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Scarpetta Factor

Scarpetta Factor

Titel: Scarpetta Factor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Daniels Cornwell
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und schrubbte zornig daran herum, während Benton reglos verharrte, sie beobachtete und sich nicht einmischen wollte, als sie ihrem Ärger Luft machte. Er versuchte, sich verständnisvoll und vernünftig zu verhalten. Allerdings steigerte seine Reaktion ihre Wut und ihren Hass nur noch.
    »Du könntest wenigstens Gefühle zeigen«, sagte sie. »Oder ist es dir möglicherweise egal?«
    »Es ist mir ganz und gar nicht egal.« Benton zog den Mantel aus. »Dieser Vorwurf war ungerecht. Mir ist klar, wie schlimm es für dich sein muss.«
    »Ich merke dir aber nicht an, dass es dich interessiert. Das war schon immer so.« Sie tat fast so, als hätte Benton ihr das Paket mit der mutmaßlichen Bombe geschickt.
    »Würdest du dich besser fühlen, wenn ich einen Tobsuchtsanfall bekommen würde?« Er betrachtete sie mit ernster Miene.
    »Ich gehe duschen.«
    Zornig zerrte sie sich die Kleider vom Leib, während sie den Flur entlang in Richtung Schlafzimmer marschierte. Dort stopfte sie ihre Sachen in den Beutel für Kleidungsstücke, die in die chemische Reinigung mussten, und warf die Unterwäsche in den Schmutzwäschekorb. Anschließend trat sie in die Dusche und stellte das Wasser so heiß ein, wie sie es gerade noch aushielt. Der Dampf trieb ihr den Geruch noch tiefer in Nase und Nebenhöhlen. Den Gestank des Pakets – nach Feuer und Verdammnis und nach Hitze. Vor ihrem geistigen Auge lief eine andere Diaschau ab. Philadelphia und Dunkelheit und eine brennende Hölle. Leitern, die hoch in den Nachthimmel ragten. Das Kreischen von Sägen, die Löcher ins Dach schnitten. Wasser schoss mit einer Geschwindigkeit von sechzigtausend Litern pro Minute aus Schläuchen. Ein gewaltiger Strom, der aus dem Feuerwehrwagen schoss, um die lodernden Flammen zu bekämpfen.
    Wasserfontänen stiegen aus den Löschfahrzeugen rings um den Häuserblock auf. Der verkohlte Kadaver eines Autos war verbogen wie ein Eiswürfelbereiter. Die Reifen waren weggebrannt. Verflüssigtes Aluminium und Glas. Kupferperlen. Schleifspuren an Mauern, zerknickter Stahl, wellenschlagendes Holz rings um die Fenster. Dazu dichter schwarzer Qualm. Ein Strommast sah aus wie ein brennendes Streichholz. Es hieß, es handle sich um eine Feuerwalze, wie sie Feuerwehrleute häufig narrte. Zuerst sei sie nicht so heiß und erhöhe dann plötzlich die Temperatur, sodass einem der Helm wegschmelze. Sie watete durch schmutzige Pfützen, auf denen in allen Regenbogenfarben schillerndes Benzin schwamm. Taschenlampen leuchteten die Finsternis ab. Tropfgeräusche. Wasser troff aus den viereckigen, mit der Axt geschlagenen Löchern im mit Teerpappe gedeckten Dach. Die verqualmte Luft roch nach angesengten Marshmallows, süßlich, scharf und ekelhaft, als man sie zu dem führte, was von ihm noch übrig war. Viel später erst hatte man ihr erklärt, er sei bereits tot gewesen, als das Feuer ausbrach. Man habe ihn hierher gelockt und erschossen.
    Scarpetta stellte das Wasser ab, stand im Dampf und atmete die Wolken durch Mund und Nase ein. Die Glastür war so beschlagen, dass sie nicht hindurchschauen konnte. Aber sie bemerkte, dass das Licht sich bewegte und dass Benton hereingekommen war. Sie war noch nicht bereit, mit ihm zu sprechen.
    »Ich habe dir etwas zu trinken mitgebracht«, sagte er.
    Das Licht veränderte sich wieder. Benton ging an der Dusche vorbei. Sie hörte, wie er den Hocker unter dem Frisiertisch herauszog und sich setzte.
    »Marino hat angerufen.«
    Scarpetta öffnete die Tür, griff nach einem Handtuch, das danebenhing, und holte es in die Duschkabine. »Bitte mach die Badezimmertür zu. Es wird sonst so kalt hier drin«, forderte sie ihn auf.
    »Lucy und Jaime sind kurz vor White Plains.« Benton erhob sich, schloss die Tür und nahm wieder Platz.
    »Sie sind noch nicht gelandet? Was zum Teufel ist da los?«
    »Das Wetter hat sie ziemlich lange aufgehalten. Der Start musste wegen der Witterungsbedingungen immer wieder verschoben werden.« Er hatte mit Lucy im Hubschrauber gesprochen. »Es geht ihnen gut.«
    »Ich habe es ihm doch ausdrücklich verboten, verdammt! Sie soll beim Fliegen nicht telefonieren.«
    »Er sagte, er habe nur eine Minute mit ihr geredet und ihr nichts von dem Zwischenfall erzählt. Er wird ihr nach der Landung Bericht erstatten. Dann ruft sie dich sicher an. Keine Sorge. Es ist alles in Ordnung.« Benton musterte sie durch den Dampf.
    Sie trocknete sich bei halb geöffneter Tür in der Duschkabine ab und wollte nicht herauskommen. Benton

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