Scarred Heart (German Edition)
Sorge um den Kleinen und die Sucherei hatten an seinen Nerven gezerrt. Er musste ihn jetzt spüren, ihn berühren. Hoffentlich nahm Marius nicht gleich Reißaus.
Flatternd schlossen sich Marius Augen, nie gekannte Gefühle tobten durch seinen Körper. Allein, er war so lange allein gewesen, hatte niemanden zum Anlehnen gehabt.
Seine Hand wurde losgelassen und zwei Arme schlangen sich um ihn, zogen ihn in eine innige Umarmung. Rafael beendete den Kuss und vergrub sein Gesicht schwer atmend in den Haaren des Kleinen. „Bitte, gib mir eine Chance. Lass mich an dich heran!“, raunte er Marius zu. Der nickte, zu sprachlos über das eben erlebte. Dieser Kuss hatte seine dünnen Barrieren niedergerissen.
Dann schlang er seine Arme um Rafael, drückte das Gesicht an dessen Brust. „Tu mir bitte nicht weh!“ , wimmerte er eindringlich. Rafaels Amre drückten ihn fester: „Ich versuche es. Mehr kann ich dir nicht versprechen. Ich muss dich erst richtig kennen lernen, mit all deinen Macken und Fehlern, und du musst auch mich kennen lernen mit allem, was ich an Dummheit fabriziere.“
Er schob Marius ein kleines Stückchen zurück, um ihm in die Augen sehen zu können: „Ich werde dich nie absichtlich verletzen. Du faszinierst mich. Seit ich dich kenne, denke ich nur noch an dich. Aber hau nie wieder einfach so ab! Du hast mir eine Scheißangst eingejagt!“
Marius grüne Augen weiteten sich. „Du hast dich nicht gemeldet. Die ganze Woche nicht. Ich dachte...“, er brach ab, schluckte, setzte erneut an: „Ich dachte, du ekelst dich vor mir.“ Rafael schüttelte fassungslos den Kopf. Wie hatte er nur so dumm sein können? Er war von Forum zu Forum gejagt, hatte einen Psychologen aufgesucht, aber nicht daran gedacht, sich nach Marius zu erkundigen.
„Oh Gott! Marius, das wollte ich nicht. Ich hatte so viel zu tun, und hab nicht daran gedacht.“ Beschämt wandte Rafael den Kopf ab. Marius streichelte seine Hand. Sollte er tatsächlich jemanden gefunden haben? Und dann noch so einen Kerl? Ihm schwindelte und er schloss die Augen.
Marek klatschte in die Hände und erschreckte so die beiden Verliebten. „Gut, da das ja geklärt ist, was gibt’s zum Abendessen?“ , rief er fröhlich in die Runde.
Rafael zog Marius auf seinen Schoß und antwortete: „Pizzadienst!“ Das Marius sich versteifte, ließ er unkommentiert. Ihm war klar, das s der Kleine die Nähe eines Menschen nicht mehr gewohnt war. Er musste sehr vorsichtig an die Sache herangehen, um Marius nicht wieder in die Flucht zu schlagen. Viele Hürden waren zu überwinden.
San ft streichelte er Marius Arm, um ihn zu beruhigen. Nur langsam entspannte sich der Kleine, schmiegte sich sogar sacht an Rafael.
Marius selbst konnte es kaum glauben. Er fühlte sich noch nicht ganz wohl auf Rafaels Schoß. Das streicheln tat seiner wunden Seele gut. Sein blutendes Herz begann, ein wenig zu heilen. Das Pflänzchen der Hoffnung keimte wieder auf, streckte sein Köpfchen heraus. Während Rafael wie nebenbei seinen Arm streichelte, diskutierten sie, was sie bestellen sollten.
Marius entspannte sich nach und nach, wagte es, sich erste zarte Träume zu erlauben. Er merkte gar nicht, wie er seine Hand an Rafaele Brust legte, ihn sanft durch den Stoff streichelte.
Marek stand auf, warf den beiden einen Blick zu, dann grinste er. Er griff zum Telefon und bestellte. Wenige Minuten später machten sie es sich im Wohnzimmer gemütlich. Marius hatte erst, wie gewohnt, zu dem Sessel gehen wollen, doch Rafael schnappte sich den Kleinen und bugsierte ihn zur Couch. Dort zog er ihn in seine Arme, sodass sich Marius wieder anschmiegen konnte.
Denn jetzt, sagte sich Rafael, wo er den Kleinen ein Stück aus seinem Schneckenhaus geholt hatte, musste er am Ball bleiben, damit sein Liebster keinen Rückzieher mehr machte. Erst später merkte er, wie er den Kleinen in Gedanken bezeichnet hatte. Ein glückliches Grinsen überzog Rafaels Gesicht.
8
Die nächsten Tage zogen ins Land, und für Marius änderte sich der Tagesablauf. Wenn er morgens aufstand, wartete bereits eine SMS von Rafael auf ihn. Kam sie einmal später, wurde er nervös und seine Sorgen traten wieder in den Vordergrund. Hatte Rafael etwa schon genug von ihm? Wenn dann die SMS endlich kam, war die Erleichterung groß.
Marius hatte sein Buch vollendet und seinem Lektor geschickt. Nun saß er an einem neuen Roman. Mittags, wenn Rafael Pause hatte, telefonierten sie miteinander. Abends kam er dann vorbei und
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