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Scarpetta Factor

Scarpetta Factor

Titel: Scarpetta Factor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Daniels Cornwell
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wie diesen Sushi-Mist, der ihn an Angelköder erinnerte. Sie sah ganz anders aus, als er sie sich vorgestellt hatte: ein zierliches, tatkräftiges Energiebündel, das einen auf den Boden warf und einem die Hände auf dem Rücken fesselte, ehe man wusste, wie einem geschah.
    Doch Bonnell war eine Frau, die ihren Mitmenschen genau vermittelte, was sie von ihr zu erwarten hatten. Sie war fast eins achtzig groß, kräftig gebaut und hatte große Hände, große Füße und große Brüste. Offenbar gehörte sie zu den Frauen, die einen Mann ganz schön auf Trab halten konnten, entweder im Bett, oder indem sie ihm in den Hintern traten. Bonnell hatte eisblaue Augen und kurzes hellblondes Haar. Marino war ziemlich sicher, dass die Farbe echt war. Bei ihrem Besuch im High Roller Lanes hatte es sein Selbstbewusstsein mächtig gestreichelt, als er bemerkt hatte, dass die anderen Männer sie angafften und einander anstießen. Marino wünschte nur, er hätte ein paar Kugeln rollen können, um Eindruck bei ihr zu schinden.
    Bonnell brachte die Tüten mit dem chinesischen Essen in Marinos Büro. »Vielleicht sollten wir in den Konferenzraum gehen«, schlug sie vor.
    Marino war nicht sicher, ob es an den drei Sechsen über der Tür oder an der Tatsache lag, dass sein Arbeitsplatz einer Müllhalde ähnelte. »Berger wird gleich auf dieser Leitung anrufen«, erwiderte er. »Also bleiben wir besser hier. Außerdem brauche ich meinen Computer und möchte nicht, dass jemand das Gespräch belauscht.« Er stellte seinen Tatortkoffer ab, einen schiefergrauen Anglerkoffer mit vier Fächern, der seinen Zweck hervorragend erfüllte. Dann nahm er die Tüten von Bonnell entgegen, deponierte sie auf einem verschlossenen Asservatenschrank und machte die Tür zu. »Ich habe mir gleich gedacht, dass es Ihnen auffällt.« Damit spielte er auf die Zimmernummer an. »Glauben Sie bloß nicht, dass es etwas mit mir persönlich zu tun hat.«
    »Warum sollte ich das? Oder haben Sie sich die Zimmernummer freiwillig ausgesucht?« Sie entfernte Papiere, eine kugelsichere Weste und den Anglerkoffer von einem Stuhl und setzte sich.
    »Sie können sich sicher denken, was in mir vorging, als mir dieses Büro gezeigt wurde.« Marino ließ sich hinter einem Gebirge aus Krimskrams an seinem Metallschreibtisch nieder. »Wollen Sie mit dem Essen bis nach dem Anruf warten?«
    »Eine gute Idee.« Sie sah sich um, als ob es in diesem Raum gar keinen Platz gegeben hätte, um das Essen überhaupt auszubreiten, was nicht stimmte. Marino fand immer eine Lücke für einen Hamburger, eine Schale oder eine Styroporschachtel.
    »Wir telefonieren hier und essen dann im Konferenzzimmer«, schlug er vor.
    »Noch besser.«
    »Ich muss gestehen, dass ich den Job beinahe an den Nagel gehängt hätte«, setzte er die Geschichte von vorhin fort. »Als ich zum ersten Mal dieses Zimmer betrat, dachte ich, die wollen mich verarschen.«
    Marino hatte wirklich geglaubt, Jaime Berger wolle ihn auf den Arm nehmen, und die Nummer über der Tür für einen der schlechten Scherze gehalten, wie sie bei Justizmitarbeitern häufig vorkamen. Er hatte sogar den Verdacht gehabt, dass sie ihm unter die Nase reiben wollte, aus welchem Grund er überhaupt hier arbeiten durfte – dass sie ihn nur eingestellt hatte, um jemandem einen Gefallen zu tun und um ihm nach seinem üblen Ausrutscher noch eine Chance zu geben. Nun wurde er an jedem Arbeitstag daran erinnert. Scarpetta und er hatten so viele gemeinsame Jahre hinter sich, und dennoch war er ihr gegenüber gewalttätig geworden. Zum Glück hatte er den Großteil jener Nacht vergessen, weil er sturzbetrunken gewesen war. Niemals hatte er vorgehabt, Hand an sie zu legen und ihr wehzutun.
    »Eigentlich bin ich ja nicht abergläubisch«, meinte er nun zu Bonnell. »Aber ich bin in Bayonne, New Jersey, aufgewachsen und habe eine katholische Schule besucht. Ich wurde gefirmt und war sogar Ministrant. Allerdings nicht lange, weil ich ständig in Prügeleien verwickelt war. Also habe ich mit dem Boxen angefangen. Ich war nicht der Champion von Bayonne und hätte vermutlich keine fünfzehn Runden gegen Muhammad Ali durchgehalten. Aber immerhin habe ich es im National Golden Gloves bis ins Halbfinale geschafft. Ich habe mir überlegt, ob ich Profi werden soll, bin dann jedoch zur Polizei gegangen.« Er wollte, dass sie einige Dinge über ihn erfuhr. »Es ist nun mal eine allgemein bekannte Tatsache, dass die 666 die Zahl des Satans ist und unter allen Umständen

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