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Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Titel: Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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Quotenbasis erhielten und nur nach jemandem – irgendjemandem – Ausschau hielten, der aus der Reihe tanzte. Ich fragte meine Mutter, ob diese Gerüchte stimmten. Sie sah mich an und erklärte, dass jetzt der ideale Moment wäre, das Thema zu wechseln.
    Wenig später schloss Syndee ihre Schulausbildung ab, erhielt ihre Zeugnisse und machte ihre Eignungstests. Ihr Ergebnis fiel so gut aus, dass sie für eine Ausbildung in der Stadtverwaltung von New St. Louis qualifiziert war, was bedeutete, dass sie über kurz oder lang eine leitende Angestellte sein würde, entweder hier oder in einer der Städte, zu denen wir »offene Grenzen« hatten. Widerstrebend musste ich mir eingestehen, dass ich stolz auf sie war.
    Und was meine Karriere betraf: Ich wurde befördert, in gewisser Weise. Es gab einen Lastwagen, der benutzt wurde, um Schweine oder andere Dinge vom Arnold Tower zum Wilber Tower oder Pippo Tower zu transportieren, die anderen zwei Schweinetürme in NSL, die kein Fleisch produzierten. Der Fahrer des Lastwagens war gestürzt, als er aus dem Fahrzeug gestiegen war, und hatte sich dabei ein Bein gebrochen. Während er an den Schreibtisch versetzt wurde, ernannte man mich zum Ersatzfahrer. So verbrachte ich einen Teil meiner Tage auf den Straßen der Stadt, was um Längen besser war als Scheiße zu saugen. Als ich eines Tages durch die Gegend fuhr, sah ich Leah und Will an einer Straßenecke stehen, die sie überqueren wollten. Ich hupte im Vorbeifahren, was Leah entzückte und Will verwirrte, was in beiden Fällen letztlich völlig nachvollziehbare Reaktionen waren. Bei einigen Fahrten nahm ich Mahlzeit mit und ließ ihn vorn neben mir sitzen. Diese Ausflüge schienen ihm großen Spaß zu machen.
    Die Proteste, die wir hier erlebten, waren schlimm genug, aber anderswo waren sie noch viel schlimmer. In Kalifornien wurde die Malibu-Enklave beinahe bis auf die Grundmauern niedergebrannt, als die Demonstranten in den Schluchten Feuer legten und es in Richtung der Enklave trieben. Glücklicherweise drehte sich der Wind, wodurch die Feuerwehrleute es schafften, die Siedlung zu retten. Andere Teile von Malibu hatten weniger Glück. Als die Demonstranten zurückkehrten, gaben sie der Enklave die Schuld an den Bränden. Die Eddies, die einen Vertrag mit Malibu geschlossen hatten, genauso wie es in New St. Louis geschehen war, sorgten dafür, dass viele ihrer Leute in dieser Nacht mit Prämien belohnt wurden. Die Demonstranten wanderten in Scharen in die Arrestzellen von Edgewater oder ins Krankenhaus.
    Trotz der zunehmenden Spannungen pochte Mutter weiterhin auf die Umsetzung ihres Technologietransferprogramms, und sie versuchte die anderen Mitglieder des Komitees zu überzeugen, dass die Zeit knapp wurde. In diesem Jahr würde der Transfer keinen Nutzen mehr erbringen, dazu war es bereits zu spät, sagte sie, aber im nächsten Jahr würde das Gleiche geschehen, ebenso im Jahr darauf und im überübernächsten Jahr. Aber mit ihren Appellen erreichte sie nichts. Die Meinung schlug gegen die Menschen in der Wildnis um, weil es immer mehr danach aussah, dass dort draußen nur noch die Anarchie regierte.
    Irgendwann gab sogar Mutter auf und vertagte das Transferprogramm auf die Zeit nach den Wahlen. Ihr Gegenkandidat, der, wie sich herausstellte, entfernt mit Wills Vater verwandt war, hatte in der Öffentlichkeit an Popularität gewonnen, hauptsächlich indem er ihr vorwarf, dass sie genau den Leuten helfen wollte, die an unseren Grenzen den Aufstand probten. Er schien überhaupt keine anderen Standpunkte zu vertreten, aber im Moment brauchte er eigentlich auch gar keine. Mutter sah sich an, was ihr Einsatz für das Transferprogramm sie gekostet hatte, und entschied, es abzuservieren. Obwohl ich dagegen gewesen war, tat es mir für meine Mutter leid, dass etwas, das ihr so sehr am Herzen lag, kein Gehör fand.
    Am Ende des Sommers veranstaltete unser Arbeitstrupp seine traditionelle Kinonacht. Dazu gehörten Ein Schweinchen namens Babe , Beim Sterben ist jeder der Erste und Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel . Als ich letzteren Film sah, verstand ich endlich, woher die Idee mit der »Blockadesituation« stammte.
    Am ersten Tag des Herbstes hatte ich Nachtschicht und lud Leah zu einem Besuch der Testgärten auf dem Dach ein. Aus Sicherheitsgründen nahmen wir Mahlzeit mit.
    »Hier oben ist es wunderschön«, sagte Leah.
    »Es freut mich, dass es dir gefällt«, sagte ich. »Ich dachte mir, dass du es vielleicht sehen willst,

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