Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Titel: Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
Vom Netzwerk:
des Arnold Tower. Ich stand voll bekleidet unter einer Dusche und starrte finster auf Jeffers, Pinter und die anderen Mitglieder meines Arbeitstrupps, die größtenteils am Boden lagen und vor Lachen kaum noch Luft bekamen.
    »Das werde ich nicht vergessen«, sagte ich.
    »Das ist uns klar!«, sagte Jeffers und grölte so heftig, dass er von der Bank der Umkleidekabine fiel.
    Wenig später spazierte Lou Barnes herein und blieb stehen, um mich von oben bis unten zu mustern.
    »Sag nichts«, sagte er. »Du bist auf den Trick mit der Blockadesituation reingefallen.«
    »Oh Gott, oh Gott!«, rief Pinter. »Bitte bring mich nicht schon wieder zum Lachen. Bitte nicht, Gnade!« Dann lachte er wieder aus vollem Halse.
    »Das machen sie mit jedem, der den ersten Tag hier ist«, sagte Barnes. »Betrachte es als eine Art Taufe.«
    »Gelobt sei der Herr!«, rief Jeffers vom Boden.
    »Das bedeutet nur, dass du jetzt zu uns gehörst«, sagte Barnes.
    »Toll!«, sagte ich.
    »Das ist eine große Ehre«, sagte Barnes. »Wirklich.« Dann brach auch er in schallendes Gelächter aus. Was dazu führte, dass auch die anderen wieder lachten.
    »Das werde ich auf gar keinen Fall vergessen!«, sagte ich zu Jeffers, nachdem er es endlich geschafft hatte, sich wieder aufzurappeln.
    »Ach, Junge«, sagte Jeffers und wischte sich die Tränen aus den Augen. »So soll es auch sein.«

    Als ich mit einer Kapsel nach Hause fuhr, fiel mir etwas Seltsames auf. Immer wenn jemand zu mir in die Kapsel stieg, verließ er sie bereits an der nächsten Haltestelle. Das passierte dreimal, bis die Tür wieder aufglitt und Leah hereinschaute.
    »Glaub mir, Leah, du möchtest lieber die nächste Kapsel nehmen«, sagte ich.
    »Was ist das für ein Geruch?«, fragte sie.
    »Das ist mein Job«, sagte ich. »Mein Stinkejob.«
    »He, du hast einen Job!«, rief sie und kam herein, um mich zu umarmen. Die Tür schloss sich hinter ihr.
    »Du hast es so gewollt«, sagte ich.
    »Ich glaube, ich kann mit dem Geruch ehrlicher Arbeit leben«, sagte sie und nannte der Kapsel ihr Ziel, worauf wir losfuhren. »Ich meine, ich hoffe, dass du nicht nach jedem Tag so stinkst. Aber ein erster Arbeitstag ist immer stressig. Was ist das für ein Job?«
    »Schweinehirt«, sagte ich.
    »Normalerweise würde ich dir sagen, dass du mich nicht verarschen sollst, aber wenn ich bedenke, wie du riechst, bin ich geneigt, dir tatsächlich zu glauben.«
    »Du kannst es bedenkenlos glauben«, sagte ich. Dann erzählte ich ihr von meinem Tag.
    »Das könnte etwas sehr Positives sein«, sagte Leah. »Das klingt nach einem Initiationsritus, mit dem man zu einem vollwertigen Stammesmitglied wird. Wenn sie ein Problem mit dir hätten, hätten sie am Ende deiner Schicht einfach nur ›Bis morgen‹ oder etwas in der Art gesagt.«
    »Haben deine Kollegen an deinem ersten Arbeitstag auch so etwas mit dir gemacht?«, wollte ich wissen.
    »Nein«, räumte Leah ein. »Sie sind abends nur mit mir einen trinken gegangen. Aber sie haben auch keinen Zugang zu Schweinemist.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich deiner Stammestheorie hundertprozentig zustimmen kann«, sagte ich.
    »In diesem Fall musst du damit leben und es ihnen irgendwann heimzahlen«, sagte Leah, als wir uns unserer Haltestelle näherten. »Denn jetzt hast auch du Zugang zu Schweinemist.«
    »Das ist ein gutes Argument«, sagte ich. »Und ich habe dich die ganze Zeit für ein nettes Mädchen gehalten, Leah.«
    »Ich bin ein nettes Mädchen«, sagte Leah. »Es ist nur so, dass ich mich nicht unterkriegen lasse.«
    Zu Hause öffnete Mutter die Tür einen winzigen Spalt, als ich unter der Dusche stand. Ich benutzte das Grauwasser, weil ich mich gründlich abspülen wollte, und nach diesem Tag wäre es irgendwie albern gewesen, sich über Grauwasser zu beklagen.
    »Syndee hat mir von deinem ersten Arbeitstag erzählt«, sagte Mutter von der Tür.
    »Hat sie dir auch gesagt, dass ich ihr Gesicht mit meinem Hemd abgerieben habe, nachdem sie mich ›Stinktier‹ genannt hat?«, fragte ich.
    »So habe ich davon erfahren«, entgegnete Mutter. »Ich habe ihr gesagt, dass ich es dir diesmal durchgehen lassen will. Möchtest du, dass ich deswegen mit deinem Vorgesetzten rede?«
    »Da mein Vorgesetzter einer der Leute war, die sich darüber schlappgelacht haben, glaube ich kaum, dass das irgendetwas nützen würde«, sagte ich.
    »Dann mit seinem Vorgesetzen«, sagte Mutter.
    »Ich dachte, du hättest gesagt, dass du mir nicht mehr aus der Patsche helfen

Weitere Kostenlose Bücher