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Scarpetta Factor

Scarpetta Factor

Titel: Scarpetta Factor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Daniels Cornwell
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Haut erinnerte. Der New Yorker Winter war eine Jahreszeit, mit der weder er noch sein Auto zurechtkamen.
    Es war ihm peinlich, in einem schmutzigen Wagen mit abgewetzten Stoffsitzen und einem kleinen Riss im durchhängenden Dachhimmel herumzufahren. Vorhin vor Scarpettas Haus war ihm ein weißlicher Fleck auf ihrer Jacke aufgefallen, den sie sich offenbar von seiner Beifahrertür geholt hatte. Nun war er unterwegs, um sie abzuholen, und wünschte, irgendwo unterwegs könnte eine Autowaschanlage geöffnet sein.
    Was seinen fahrbaren Untersatz anging, war er stets pingelig gewesen, zumindest was das Äußere anbelangte. Dabei spielte es keine Rolle, ob es sich um einen Streifenwagen, einen Pick-up oder eine Harley handelte. Das Auto eines Mannes war ein Hinweis auf seinen Charakter und seine Selbstachtung. Nur in Sachen Krimskrams machte er eine Ausnahme, denn der störte ihn nicht, solange niemand ihn bemerkte. Zugegeben, er war früher ziemlich schlampig gewesen, was er auf seine selbstzerstörerische Ader zurückführte. Insbesondere während seiner Zeit in Richmond hatte das Innere seines Streifenwagens einer Müllhalde, bestehend aus Akten, Kaffeebechern und Einwickelpapieren, geähnelt. Der Aschenbecher war so voll gewesen, dass er sich nicht mehr schließen ließ. Auf dem Rücksitz türmten sich Kleidungsstücke, verschiedene Ausrüstungsgegenstände und Asservatenbeutel. Aber damit war es vorbei. Marino hatte sich geändert.
    Er hatte dem Alkohol und den Zigaretten abgeschworen und sein Leben von Grund auf umgestellt. Was er sich seitdem aufgebaut hatte, gefiel ihm recht gut. Allerdings waren sein innerer Kalender und seine innere Uhr aus dem Takt geraten, und das würde vielleicht immer so bleiben, und zwar nicht wegen der Art und Weise, wie er seine Zeit verbrachte oder totschlug, sondern weil er nun so viel mehr davon hatte. Seiner Schätzung nach inzwischen drei bis fünf zusätzliche Stunden pro Tag. Das hatte er auf Papier ausgerechnet, eine Aufgabe, die Nancy, seine Therapeutin, ihm in der Therapieklinik an der Nordküste von Massachusetts im vorletzten Juni gestellt hatte. Er hatte sich auf einen Gartenstuhl vor die Kapelle gesetzt, wo er das Meer riechen und hören konnte, das gegen die Felsen schlug. Die Luft war kühl, und die Sonne beschien warm seinen Kopf, als er dasaß und addierte. Nie würde er seine Überraschung vergessen. Während jede Zigarette angeblich das Leben um sieben Minuten verkürzte, verbrauchte man weitere zwei bis drei Minuten nur für das Ritual an sich: Man musste überlegen, wann und wo man rauchte, die Schachtel aus der Tasche holen, die Zigarette anzünden, den ersten langen und dann noch fünf oder sechs weitere Züge machen, die Zigarette ausdrücken und die Kippe entsorgen. Trinken kostete sogar noch mehr Zeit, weil der Tag praktisch vorbei war, sobald die Happy Hour begann.
    »Gelassenheit entsteht aus dem Wissen, was man ändern kann und was nicht«, hatte Nancy, die Therapeutin, verkündet, als er ihr seine Ergebnisse präsentierte. »Und was Sie nicht mehr ändern können, Pete, ist, dass Sie den Großteil eines halben Jahrhunderts lang mindestens zwanzig Prozent ihrer wachen Stunden vergeudet haben.«
    Jetzt musste er sich entscheiden, ob er die um zwanzig Prozent längeren Tage intelligent nutzen oder zu seinen Lastern zurückkehren wollte, wobei Letzteres nach den Schwierigkeiten, die sie ihm eingebracht hatten, nicht mehr in Frage kam. Also hatte er angefangen zu lesen und sich für das aktuelle Tagesgeschehen zu interessieren. Er surfte im Internet, putzte, räumte auf, reparierte Gegenstände, bummelte durch die Gänge von Baumärkten, und wenn er nicht schlafen konnte, ging er ins zweite Revier, trank Kaffee, führte Mac, den Hund, spazieren oder benutzte die riesige Garage des Notfalleinsatzkommandos. Sein vergammeltes Polizeiauto wurde zum Restaurierungsprojekt, an dem er mit Schraubenschlüssel und Lack herumbastelte. Nach hartnäckigen Verhandlungen war er nun Besitzer einer nagelneuen Code-3-Sirene zum Einbauen, eines unbeschädigten Kühlergrills und von Zusatzscheinwerfern. Außerdem hatte er den Inhaber eines Radioreparaturbetriebs überredet, sein tragbares Funkgerät, Modell Motorola P25, so umzuprogrammieren, dass es außer der Frequenz von SOD – der Sondereinsatztruppe – noch eine Reihe weiterer empfing. Aus eigener Tasche hatte er einen TruckVault-Safe angeschafft und im Kofferraum installiert, um Ausrüstungsgegenstände und Utensilien wie

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