Scarred Heart (German Edition)
verbrachten schöne Stunden auf dem Sofa, wo sie kuschelten und sich küssten.
Immer wenn Rafael versuchte, mehr als nur küssen anzuvisieren, indem er eine Hand unter Marius Shirt schob, wehrte dieser ab und zog sich wieder zurück. Rafael war klar, dass das alles neu für seinen Kleinen war, doch er wollte langsam aber sicher mehr als nur Händchen halten und keusche Küsse austauschen.
Marius selbst genierte sich. Er wendete oft das Gesicht ab, oder versteckte seine Hände in Handschuhen, wenn Rafael kam. Obwohl er ihm zeigte dass es ihm nichts ausmachte, waren die Jahre der Zurückweisung nicht spurlos an Marius vorbei gegangen.
Seufzend lehnte sich Marius in seinem Stuhl zurück, starrte blicklos auf den Bildschirm seines PCs. Es war Freitag, und er war jetzt seit fast zwei Wochen mit Rafael liiert. Obwohl er sich sehr wohl in seiner Nähe fühlte, zuckte er immer noch bei jeder Berührung zurück. Wie lange würde Rafael das noch mitmachen ?, überlegte Marius. Das sein Liebster mehr wollte, war ihm klar. Er wollte eigentlich auch, aber er konnte sich einfach nicht dazu überwinden. Zu tief saßen seine Selbstzweifel und der Ekel vor sich selbst.
Stöhnend vergrub er sein Gesicht in den Händen. Was sollte er nur machen? Er wollte Rafael nicht verlieren. Er würde heute Abend wieder vorbei kommen, sie würden auf der Couch kuscheln, Händchen halten, sich küssen. Doch sobald Rafael versuchte, sein Gesicht zu streicheln oder Haut anzufassen, wo Narben waren, wurde es Marius zu viel und er blockte ab.
Vielleicht gab es eine Möglichkeit. S eine Eltern hatten immer wieder mit ihm darüber gesprochen, bis er es nicht mehr hatte hören können. Doch es war riskant, sehr riskant. Vielleicht zu riskant. Aber für Rafael würde er es tun. Sich zu informieren könnte schon mal nicht schaden.
Marius hob den Kopf, griff zur Maus und fing an, sich durch das Internet zu arbeiten. Er druckte Seite um Seite aus, sortierte diese dann, hob ganze Passagen mit dem Textmarker hervor.
Über seine Suche hinweg vergaß er die Zeit, hörte mittags nicht das Klingeln des Telefons, welches er im Flur stehen gelassen hatte. Völlig vertieft in die Informationen verstrich zuerst der Vormittag, dann der Nachmittag. Irgendwann wurde er durch ein heftiges Klopfen an der Tür aus seiner Gedankenwelt gerissen. Hastig sprang er auf, sah zur Uhr und fluchte. Hektisch kramte er die Zettel zusammen und schmiss sie in die unterste Schublade seines Schreibtisches, sprang zum PC und löschte den Internetverlauf. Noch sollte niemand mitbekommen, was er hier machte. Nicht, solange er sich nicht absolut sicher war.
Er öffnete die Tür und sah in das besorgte Gesicht von Rafael. „Hey Kleiner, was machst du den? Ich hab dich heute Mittag nicht erreicht, und auf das Klopfen hier hast du auch erst sehr spät reagiert. Ich wollte schon den Ersatzschlüssel holen!“, wurde Marius begrüßt und sogleich in eine feste Umarmung gezogen. Lippen legten sich auf seine, und stöhnend erwiderte Marius den Kuss. Rafael schmeckte so gut. Er ließ seine Zunge in den Mund des anderen gleiten, stippte dort gegen die andere Zunge.
Die Arme pressten ihn nun fester an Rafaels Brust, und Marius stöhnte in den Mund seines Liebsten. Als Rafael eine Hand hob um sein Gesicht zu umfassen, löste sich Marius ruckartig von Rafael und trat einen Schritt zurück.
„Nicht!“ , presste er zwischen den Zähnen hervor. Eine Träne löste sich aus seinem Augenwinkel und lief die Wange herunter. Er hatte es schon wieder getan! Über sich selbst entsetzt drängte sich Marius an Rafael vorbei und rannte in sein Zimmer. Warum war er nicht fähig, die Berührungen des anderen einfach anzunehmen? Warum musste er so kaputt sein? Er sehnte sich doch nach der Nähe, sehnte sich nach den Zärtlichkeiten, die Rafael ihm zu geben bereit war.
Weinend warf er sich auf sein Bett und rollte sich ein.
Das Bett senkte sich ab, und ein warmer männlicher Körper wickelte sich um Marius, zog ihn in eine Umarmung. „Sch, es ist alles gut. Ich wollte dich nicht bedrängen!“, raunte ihm Rafael ins Ohr.
Rafael tat es weh, Marius so zu sehen. Seit Wochen schlichen sie umeinander herum, tauschten harmlose Zärtlichkeiten. Doch sobald er versuchte, mehr zu machen, zog sich sein Kleiner zurück. Er hatte keine Ahnung, wie er ihm helfen konnte. Selbst der Psychologe, mit dem er jetzt regelmäßig in Kontakt stand, wusste keinen Rat. Zeit war das Schlüsselwort, doch je mehr Zeit verging, desto
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