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Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Titel: Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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neben der Tür. Sie befanden sich hier weit über dem Boden des Frachtraums, etwa auf der Höhe, wo der Containerstapel über das Hauptdeck hinausragte. Von hier ging es noch einmal gute fünfzehn Meter nach oben. Als Gennadi aufblickte, sah er, wie die schwarze Silhouette des Stapels auf sehr beunruhigende Weise schwankte.
    Er konnte nicht allzu viel sehen und im Sturm überhaupt nichts hören. Gennadi zog seine Brille hervor und setzte sie auf, dann griff er auf die Überwachungskameras des Schiffs zu.
    Sich selbst konnte er nicht erkennen, aber eine Kamera an den Aufbauten zeigte ihm die gesamte Fläche, auf der sich die Containerstapel erhoben. An den Ecken wirkte der Komplex wie ausgefranst.
    Er steckte die Brille in seine Hemdtasche zurück und setzte sich die Ohrstöpsel ein.
    »Gennadi, bist du online?« Es war Mirandas Stimme.
    »Hier«, bestätigte er. »Wie ich sagte, gibt es einen Grund, warum die Leercontainer ganz oben abgestellt werden. Anscheinend gehen jedes Jahr etwa fünfzehntausend Schiffscontainer verloren, hauptsächlich in Stürmen wie diesem. Doch die meisten davon sind leer.
    »Aber dieser nicht«, sagte sie.
    Er bewegte sich jetzt über das Deck, indem er sich gut an einer Reling gleich neben den Containerstapeln festhielt. Als er sich umblickte, sah er, wie sie ihm beharrlich folgte, aber sie war noch mehr als fünf Meter entfernt.
    Ein Blitz tauchte die Szene für einen kurzen Moment in taghelles Licht, und Gennadi glaubte, jemanden an einer Stelle gesehen zu haben, wo sich kein normaler Mensch aufhalten würde. »Hast du das gesehen?« Er wartete, bis sie ihn eingeholt hatte, und half ihr beim Vorankommen. Sie waren beide klitschnass, und das Wasser war unglaublich kalt.
    Ihre Brille war beschlagen. Warum nahm sie sie nicht einfach ab? Ihr Mund bewegte sich, und er hörte: »Was gesehen?« – nur durch die Ohrhörer, nicht durch die Luft.
    Er versuchte, in normalem Tonfall zu sprechen, da es wahrscheinlich überflüssig und sogar lästig war, wenn er brüllte. »Jemanden ganz oben auf einem Stapel.«
    »Lass mich raten: Es ist der Stapel mit dem Plutonium.«
    Er nickte, und sie gingen weiter. Sie hatten den Stapel fast erreicht, als sich das Schiff besonders stark neigte. Dann sah er plötzlich helle orangefarbene Blitze. Er hörte keinen Knall, weil gleichzeitig mehrere Blitze einen der Schiffsmasten umtanzten. Der Donner kam im selben Augenblick und war ohrenbetäubend. Doch das Deck legte sich schief, so dass die dunkel brodelnden Wellen nur noch wenige Meter links von ihm waren. Dann gaben plötzlich die drei oberen Schichten des Containerstapels nach und rutschten ins Wasser.
    Sie bewegten sich als geschlossener Block, abgesehen von ein paar Nachzüglern, die wie Streichholzschachteln herumgeworfen wurden und die Reling und ein Stück vom Deck abrissen, keine zehn Meter von der Stelle entfernt, wo Gennadi und Miranda kauerten.
    »Geh zurück!« Er schob sie in Richtung der Schiffsaufbauten, aber sie schüttelte den Kopf und hielt sich an der Reling fest. Gennadi fluchte und drehte sich um, während das Schiff wieder in die Waagerechte ging und sich dann in die andere Richtung neigte.
    Ein Container wirbelte auf dem Schandeck herum. Er riss den Stahl wie Stoff auf und schlug Funken. Als sich das Schiff nach Steuerbord neigte, kippte der Container über Bord. Es war der letzte, und die anderen Stapel schienen stabil zu sein. Gennadi vermutete, dass sie normalerweise einen schwereren Sturm als diesen überstanden hätten.
    Er ging um den Stapel herum und trat auf den Laufsteg, der zwischen diesem und dem nächsten hindurchführte. Als es wieder blitzte, sah er, dass noch jemand draußen war. Ein Besatzungsmitglied?
    »Gennadi, es freut mich, Sie zu sehen«, sagte Fraction. Er trug einen gelben Schutzhelm und einen Klettergurt über dem Mannschaftsoverall. Seine Brille war genauso mit Regentropfen gesprenkelt wie die von Miranda.
    »Es ist recht gefährlich, sich jetzt hier draußen aufzuhalten«, sagte Fraction, als er näher kam. »Mir macht es nicht allzu viel aus, aber schließlich bin ich auch huckepack, nicht wahr?« Als die Szene in blaues Licht getaucht wurde, sah Gennadi den schwarzen Rucksack, den Fraction über einer Schulter trug.
    »Sie sind gar nicht aus Cilenia«, sagte Gennadi. »Sie arbeiten für jemand anderen.«
    »Gennadi! Er gehört zu Sanotica«, sagte Miranda. »Du kannst ihm nicht vertrauen.«
    »Cilenia will das Plutonium«, sagte Fraction. »Für die neuen

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