SB 122 – Gefangene der SOL
etwas herauskam, was sich praktisch verwerten ließ. Keiner ließ den geringsten Zweifel daran, dass er kaum eines der Probleme aus eigener Kraft hätte lösen können – zumindest nicht so gut und umfassend.
Auf diese Weise gewann Mallagan nicht nur die Gunst und den Beifall des Publikums, sondern zudem einer ständig wachsenden Zahl jener, die bei jedem anderen Spiel seine Konkurrenten gewesen wären.
Als er spät in der Nacht aus seinem Trancezustand erwachte, war er erschöpft, aber zugleich siegessicher.
Banec brachte Mallagan und seine Gefährten in ein neues Quartier in unmittelbarer Nähe der Austragungsstätte. Der Erfolg des ersten Tages spiegelte sich in der Ausstattung und der Zahl der Räume wider – Surfo Mallagan hatte nie zuvor solchen Luxus erlebt.
Allerdings hatte er nicht viel davon, denn er sank schnell in tiefen Schlaf.
Ungefähr zu der Zeit kam Cylam zu sich. Er sah Jurtus-Me, die Leibärztin des Herzogs, neben sich sitzen, aber er schaffte es nicht, sich aufzurichten. Sein ganzer Körper schien eine einzige tobende Wunde zu sein.
»Was ist geschehen?«, fragte er.
»Jemand wollte euch umbringen«, antwortete Jurtus-Me. »Wyskynen ist tot.«
Cylam schloss die Augen. Der kleine Prodheimer-Fenke war mehr als nur ein Schüler gewesen, sein Freund, der engste Vertraute, den der Krane je gehabt hatte.
»Wir wissen nicht, was vorgefallen ist«, fuhr Jurtus-Me fort. »Kannst du dich erinnern?«
»Es fällt mir schwer«, gestand Cylam. »Die Ärzte hätten vorsichtiger mit ihren Medikamenten umgehen sollen.«
»Es liegt nicht an ihnen, sondern daran, dass dein Spoodie geraubt wurde. Eine so gewaltsame Trennung von dem Symbionten kann nicht ohne Folgen bleiben.«
»Warum habe ich noch keinen neuen Spoodie erhalten?«
»Du wirst einige Tage warten müssen. Deine Kopfwunde macht es unmöglich, dir schon jetzt einen neuen Symbionten einzusetzen. Übrigens: Diese Wunde wurde nachträglich erzeugt. Jemand wollte offensichtlich verhindern, dass du deine geistigen Kräfte schnell zurückgewinnst.«
»Hast du eine Ahnung, wer es war?«
»Jemand von der Bruderschaft, nehme ich an. Wir haben keine konkreten Spuren gefunden.«
»Aber warum?«, fragte Cylam verständnislos.
»Das fragen wir uns ebenfalls. Was hast du entdeckt, dass du für die Pläne dieser Leute gefährlich bist?«
Es fiel Cylam schwer, Zusammenhänge zu finden. Zum ersten Mal wurde ihm bewusst, wie abhängig er von dem Symbionten war. Erschrocken fragte er sich, ob er ohne Spoodie überhaupt vernünftig denken konnte.
Er konzentrierte sich mühsam auf das eigentliche Problem – vielleicht war es das, was einen Kranen ohne Spoodie von anderen unterschied: die Fähigkeit, sich konzentrieren zu können. Ihm liefen jedenfalls die Gedanken schnell davon.
»Steht alles auf irgendeine Weise mit den Betschiden in Verbindung ...?« Cylam schwieg bedrückt. Das Vorgehen der Bruderschaft war so heimtückisch, dass man einen Anschlag auf die bestehende Ordnung oft erst erkannte, wenn es bereits zu spät war.
Jurtus-Me lächelte traurig.
»Ich hoffe, ihr passt auf die Betschiden auf«, murmelte Cylam.
»Sie werden beobachtet«, versicherte die Leibärztin. »Dieser Mallagan ist übrigens drauf und dran, zu einer Sensation zu werden.«
Mallagan! Cylam zerbrach sich den Kopf darüber, was es mit diesem Mann auf sich hatte. Er war sicher, dass es da etwas gab, an das er sich hätte erinnern müssen, aber er kam nicht darauf.
Bilder erwachten vor seinem inneren Auge. Er sah Wyskynen. Der Prodheimer-Fenke war soeben aus der Stadt zurückgekehrt und brachte die Nachricht mit, dass die Betschiden mit Doevelynk aus der Gefangenschaft entkommen waren. Cylam wusste, dass er zu diesem Zeitpunkt keine Chance hatte, an die Betschiden heranzukommen. Darum hatte er sich entschlossen, bis zum Morgen zu warten und dann Kontakt zu Carzykos aufzunehmen. Schließlich waren die zwei Kranen und der Tart gekommen. Sie hatten sich als Mitarbeiter der Lugosiade ausgegeben.
Cylam hatte sich lange Zeit dagegen gewehrt, auf der Lugosiade anzutreten. Seiner Ansicht nach waren die alten Kampftechniken ohnehin etwas, das man nicht so leicht demonstrieren konnte. Mancher Zuschauer mochte dabei auf die unsinnige Idee kommen, dass es lediglich darum ging, einen Gegner auf möglichst raffinierte Weise umzubringen. Wie sollte er solchen Leuten zeigen, dass das genaue Gegenteil zutraf? Ein wirklich guter Kämpfer hatte seinen Geist, seinen Körper, seine Waffen
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