Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Titel: Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
Vom Netzwerk:
zusammenknüllte und auf dem Weg nach draußen in einen Papierkorb warf. Ich habe ihn draußen im Getümmel aus den Augen verloren, also kehrte ich zurück, um den Zettel zu holen.«
    »Was stand darauf?«
    Zu seiner Überraschung nahm sie ihre Brille ab. Kurz darauf tat Gennadi dasselbe. Miranda reichte ihm ihr Notizbuch, das er seit dem Tag ihrer ersten Begegnung nicht mehr gesehen hatte.
    »In diesem Buch habe ich mir immer wieder Notizen gemacht«, flüsterte sie, »mit abgesetzter Brille. Nur für den Fall, dass wir überwacht werden. Ich musste über meinen Cyranoiden einen Schnappschuss vom Zettel machen, aber sobald ich konnte, überspielte ich das Bild und löschte das Original aus meiner Brille. Das hier stand auf dem Zettel.«
    Gennadi warf einen Blick darauf.
    Cilenia, 64º 58’ N, 168º 58’ W.
    Darunter war ein krakeliges Strichmännchen gezeichnet, das eine Hand erhoben hatte.
    »So etwas«, sagte Miranda, »hat Jake oft als Kind gezeichnet. Ich habe es sofort wiedererkannt.«
    »Jake hat diesen Mann in der Gesprächsrunde dirigiert?« Gennadi lehnte sich nachdenklich zurück. »Lass mich kurz etwas überprüfen.« Er setzte die Brille auf und zapfte erneut das Schiffsnetz an. »Wenn diese Zahlen«, sagte er dann, »Angaben von Längen- und Breitengrad sind, ist das ziemlich genau die Position, an der wir uns gerade befinden.«
    Sie runzelte die Stirn. »Aber wie kann das sein? Wollte er damit sagen, dass Cilenia so etwas wie eine Unterwasserstadt ist? Das ist unmöglich.«
    Gennadi stand unvermittelt auf. »Ich glaube, er will etwas ganz anderes sagen. Komm mit.«
    Das unvorhersehbare Schwanken des Schiffes war stärker geworden. Miranda und er taumelten wie Betrunkene von einer Wand zur anderen, als sie den Raum verließen und einen der Längskorridore betraten, die zwischen den Paketen hindurchführten. Sie begegneten anderen Leuten, die sich genauso verhielten, und die Schweden hatten ihre Party abgebrochen, um schweigend und mit leicht grünlicher Gesichtsfärbung dazusitzen.
    »Ich habe die … äh … andere Fracht täglich überprüft«, sagte Gennadi, als sie an jemandem vorbeikamen. »Wenn sie für Vancouver bestimmt ist, wird sie dort von einer kompletten Einheit Mounties in Empfang genommen. Deshalb habe ich mich gefragt, ob man versuchen wird, sie unterwegs umzuladen.«
    »Das würde Sinn ergeben«, rief Miranda. Sie fiel immer weiter zurück, und ein fernes Rauschen und Donnern wurde immer stärker.
    »Aber in Wirklichkeit doch nicht. Der Container ist versiegelt und befindet sich fast an der Spitze eines Stapels – dort, wo normalerweise die Leercontainer lagern. Aber er befindet sich nicht ganz oben. Das heißt, selbst wenn man den James Bond macht und mit einem Skycrane-Hubschrauber angeflogen kommt, könnte man ihn nicht einfach so mitnehmen.«
    Sie erreichten eine Treppe, die er hinaufstieg. Miranda folgte ihm schnaufend. »Könnte es ein Trick mit einer verborgenen Tür sein?«, fragte sie. »Ähnlich wie in unseren Paketen? Vielleicht hat man von innen Zugang zu anderen Containern, genauso wie bei uns, aber separat.«
    »Ja, daran habe ich auch gedacht«, sagte er grimmig. Er stieg eine weitere Treppe hinauf, die als Sackgasse in einem leeren Frachtcontainer endete, der völlig normal ausgesehen hätte, wenn nicht der Treppenschacht mitten im Boden gewesen wäre. Die einzige Beleuchtung kam von ein paar LEDs an der Wand, so dass Gennadi die Hände ausstreckte, um sich vorsichtig weiterzubewegen. Jetzt konnte er den Sturm hören, ein bebendes Dröhnen, das klang, als würde es von allen Seiten kommen.
    »Aber es gibt ein Problem mit dieser Theorie«, sagte er, als er den Riegel der getarnten Containertür gefunden hatte. »Es hat einen Grund, weshalb sie die leeren Container ganz oben auf den Stapel stellen.« Er drückte den Riegel herunter.
    »Gennadi, ich bekomme einen Anruf«, sagte Miranda. »Er ist von dir ! Was …« Das Brüllen des Sturms übertönte ihre weiteren Worte.
    Der Regen fiel in flachem Winkel aus kohleschwarzen Wolken, die wie geworfene Steine über die Oberfläche des Ozeans zu hüpfen schienen. Es war nichts zu sehen außer Schwärze, peitschendem Regen und glatten Metalldecks, die gelegentlich von Blitzen erhellt wurden. Ein solcher Blitz offenbarte einen Hügel aus Wasser, der sich gleich neben dem Schiff erhob. Als die Akira wenige Sekunden später getroffen wurde, neigte sich das Deck, und Gennadi wäre beinahe gestürzt.
    Er sprang auf den Laufsteg

Weitere Kostenlose Bücher