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Scarlett – Die Liebe hat Augen wie Eis, der Tod hat Augen wie Feuer: Roman

Scarlett – Die Liebe hat Augen wie Eis, der Tod hat Augen wie Feuer: Roman

Titel: Scarlett – Die Liebe hat Augen wie Eis, der Tod hat Augen wie Feuer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Baraldi
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gesagt.
    »Das wusste ich gar nicht.«
    »Und Fliegen sind ein Symbol für Freiheit.« Und mit diesen Worten hat er die Fliege abgenommen und mir geschenkt. »Eine Fliege für dich. Auf dass sie dich mit ihren Flügeln der Freiheit zu neuen Freundschaften trage.«
    »Das kann ich nicht annehmen. Das ist zu viel …«
    »Zu viel schlechter Geschmack? Ich erwarte ja nicht, dass du sie umbindest. Es soll eher eine Art Glücksbringer sein.«
    Also eine neue Freundin für Sally, meine Sternenkugel. Jetzt schleppe ich in meiner Hosentasche auch immer die Fliege mit mir herum. Wenn das jemand mitbekommt!
    Edoardo ist schon ein ganz besonderer Mensch. Er entspricht so ganz meiner Vorstellung von einem Vater. Mein richtiger Vater ist ganz anders. Das soll nicht heißen, dass ich ihn nicht liebe. Ganz im Gegenteil, ich liebe ihn abgöttisch! Aber oft ist er eher wie ein großer Bruder für mich. Und dass er so selten zu Hause ist, macht mir schwer zu schaffen.
    »Scarlett, da ist Besuch für dich«, flötet meine Mutter in den Garten.
    »Wer denn?«, fragt Marco. Mit einem Satz springt er von der Schaukel, um selbst nachzusehen.
    »Sie hat Scarlett gerufen, nicht Marco«, stelle ich klar und strecke ihm die Zunge raus.
    »Ein Junge. Ziemlich attraktiv …«, meint meine Mutter leise. Seit gestern trägt sie die Haare deutlich kürzer, schokoladenbraun mit hellen Strähnchen. So passt ihr Kopf perfekt zu den Farben des Herbstes.
    Einen Augenblick lang gebe ich mich der absurden Hoffnung hin, dass es Mikael ist. Ich vermisse ihn. Wieder einmal ist er mir etwas nähergekommen, um dann zu flüchten. Jeden Tag renne ich nach dem Unterricht zu Black und finde nur das Kätzchen vor, die Schachtel mit dem Trockenfutter steht noch genauso da, wie ich sie am Vortag hinterlassen habe. Mikaels Körper eng an meinem, der Duft seines Körpers, den ich noch tagelang an mir wahrnehmen konnte … Nichts als eine ferne Erinnerung.
    »Ich sollte eigentlich nicht hier sein«, hatte er gesagt.
    »Hallo.« Ich erkenne Umberto an seiner Stimme, noch ehe ich ihn in den Garten kommen sehe. Hinter ihm macht meine Mutter so merkwürdige Verrenkungen. Ich glaube, er gefällt ihr.
    »Hallo.« Ich verheimliche meine leise Enttäuschung nicht.
    »Scarletts Verehrer ist da! Scarletts Verehrer ist da!«, trällert Marco vor sich hin.
    »Ich dreh dir den Hals um, wenn du nicht sofort den Mund hältst.«
    Umberto zerzaust ihm die Haare und erntet dafür einen grimmigen Gesichtsausdruck.
    »Marco, komm. Du musst noch deine Hausaufgaben zu Ende machen«, mischt meine Mutter sich ein.
    »Oh, Mann! Es ist Sonntag.«
    »Keine Widerrede!«
    Sie verschwinden, Umberto und ich setzen uns auf die Schaukeln. Eine Weile schweigen wir beide.
    »Wie geht es dir?«, fragen wir dann gleichzeitig. Ich lächle und reibe mir verlegen die Nasenspitze, er macht das Gleiche.
    »Gut«, sagt er.
    »Mir auch. Na ja, eigentlich … hundsmiserabel«, gebe ich zu.
    »Scarlett, in der Schule rennst du immer gleich weg, und auch Caterina benimmt sich merkwürdig. Kann ich vielleicht mal erfahren, was los ist? Und vor allem, was wolltest du mir sagen, als du dich mit mir verabredet hast?«
    »Das ist jetzt nicht mehr wichtig.«
    »Für mich schon.«
    Ich schaue ihn zum ersten Mal an, seit wir uns auf die Schaukeln gesetzt haben. »Ich weiß nicht, ob ich dir das erzählen kann.« Außerdem ist es ein Thema, das mir an die Nieren geht, und ich möchte nicht vor ihm in Tränen ausbrechen.
    »Du kannst mit mir doch über alles reden.« Sein Blick ist offen und aufrichtig. Er lächelt und nickt mir aufmunternd zu.
    »Okay. Aber ich muss sicher sein, dass ich dir absolut vertrauen kann.«
    »Du kannst mir vertrauen, Scarlett. Für dich würde ich alles tun.«
    Ich werde rot und wende mich erschöpft ab, lasse den Blick abschweifen zu dem verlassenen Turm, der sich vor uns in der Ferne erhebt. Ich erzähle ihm alles von Anfang an. Von dem Moment, als Genziana mich beiseitegenommen und über Caterinas Gefühle aufgeklärt hat bis zu diesem unseligen Tag im Garten der Schule. »Ich wollte dich bitten, ihr ein paar Nachhilfestunden in Mathe zu geben, das war alles. Sofia muss den Zettel gelesen haben, den ich dir in der Fünfminutenpause gegeben habe. Dann hat sie Lavinia Bescheid gesagt. Den Rest kennst du ja.«
    »Es tut mir so leid … Das ist alles meine Schuld, ich hätte besser auf den Zettel aufpassen müssen. Aber ich war so durcheinander! Als ich gelesen habe, dass du mich treffen

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