Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Scarpetta Factor

Scarpetta Factor

Titel: Scarpetta Factor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Daniels Cornwell
Vom Netzwerk:
eine Kamera sie filmte.
    »Jetzt kommt sie gleich ins Bild.« Berger hörte sich immer an, als erteile sie Befehle, selbst wenn sie über Alltäglichkeiten sprach. »Sie trägt einen dunkelgrünen Parka mit Pelzbesatz am Kragen. Die Kapuze hat sie aufgesetzt, und außerdem ist sie mit schwarzen Handschuhen und einem roten Schal bekleidet. Sie hat eine schwarze Tasche mit Schulterriemen bei sich und eine schwarze Hose und Turnschuhe an.«
    »Es wäre schön, wenn wir eine Nahaufnahme dieser Turnschuhe hätten«, ließ sich Scarpetta vernehmen. »Um festzustellen, ob es dieselben sind wie die, die sie beim Auffinden ihrer Leiche heute Morgen an den Füßen hatte. Ascis Gel-Kayano, weiß mit einem roten Blitz darauf und roten Akzenten an der Ferse. Größe vierzig.«
    »Die Schuhe sind weiß mit etwas Rotem daran«, stellte Marino fest und bemerkte gleichzeitig, wie nah Bonnell an ihn herangerutscht war. Er spürte ihre Wärme an Bein und Ellbogen.
    Die Gestalt im grünen Parka wurde von hinten gezeigt. Ihr Gesicht war wegen ihrer Position zur Kamera und wegen der pelzbesetzten Kapuze nicht zu erkennen. Sie wandte sich nach rechts und lief die Vortreppe des Hauses hinauf. Den Schlüssel hatte sie bereits in der Hand, für Marino ein Hinweis darauf, dass sie vorsichtig war, mit Bedacht handelte, auf ihre Umgebung achtete und sich Gedanken um ihre Sicherheit machte. Sie schloss die Tür auf und verschwand im Haus. Der Datumsstempel auf dem Video lautete 17. Dezember, 17:47 , also gestern. Nach einer Pause erschien dieselbe Gestalt im grünen Parka und mit hochgeschlagener Kapuze und Tasche wieder, verließ das Gebäude, stieg die Treppe hinunter, drehte sich nach rechts und ging in die regnerische Nacht hinein. Diesmal lautete der Datumsstempel 17. Dezember, 19:01 .
    »Etwas macht mich stutzig«, merkte Benton an. »Woher wissen die Analysten im Real Time Crime Center, dass sie es ist, wenn man ihr Gesicht nicht sehen kann?«
    »Dasselbe habe ich mich auch gefragt«, entgegnete Berger. »Vermutlich liegt es daran, dass frühere Aufnahmen sie eindeutig darstellen. Ihr werdet sie gleich auf dem Bildschirm haben. Laut den Angaben des Real Time Crime Center sind das die letzten Aufnahmen von ihr, also die, die zeigen, wie sie zum letzten Mal das Haus betritt und wieder verlässt. Offenbar hat sie sich eine gute Stunde in ihrer Wohnung aufgehalten und ist dann noch einmal losgezogen. Mich würde nur interessieren, wohin.«
    »Ich sollte hinzufügen«, ergänzte Scarpetta, »dass die SMS, die von Tonis Mobiltelefon an das von Grace Darien gesendet wurde, etwa eine Stunde nach dem zweiten Video verschickt worden ist. Also gegen acht Uhr abends.«
    »Ich habe Mrs. Darien eine Nachricht auf die Mailbox gesprochen«, sagte Marino. »Wir werden uns ihr Telefon besorgen, um festzustellen, ob noch weitere SMS gespeichert sind.«
    »Ich bin nicht sicher, ob ich das jetzt erörtern möchte. Allerdings besteht ein Widerspruch zwischen der Zeit, zu der die SMS eingegangen ist beziehungsweise diese Videoaufnahmen entstanden sind, und meinen Autopsieergebnissen«, sagte Scarpetta.
    »Wir wollen uns zuerst mit den Resultaten des Real Time Crime Center beschäftigen«, erwiderte Berger. »Danach kommen wir zu den Autopsieergebnissen.«
    Damit hatte Berger gerade ausgedrückt, dass sie den Beitrag des RTCC im Zusammenhang mit diesem Fall wichtiger fand als den von Scarpetta. Eine einzige Zeugenaussage genügte Berger, um den Fall aufzuklären? Allerdings kannte Marino nur die Fakten, die Bonnell ihm mitgeteilt hatte, und diese hatte sich ziemlich bedeckt gehalten. Wenigstens hatte sie endlich zugegeben, Berger habe sie am Telefon angewiesen, über ihr Gespräch Stillschweigen zu bewahren. Deshalb hatte Marino ihr nur entlocken können, dass es einen Zeugen gebe. Dieser könne mit Informationen aufwarten, aus denen »glasklar« hervorginge, dass Tonis Wohnung in Bezug auf ihre Ermordung keine Rolle spielte.
    »Wenn ich mir die Videos anschaue, frage ich mich wieder, was aus ihrem Mantel geworden ist«, meinte er nun. »Der grüne Parka befindet sich nicht in ihrer Wohnung und ist auch sonst nirgendwo aufgetaucht.«
    »Und falls jemand ihr Mobiltelefon an sich genommen hat« – Scarpetta ließ sich nicht von diesem Thema abbringen –, »kann derjenige an jeden, der in Tonis Adressbuch verzeichnet ist, einschließlich an ihre Mutter, eine SMS schicken. Man braucht sich nur das Telefon der Person anzueignen, von der die Nachricht angeblich

Weitere Kostenlose Bücher