Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Titel: Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
Vom Netzwerk:
fühlt.
    Gloria schlägt Tygres Hand weg. »Ich werde dich aufhalten, du aufgeblasener Mistkerl.« Sie kehrt ihm den Rücken zu und geht davon. Ein Schluchzen ist zu hören, aber es kann unmöglich von ihr kommen.
    Bashar sucht nach der Frau, die er nicht kennt, aber außer Anna Chao sind alle anderen verschwunden.
    »Ich werde an der Grenze patrouillieren«, gibt er bekannt.
    Sie nickt, viel zu überwältigt, um sprechen zu können.
    Trotz seiner Müdigkeit kann Bashar immer noch wie ein Held in den Sonnenaufgang schreiten, und genau das tut er nun.

    Aus einem rückblickenden Bericht des Sicherheitssubkomitees an die Bürgerexekutive, zusammengestellt aus Notizen, die während Tygres Aufenthalt in Cascadiopolis entstanden:
    Während seiner ersten Tage in der Stadt beteiligte sich T. an verschiedenen Arbeitseinsätzen. Er demonstrierte beachtliches körperliches Geschick bei der Unterstützung des Arbeitssubkomitees, aber auch handwerkliche Fähigkeiten. Er konnte die undichten Schwanenhälse an den Destillen Nummer 2 und 3 des Freizeitsubkomitees löten. Allein damit gewann er allgemeine Anerkennung.
    Die ungewöhnlichen gesellschaftlichen Auswirkungen unmittelbar nach seiner Ankunft in der Stadt haben sich in den folgenden Wochen nicht wiederholt. Gloria Berry agitierte weiter gegen ihn, bis ihr vom Verwaltungsrat des Subkomitees empfohlen wurde, damit aufzuhören und wieder auf ihrem bisherigen Arbeitsgebiet tätig zu werden.
    In diese Phase fiel die Nachricht über die Bombardierung von Jack City. Die Berichte enthielten nur Gerüchte und keine nachprüfbaren Fakten, obwohl ein umfangreicher gesellschaftlicher Diskurs aufgenommen wurde. Die Ankunft von T. erfolgte in großer zeitlicher Nähe zum Termin des Angriffs, so dass sich gewisse Mitglieder dieses Subkomitees Sorgen über seine mögliche Rolle als Späher oder Spion machten. Ms. Berry persönlich konnte diesen Punkt klären, indem sie bewies, dass die letzten Daten, die von Jack City über das Smartdust-Netz kamen, viel späteren Datums waren als der mögliche Zeitpunkt, zu dem T. aufgebrochen war, in Anbetracht seiner bekannten Anwesenheit in Cascadiopolis. Seine allgemeine Unsichtbarkeit in der Datensphäre wurde nie gründlich untersucht, aber Ms. Berrys Analyse geht davon aus, dass seine Datenspuren, wäre er in Jack City gewesen, für uns zugänglich sein müssten, genauso wie T. nun in unseren Systemen präsent ist.

    Nach mehreren Wochen in Cascadiopolis schließt sich Tygre dem unbewaffneten Kampfzirkel an. Die Mitglieder treffen sich jeden Tag in den Stunden nach der Abenddämmerung unter der Ägide von Bashar oder einem seiner Stellvertreter. Das Ziel besteht in regelmäßigem Training und der Weiterbildung der Sicherheitskräfte, aber der Zirkel ist genauso für jeden geeignet, der an Sport oder Selbstverteidigung interessiert ist.
    Trotz seiner Körpergröße erhält das Neumitglied unverzüglich mehrere Herausforderungen zum Kampf von verschiedenen Vertretern der mittleren Ränge – von jenen, die weit genug in der Hierarchie aufgestiegen sind, um das Bedürfnis zu verspüren, sich gegen ihn durchsetzen zu wollen, aber noch nicht so hoch, um eine gesicherte Position erlangt zu haben.
    Tygre lacht nur. »Ich greife nicht an«, sagt er. »Ich bin gekommen, um zu sehen, wie ihr euch verteidigt.«
    Auf ein Nicken von Bashar hin stürmt Reynolds auf Tygre zu. Er begegnet dem Angriff der Frau mit einer Geschmeidigkeit, die gar nicht zu einem so großen Mann zu passen scheint. Hände gleiten langsam, viel zu langsam, als dass irgendwer es sehen würde, dann fliegt Reynolds über seine Hüfte und landet mit einem Überschlag auf dem Boden.
    Seit mindestens zwei Monaten hat niemand sie mehr aus dem Gleichgewicht gebracht.
    Der Mann dreht sich mit ausgebreiteten Armen im Kreis und lächelt seinen Zuschauern zu. »Ich fordere nicht heraus, aber ich lasse mich auch nicht niederringen.«
    Das ist natürlich die größtmögliche Herausforderung überhaupt.
    Einer nach dem anderen treten sie in den Kreis. Die Angelegenheit nimmt schnell die Züge einer Capoeira an, im Gegensatz zum unbewaffneten Selbstverteidigungskampf Mann gegen Mann. Es ist ein Tanz, eine rhythmische Abfolge von Begegnungen zwischen Tygre und jedem weiteren Gegner. Als er seinen dritten Gegner zu Boden geworfen hat, geben die anderen leise klatschend das Tempo vor.
    Sie tanzen, tödlich und wunderschön in der mondbeschienenen Dunkelheit am Rand einer alten abgebrannten Lichtung.
    Tygre

Weitere Kostenlose Bücher