SB 122 – Gefangene der SOL
überanstrengt aus«, sagte der Herzog zu den beiden Betschiden. »Habt ihr keine Angst, dass er sich zu sehr verausgabt? Wenn er zusammenbricht, ehe das Spiel beginnt, waren seine Anstrengungen umsonst.«
»Wir haben keinen Einfluss auf ihn«, stellte Scoutie bedrückt fest. »Wie sollen wir ihn dazu bringen, dass er sich schont?«
Mallagan war sehr bleich, seine Augen lagen tief in den Höhlen, doch ein verzehrendes Feuer brannte in ihnen.
In den nächsten Tagen stieg das Interesse, das man Mallagan entgegenbrachte. An einem anderen Ort feierte Doevelynk Triumphe – wobei es fraglich war, ob er etwas davon spürte. Der Tart hatte sich in Trance versetzen lassen und spielte im Traum Martha-Martha gegen ein Rechenzentrum und mehrere Hundert seiner Artgenossen.
Im Übrigen lief nicht alles reibungslos ab. Ein Teilnehmer rühmte sich, anderen seinen Willen aufzwingen zu können. Er demonstrierte das zunächst an einzelnen Personen, dann nahm er es mit einer Vielzahl von Zuschauern auf. Er befahl ihnen, steif stehen zu bleiben und sich erst wieder zu bewegen, sobald er den Befehl dazu gab. Der erste Teil der Demonstration gelang fabelhaft, aber offenbar hatte der arme Kerl sich übernommen. Kaum stand sein Publikum wunschgemäß da, fiel er in Ohnmacht. Alle Versuche, den Bann zu lösen, schlugen fehl. Die Helfer brauchten fast zwei Tage, um den Pechvogel ins Leben zurückzurufen. Eine größere Anzahl von Zuschauern musste sich in ärztliche Behandlung begeben – viele waren völlig entkräftet, andere klagten über psychische Folgen.
Ein Prodheimer-Fenke, der seit dem Beginn der Lugosiade an einem Turm aus dünnen Metallstäben gebaut hatte, die nicht miteinander verbunden, sondern nur sorgfältig ausbalanciert waren, verlor die Kontrolle über sein Bauwerk und wurde unter den herabstürzenden Stangen begraben – er kam wie durch ein Wunder mit dem Leben davon.
Während all das geschah, hockte Surfo Mallagan tagaus, tagein in dem Pavillon und beantwortete unermüdlich Fragen. Er hatte mittlerweile einen derartigen Erfolg, dass er es sich durchaus hätte leisten können, kürzerzutreten. Niemand hätte es ihm übel genommen, zumal die fortschreitende Verschlechterung seines Gesundheitszustands nicht zu übersehen war.
»Ich gebe nicht auf!«, sagte er, als Scoutie ihn bedrängte.
»Was hat das mit Aufgeben zu tun?«, fragte sie verzweifelt. »Du hast die allerbesten Chancen, das Spiel mitzumachen. Aber was hilft dir das alles, wenn du am Ende zu schwach bist, um die Chance zu nutzen?«
Mallagan schwieg.
Schließlich geschah es ... Je berühmter Mallagan wurde, desto mehr Fragesteller kamen. Es war unvermeidlich, dass sie warten mussten, bis sie an der Reihe waren, und ebenso unvermeidlich war es, dass der eine oder andere nicht warten wollte. Diesmal sorgte ein Rugarve für Aufruhr, ein Wesen, das fast so groß wie die Kranen war, jedoch um vieles breiter. Normalerweise verhielten Rugarven sich friedlich und zuvorkommend. Dieser eine hatte aus irgendeinem Grund die Geduld verloren, und gut zwanzig Helfer trugen Blessuren davon, ehe es gelang, den Ungeduldigen zur Vernunft zu bringen.
Als Scoutie und Faddon sich dem Pavillon näherten, kam ihnen Banec in heller Aufregung entgegen. Der kleine Kugelköpfige schien es als persönliche Auszeichnung zu empfinden, dass ausgerechnet auf seinem Hügel das »kleine Orakel« residierte, wie Mallagan mittlerweile von vielen genannt wurde.
»Kommt, kommt, kommt!«, rief Banec hektisch. »Er tobt ...«
Die beiden Betschiden folgten dem Kleinen. Zornige Laute drangen aus dem provisorisch abgegrenzten Zimmer, in dem längst fast ständig an die dreißig Reporter saßen und die Bilder kommentierten, die zu allen Planeten des Herzogtums gesendet wurden. In der Umgebung anderer Favoriten hatte es von vornherein die entsprechenden Einrichtungen gegeben, aber niemand hatte ahnen können, dass Mallagan eine so wichtige Rolle spielen würde.
Als die Betschiden in das Zimmer eindrangen, lag Mallagan auf dem Boden. Einige Kranen und Tarts bemühten sich, ihn festzuhalten, ohne ihn dabei zu verletzen. Etliche Geräte waren zertrümmert, Schreibfolien bedeckten den Boden. Ein vogelähnliches Wesen lag bewusstlos zwischen umgestürzten Stühlen. Die restlichen Berichterstatter standen neugierig herum.
»Lasst ihn los!«, sagte Faddon heftig.
Mallagan kam taumelnd auf die Füße und wollte sich umgehend wieder auf seine Gegner stürzen. Aber Faddon war schneller, ergriff
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