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Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Titel: Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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entwickelte, und der Verkehr von NSL nach St. Charles war praktisch nicht vorhanden.
    »Also hast du eine gute Beschreibung bekommen, wie wir fahren müssen?«, fragte ich Will. Den Weg zur I-70 hatte ich ganz allein gefunden, während Will während der bisherigen Fahrt nichts gesagt hatte.
    Will zog etwas aus seiner Manteltasche und gab es mir. »Hier«, sagte er.
    Ich nahm es entgegen. Es war eine ziemlich albern aussehende Brille. »Was, zum Teufel, soll das sein?«
    »Marcus hat sie mir geschickt«, sagte Will. »Er lotste mich zu einem Tor, vor dem gerade nicht demonstriert wurde, und dann kam jemand und gab sie mir.«
    »Wer hat sie dir gegeben?«, wollte ich wissen.
    »Irgendjemand«, sagte Will. »Er meinte, er wäre geinstet worden, um mir das Päckchen zu überreichen. Setz sie auf.«
    Ich setzte sie auf. Die Linsen waren klar und ohne Brechkraft. »Hat diese Brille noch irgendeinen anderen Zweck, als mich idiotisch aussehen zu lassen?«
    »Du musst sie einschalten«, sagte Will. »Da ist ein Knopf am Gestell.«
    Ich fummelte eine Weile mit einer Hand an der Brille herum, bis ich eine winzige Erhebung unter der Fingerkuppe spürte. Ich drückte darauf.
    Plötzlich erschien in meinem Sichtfeld ein heller gelber dreidimensionaler Pfeil, der in Fahrtrichtung auf die Interstate zeigte.
    »Wow!«, sagte ich.
    »Die Linsen sind so eingestellt, dass sie Bilder über die reale Welt legen«, sagte Will.
    »Ich kann nur sagen, dass es funktioniert.«
    »Marcus sagte, sie werden von einer Firma in der Schweiz hergestellt. Er meint, dass sie in ein paar Jahren ganz groß rauskommen werden.«
    »Toll«, sagte ich. »Soll ich jetzt diesem Pfeil folgen oder was?«
    Ich sollte. Wenn der Pfeil die Richtung änderte, bog ich ab. 45 Minuten später rollten wir auf ein Gelände, das früher einmal ein Stadtpark gewesen war, wie es schien. Irgendwann hatte sich niemand mehr darum gekümmert. Mitten im Park blitzten Lichter, und wummernde Musik war zu hören. Wir hatten den Rave erreicht.
    »Und was jetzt?«, fragte ich, nachdem wir aus dem Lastwagen gestiegen waren und ich die Sicherungen aktiviert hatte.
    »Siehst du mit der Brille immer noch einen Pfeil?«, fragte Will.
    »Ja.«
    »Dann folgen wir ihm«, sagte Will.
    Wir schoben uns eine Weile durch die Menge und an Gruppen von tanzenden Leuten vorbei. Von Zeit zu Zeit sah ich Gesichter, die mir bekannt vorkamen. Offenbar waren viele New Louies zu diesem Rave in der Wildnis gefahren. Ich fragte mich, wie sie davon erfahren hatten und wie sie hierhergekommen waren, doch bevor ich gründlicher darüber nachdenken konnte, wechselte der Pfeil plötzlich die Richtung und hing nun genau über einer bestimmten Person.
    »Ich glaube, ich habe Marcus gefunden«, sagte ich zu Will, aber er drängte sich bereits an mir vorbei, um seinen Bruder in die Arme zu schließen. Leah folgte ihm etwas langsamer. Ich stand mitten in einer Gruppe von Tänzern und trug eine völlig bescheuert aussehende Brille auf der Nase.
    »Also gut«, sagte ich, ohne jemand Bestimmten anzusprechen. »Gern geschehen. Nein, nein, keine Ursache. Hab gern geholfen und erwarte keinen Dank.« Ich seufzte und nahm die Brille ab.
    Als ich wieder aufblickte, stand Leah vor mir. »Komm jetzt«, sagte sie. »Marcus hat nach dir gefragt.« Sie hielt mir ihre Hand hin. Ich nahm sie.
    Ich erinnerte mich, dass Marcus sowohl mich als auch Will als Kinder haushoch überragte. Er war immer noch genauso imposant wie in meiner Erinnerung.
    »Benjamin Washington«, sagte Marcus und reichte mir die Hand. Ich schüttelte sie und verglich unwillkürlich die Kraft seines Händedrucks mit meinem. »Ich erinnere mich sehr gut an dich. Aber du warst nicht ganz so groß, als ich dich das letzte Mal gesehen habe.«
    »Da war ich vierzehn«, sagte ich.
    »Wohl wahr«, sagte Marcus. Wir standen in einer Chillout-Zone des Raves, zwischen Spieltischen und Klappstühlen. Er gab uns mit einem Wink zu verstehen, dass wir uns setzen sollten. Wir taten es. Ich bemerkte, dass Will sich wunderte, warum sein Bruder mit mir reden wollte, obwohl es doch eigentlich um ihn ging. Mir ging die gleiche Frage durch den Kopf.
    »Will hat mir erzählt, dass du mit deinen Eignungstests bis zur letzten Minute gewartet hast«, sagte Marcus.
    Ich warf einen Blick zu Will. »Ich kann mir gut vorstellen, dass Will dir so etwas erzählt.«
    »Ich würde gern wissen, warum du so lange gewartet hast.«
    Ich zuckte die Achseln. »Ich wollte vorher noch etwas vom Rest der

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