SB 122 – Gefangene der SOL
nichts Vernünftiges zu sagen hast, halte besser den Mund!«
»Er hat es nicht so gemeint«, beschwichtigte Scoutie. »Verstehst du überhaupt keinen Spaß mehr?«
»Nein«, versetzte Mallagan. »Dazu waren die letzten Tage zu anstrengend.«
»Die Bruderschaft geht mir ebenfalls auf die Nerven«, bestätigte Scoutie. »Die stundenlangen Vorträge, warum wir uns ihnen anschließen sollten, waren die reinste Gehirnwäsche. Ich nehme an, dass sie über deinen Doppel-Spoodie Bescheid wissen.«
Mallagan nickte vorsichtig.
»Dann haben sie dir wahrscheinlich schlimmer zugesetzt als uns«, vermutete Scoutie.
»Mir brummt jetzt noch der Schädel.« Mallagan warf sich auf eines der Betten und verdeckte die Augen mit dem rechten Arm. Er gab sich den Anschein einzuschlafen.
»Surfo wird sich schon wieder erholen«, raunte Scoutie einige Minuten später. »Wir müssen ihm ein wenig Zeit lassen. Wenn er aufwacht, wird er wieder ganz der Alte sein.«
»Ich möchte wissen, was sie mit ihm gemacht haben«, flüsterte Brether Faddon. »Diesen Brüdern traue ich mittlerweile alles zu.«
»Warum sollten sie mit ihm anders verfahren sein als mit uns?«
»Wegen seiner beiden Spoodies.«
Eine kurze Pause entstand, dann stieß Faddon scharf die Luft zwischen den Zähnen hindurch. »Vielleicht hat Surfo den Doppel-Spoodie gar nicht mehr. Wenn er sich geweigert hat, für die Bruderschaft zu arbeiten – wozu sollten sie ihm beide Symbionten lassen? Es würde erklären, warum er sich vorhin so aufgeregt hat.«
»Ehe du weiterredest – sieh dir seinen Kopf an!«, forderte Scoutie. »Ich bin überzeugt davon, dass sich nichts verändert hat.«
Leise Schritte kamen näher, Mallagan spürte das mit beinahe schmerzhafter Intensität. Seine Sinne waren schärfer geworden. Er hörte die leisen Veränderungen in der Art, wie Faddon atmete, und konnte daraus auf dessen Bewegungen schließen. Er sah den Freund förmlich mithilfe aller Geräusche.
Faddon beugte sich über Mallagan und musterte dessen Schädeldecke. Das war einfach, weil Surfo Mallagan an der fraglichen Stelle eine Buhrlonarbe hatte. Wie kleine scharfe Messer waren Faddons Blicke. Mallagan musste enorm an sich halten, dass er nicht unbeherrscht aufsprang.
Endlich wich Faddon wieder zurück.
»Surfo sieht aus wie immer«, sagte er. »Scoutie, du hattest recht. Ich hätte eher darauf achten müssen, dass kein frischer Schnitt zu sehen ist.«
Mallagan dankte der Heilkunst der Prodheimer-Fenken, die seine kleine Wunde dazu gebracht hatten, sich in extrem kurzer Zeit zu schließen.
Die erste Hürde hatte er genommen, doch seine Gefährten durften auch in Zukunft keinen Verdacht schöpfen. Der Doppel-Spoodie hatte eine Barriere zwischen ihnen errichtet. Mit den beiden weiteren Symbionten war diese Barriere zur hohen Mauer geworden. Aber Surfo würde seine Freunde noch brauchen – später, wenn sie die von dem Erleuchteten geplante Flucht durchführten, und erst recht dann, wenn er sich bei der Lugosiade zu behaupten hatte.
Nach einiger Zeit wurde es dunkel in der Zelle. Brether und Scoutie legten sich zur Ruhe, Mallagan gönnte sich ebenfalls den wohlverdienten Schlaf. An der Grenze zwischen Wachen und Träumen erschien jedoch ein Gesicht vor seinem inneren Auge, das ihn erschreckte: Cylam, der Krane, der so leicht herausgefunden hatte, dass Mallagan Träger eines Doppel-Spoodies war.
Mallagan argwöhnte wieder, dass Cylam ein Jäger war und deshalb über Doppel-Spoodies Bescheid wusste. Der Krane würde ihn durchschauen.
Was ließ sich dagegen tun?
Mallagan zog einen Notizzettel aus einer Tasche seines Overalls, dazu einen Stift und schrieb im Dunkeln eine kurze Nachricht. Lautlos schlich er zu jener Klappe, hinter der regelmäßig die Schüsseln mit Nahrung standen. Er deponierte den Zettel in dem engen Hohlraum und kehrte in sein Bett zurück.
Der Zettel würde noch in dieser Nacht an die richtige Adresse gelangen. Surfo Mallagan verschwendete keinen Gedanken daran, was er mit seiner Botschaft auslösen mochte. Er handelte im Sinn der Bruderschaft – er hatte eine Gefahr erkannt und dazu beigetragen, dass sie beseitigt wurde. Auf welche Weise das geschah, ging ihn nichts an.
Scoutie und Brether Faddon erschien Mallagan wie ein Träumer. Manchmal wirkte er traurig oder gar wütend, aber meistens war sein Gesicht ausdruckslos. Nur selten lächelte er. Vor allem reagierte er empfindlich auf Störungen. Die beiden Betschiden gewöhnten es sich schnell ab, Mallagan
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