der Herzöge. Gu wusste das, er förderte solche Fehlschlüsse sogar bei jeder Gelegenheit. Tatsächlich entging seinen Augen nichts, und seine scharfen Ohren fingen Bemerkungen auf, die gewiss nicht für ihn bestimmt waren.
Grofler, der Chef der Schutzgarde, hatte größte Probleme. Der Krane war derart nervös, dass ihm fast das Fleisch aus den Fingern fiel, sobald Gu ihn nur ansah. Zwei Plätze weiter hockte Murd, ein Prodheimer-Fenke. Winzig und unglücklich wirkte er zwischen dem Lysker Bardys, der den Raumhafen leitete, und Groflers Stellvertreter, dem Tart Op.
Herzog Gu sah sich nach Fischer um. Der Roboter schwebte wie üblich hinter ihm. »Pass gut auf!«, sagte Gu zu Fischer, und das keineswegs besonders leise.
Alle wurden noch nervöser. Der Herzog fixierte immer häufiger den Prodheimer-Fenken, und Murd wurde es sichtlich unbehaglich. Er war für alle kulturellen Ereignisse zuständig, daher auch für die Lugosiade.
Gu lenkte das Gespräch auf Wettkämpfe jeder Art und gab eine Geschichte zum Besten, die sich angeblich so zugetragen hatte. Jener Wettkampf, von dem er redete, endete wegen einer Nachlässigkeit der Veranstalter im Fiasko. Der Herzog verstand sich darauf, Anekdoten wie diese zu erzählen. Normalerweise bogen sich seine Zuhörer vor Lachen – diesmal kam nur eine sehr gedämpfte Reaktion. Fast alle an der Tafel fühlten sich betroffen und gaben sich Mühe, genau das zu verbergen. Gu durchschaute sie alle.
»So etwas kann uns natürlich nicht passieren.« Er zwinkerte dem Prodheimer-Fenken vertraulich zu.
»Natürlich nicht!«, versicherte Murd.
Genau in diesem Moment fing der Herzog eine Bemerkung auf, die ihn veranlasste, sein Taktieren abzubrechen. Jemand äußerte etwas über die Bruderschaft und den
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